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Das Mahnmal nach einem Entwurf von von Sabine Mahr.
Das Mahnmal nach einem Entwurf von von Sabine Mahr.

Der Trail, Mahnmal#

(Station #12: Zum Todesmarsch ungarischer Jüdinnen und Juden, 1945)#

von Martin Krusche

„Als die Deutschen am 19. März 1944 in Ungarn einmarschierten, lebten dort 795.000 Juden. Zwischen dem 14. Mai und dem 9. Juli 1944 deportierte das von Adolf Eichmann geleitete Sondereinsatzkommando Ungarn mit Hilfe der ungarischen Gendarmerie mehr als 430.000 ungarische Juden nach Auschwitz.“ (Eleonore Lappin: „Die Todesmärsche ungarischer Juden durch Österreich im Frühjahr 1945“) Auch Mauthausen wae das Ziel solcher Märsche.

Davon wurden etliche Bereiche der Steiermark, die Oststeiermark und der Raum Gleisdorf berührt. Das handelt unter anderem auch von einem gezielten Massenmord am Präbichl. Ein sehr stiller Hinweis auf all das befindet sich in einem sehr stillen Winkel des eher ruhigen Gleisdorfer Ortsteils Nitscha.

Es war damals üblich, daß entkräftete Personen von den Begleitmannschaften erschossen wurde. Es gehörte zum Konzept des Unternehmens, die Anzahl der jüdischen Menschen auf solche Art zu dezimieren. Zitat: „Zahlreiche KZ-Häftlinge überlebten die tage- und wochenlang dauernden Märsche bzw. Transporte nicht: Sie erfroren, verhungerten oder brachen geschwächt zusammen und wurden dann von den SS-Wachmannschaften erschossen.“ (Haus der Geschichte Österreich)

Sie finden das Mahnmal direkt neben dem markanten Feuerwehrgebäude.
Sie finden das Mahnmal direkt neben dem markanten Feuerwehrgebäude.

Ich hole hier so weit aus, um knapp zu umreißen, welche Dimension diese Anmaßung hatte, diese Überheblichkeit, der Menschen gedient haben, die man großteils für gewöhnliche Leute halten darf. Es ist ein besonderes Verdienst der Philosophin Hannah Arendt, uns vor Ausflüchten durch Dämonisierung der Täter zu bewahren. Sie hat die „Banalität des Bösen“ analysiert und beschrieben. Es läßt uns ahnen, daß in den meisten von uns das Zeug steckt, sich menschenverachtenden Seilschaften anzuschließen. Das mahnt zur Achtsamkeit.

Dieses Nitschinger Mahnmal beruht auf einer speziellen Anstrengung: „Die Gemeinde Nitscha, Bertram Riegler, Professor Peter Gerstmann sowie Professorin Marianne Ofner vom BG/BRG Gleisdorf sind für die Projektumsetzung verantwortlich.“ (Quelle) Der Prozeß dazu begann im Jahr 2005, die Enthüllung des Mahnmals fand 2014 statt. (Das Siegerprojekt von Sabine Mahr, einer Jugendlichen aus Nitscha.)

Material#

Kontext#

Es gibt im Raum Gleisdorf zwei Standtorte mit je einem Mahnmal zu den Todesmärschen. Jenes in Nitscha steht in Beziehung zum Mahnmal auf dem Rathausplatz, also im Zentrum von Gleisdorf. Beide haben einen sachlichen Zusammenhang mit dem „Kriegerdenkmal“ an der Wand der Stadtpfarrkirche und mit zwei Positionen auf dem Friedhof. Die zentralen Positionen:
Bei diesem Bildstock geht es links zum Mahnmal.
Bei diesem Bildstock geht es links zum Mahnmal.

Postskriptum#

Ich hatte dieses Objekt vor Jahren zufällig entdeckt, als ich mit Fotograf Richard Mayr nach Nitscha kam, um dort einen Tabernakelpfeiler anzusehen. Wir waren mit dem Thema Klein- und Flurdenkmäler befaßt, was zum Buch „Wegmarken“ (Ein Kulturelles Zeichensystem) führte. Beide Motive, das Mahnmal und der Tabernakelpfeiler, schafften es nicht ins Buch. (Ich ahne, dazu sollte uns etwas einfallen.) Hier finden Sie den Bildstock zumindest auf der ersten Foto: (Link)