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vom 26.04.2022, aktuelle Version,

Schloss St. Emmeram

Übersichtsplan, Gesamtanlage (nach 2006)
Schloss Thurn und Taxis
Gruftkapelle im Kloster St. Emmeram
Kloster-Kreuzgang
Innenhof mit Kurfürstenbrunnen

Das Schloss St. Emmeram oder Schloss Thurn und Taxis ist ein Schloss des Fürstenhauses Thurn und Taxis in Regensburg, das nach Um- und Neubauten Ende des 19. Jahrhunderts aus den Gebäuden des Klosters St. Emmeram entstanden ist, nachdem das Kloster 1810 dem Fürstenhaus übereignet worden war. Die Anlage wird als Bodendenkmal unter der Aktennummer D-3-6938-0820 im Bayernatlas als „archäologische Befunde und Funde im Bereich der ehemalige Benediktinerabtei St. Emmeram, heute Schloss Thurn und Taxis, vom Frühmittelalter bis in die Neuzeit“ geführt. Ebenso ist sie unter der Aktennummer D-3-62-000-351 als denkmalgeschütztes Baudenkmal von Regensburg verzeichnet.

Geschichte

Kloster St. Emmeram wird zum Schloss Emmeram

Als Entschädigung für die Abtretung der Postrechte wurden dem Fürstenhaus Thurn und Taxis 1810/1812 vom Königreich Bayern im Zuge der Säkularisierung die umfangreichen Gebäude (dreiflügeliger Konventbau mit Kreuzgang, Refektorium, Klosterküche mit Treppenhaus, Löwensaal, Kapitelsaal, Bibliothekssaal) auf dem Klostergelände des aus dem 8. Jahrhundert stammenden Klosters Sankt Emmeram übereignet. Die an den Westflügel des Kreuzganges anschließende Gruftkapelle der Fürsten von Thurn und Taxis wurde 1836/41 unter Karl Alexander von Thurn und Taxis nach Plänen des fürstlichen Baurates Carl Victor Keim im Stil der Neugotik errichtet und ragt in den Garten des Kreuzganges hinein. Der Bau wurde vom königlichen Baumeister Friedrich von Gärtner begutachtet und gelobt. Die Gruftkapelle dient als fürstliches Mausoleum, in dem bis heute Fürst und Fürstin und unverheiratete Kinder des Hauses Thurn und Taxis beigesetzt werden.

Marstall (Hintergrund) mit Gastronomie (Vordergrund)
Marstall, Eingangstür mit Relief

Bau des klassizistischen Marstalles

Ein Marstall war nicht nur zur Unterbringung von Pferden und Kutschen gedacht, sondern diente auch der Ausbildung von Reitern und Pferden und wurde als Schauplatz für Aufführungen und Wettkämpfe genutzt. Ein Marstall war also ein Ort höfischen Vergnügens und damit eine wichtige Einrichtung eines Fürstenhauses. Unter Fürst Maximilian Karl wurde 1827 nach Plänen des königlich bayerischen Hofbaurates Jean Baptiste Métivier auf dem westlichen Schlossgelände des früheren Abteigartens mit dem Bau eines Marstalles und einer Reitschule mit Reithalle begonnen. Die neuen Marstall-Gebäude hatten sowohl Zugang zum östlichen Schlossgelände als auch zu der westlich verlaufenden Gasse.[Anm. 1] Die Marstall-Baumaßnahme beschäftigte 200 Arbeiter und viele Handlanger und war damals die einzige größere Baumaßnahme in Regensburg, die der verarmten Bevölkerung eine Arbeitsmöglichkeit bot. Erstellt wurde eine symmetrische dreiflügelige Anlage mit der Reithalle im Mittelteil und Stallungen und Stallapotheke für kranke Pferde in den Seitenflügeln. Die breit gelagerte Anlage umschloss nach Osten einen Ehrenhof. Die Gesamtkosten der Anlage beliefen sich auf 250.000 Gulden.

Künstlerisch gestaltet wurde die Reithalle im Inneren mit 16 Gipsreliefs des königlichen Bildhauers Ludwig Schwanthaler. Auf den Reliefs sind reitende und pferdebändigende Heroen der griechischen Sagenwelt (Hektor, Achilles, Ares, Herakles) mit Pferden und Wagenzügen dargestellt. Auch außen über dem Hauptportal des Reithauses findet sich ein großes Steinrelief, das eine Victoria darstellt, die siegreiche Pferde bekränzt. Die Gesamtanlage wurde am 13. Mai 1832 im Rahmen einer großen Festveranstaltung mit Musik der Hofkapelle eingeweiht. Heute gelten die komplett erhaltenen Reliefs von Schwanthaler als die besten Zeugnisse seines Schaffens, da seine Münchener Arbeiten im 2. Weltkrieg nahezu komplett zerstört wurden.[1][2]

Umbau des Schlosses Ende des 19. Jahrhunderts

Zum Residenzschloss im heutigen Zustand wurde das Schloss erst 1883/88 unter Fürst Maximilian Maria von Thurn und Taxis vom fürstlichen Baumeister Max Schultze um- und ausgebaut. Das größte Teilprojekt der Baumaßnahme war der Abriss des alten, maroden Südflügels mit den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden des Klosters und der komplette Neubau des imposanten, 150 m langen Südflügels im Stil der Neorenaissance mit Front zur von Karl Anselm von Thurn und Taxis angelegten Fürst-Anselm-Allee. Die Arbeiten begannen im Westen beim Emmeramer Tor und waren noch nicht abgeschlossen, als Fürst Maximilian Maria, der den Bau ganz wesentlich mit geplant hatte, 1885 im Alter von 23 Jahren starb. Unter seinem Bruder Fürst Albert von Thurn und Taxis wurde der Bau 1888 abgeschlossen, nachdem auch die Fassaden von Ostflügel zum Park hin angepasst und die Fassaden zum Schlosshof hin neu gestaltet worden waren. Der Ausbau der Inneneinrichtung und die Erneuerung der Prunkräume im Ostflügel beanspruchte noch mehrere Jahre. Die gesamte Baukosten betrugen 2.100.500 Mark, ohne die hauseigene Elektroinstallation, die von einer dampfgetriebenen Dynamomaschine der Nürnberger Firma Schuckert & Co. gespeist wurde. Die zahlreichen Bauaufträge waren für Handwerk und Kunstgewerbe in Regensburg eine beträchtliche Unterstützung.[2]

Erweiterungsbauten im 20. Jahrhundert

Zu weiteren das Schloss und seine Bewohner betreffenden Baumaßnahmen kam es nach 1904 südwestlich außerhalb des alten Schlossgeländes bei der Waffnergasse, als dort der alte Bauhof des Klosters abgerissen und an seiner Stelle das Hofmarschallamt errichtet wurde. Dieses neue Gebäude wurde mit dem damals ebenfalls neu gebauten Helenentor an das alte, auf dem Schlossgelände stehende Emmeramer Tor der Stadtmauer angeschlossen. Das Hofmarschallamt wurde nach Norden hin durch einen modernen zweiten Marstall ergänzt, eine großzügige, an den Innenwänden gekachelte Remise für Kutschen und die damals neu aufkommenden Automobile. Die Remise umschloss einen großen Innenhof, der über eine mit Uhrenturm gekrönte Toranlage von der Waffnergasse aus zugänglich war. Kutschen und Automobile mussten von hier aus einen einfachen Zugang zum damals neu entstehenden Regensburger Straßennetz haben. Deshalb wurde auf Kosten des Hauses Thurn und Taxis westlich an das Helenentor anschließend zusätzlich auch die baumbestandene Helenenstraße gebaut. Diese neue Straße wurde angebunden an die damals ebenfalls neu entstandene Schottenstraße, die als neue südliche Erschließungsstraße der Altstadt von Regensburg fungierte und am Bismarckplatz endete.[3]

2005 wurde der Innenhof der Remise überdacht und die ehemalige Remise des Schlosses zu einer Gasthausbrauerei mit Freisitzen und Blick auf die westliche Fürstenallee ausgebaut.

Während des Zweiten Weltkriegs hatte die ‚Wehrmacht-Kommandantur Regensburg‘ im Schloss ihren Sitz.[4]

Teile des Schlosses werden bis heute von Angehörigen der Familie von Thurn und Taxis bewohnt.

Geplanter Umbau des Schlosses zum Luxushotel

Im Jahr 2007 wurden Pläne zum Umbau der ehemaligen Reichsabtei St. Emmeram, zu einem Luxushotel zunächst lange unter Ausschluss der Öffentlichkeit beraten. Die Pläne wurden erst im Oktober 2007 öffentlich bekannt, als dem zuständigen Bauausschuss des Stadtrats von Regensburg ein Bauantrag zur Abstimmung vorgelegt wurde, der eine Teilnutzungsänderung des Schlosses St. Emmeram vorsah. Geplant war die Aufnahme des Betriebs eines Hotels mit Neubau einer Tiefgarage. Der Antrag wurde mit nur zwei Gegenstimmen von Margit Wild und Jürgen Mistol angenommen, obwohl ersichtlich war, dass die Umbaumaßnahmen die Kernbauten der Reichsabtei St. Emmeran einschlossen, nämlich den Kreuzgang den Asamsaal und den alten und neuen Konvent.

Nachdem der Regensburger Arbeitskreis Kultur in einer Presse-Erklärung die geplanten baulichen Maßnahmen am denkmalgeschützten Kloster scharf kritisiert hatte und auch auf die beabsichtigte Fällung von 50 Bäumen im zugehörigen Fürstenpark hingewiesen hatte, entwickelte sich in den folgenden Monaten eine Bürgerinitiative, die die geplanten Baumaßnahmen verhindern wollte. Nach anfänglichem Zögern wurde die Bürgerinitiative auch von vielen Medien unterstützt, nachdem der renonommierten Kunsthistoriker Jörg Traeger auf das Schloss St. Emmeram als ein "bayerisches Nationalheiligtum" hinwies, das im Range eines europäischen Kulturdenkmals durchaus vergleichbar sei mit Kloster Lorsch und der Fürstabtei St. Gallen, die man niemals zu einem Luxushotel umbauen und umwidmen würde.

Große öffentliche Aufmerksamkeit erzielte die Bürgerinitiative durch einen offenen Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten, verfasst von den vier weithin bekannten Vereinen Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg, Altstadtfreunde Regensburg, Forum Regensburg, Arbeitskreis Kultur. Im Brief wurde der Ministerpräsident aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass der Verfassungsauftrag gemäß Artikel 3 und Artikel 41 der Bayerischen Verfassung erfüllt werde, durch Nichtverwirklichung der geplanten Baumaßnahmen. In diesen Artikeln wird Bayern als ein Kulturstaat definiert, in dem die Regierung für den Denkmalschutz- und den Naturschutz sorgen muss.

Am Ende war die Ablehnung des Bauvorhabens bayernweit so stark geworden, dass das Umbauprojekt nicht verwirklicht werden konnte.[5]

Museum

Besichtigt werden können die Prunkräume des Schlosses mit Wandteppichen der Brüsseler Zeit und Inneneinrichtung aus dem Palais Thurn und Taxis in Frankfurt am Main. Erhalten geblieben ist ein Teil des Kreuzganges und angrenzende Gebäude aus dem ältesten Teil des Klosters. Anders als die zu Prunkräumen umgebauten Klosterräume wurde der Kreuzgang nicht verändert. Als Teil des Museums kann er im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Im Marstall sind das Marstallmuseum mit historischen Kutschen und die Fürstliche Schatzkammer Thurn und Taxis, ein Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums, zu sehen. Das Gebäude wurde 1829 nach Plänen von Jean Baptiste Métivier errichtet.

Schlosspark, Entstehung und Veranstaltungsort

Der Schlosspark ist erst ab Ende des 18. und im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden. Der englische Landschaftsgarten mit Einfriedung wurde unter Einbeziehung von Resten der Emmeramer Bastei und der Stadtmauer ab 1872 durch Carl Joseph von Effner gestaltet.[Anm. 2] Das gesamte Gelände, das als Emmeramer Breiten bezeichnet wurde, lag unmittelbar vor der Stadtmauer die die Gebäude des Schlosses und des Klosters einschloss und dann dem Verlauf des Petersweges folgte. Vor der Stadtmauer auf dem Gelände des heutigen Schlossparks lagen auch andere Abschnitte der Befestigungs-Vorwerke. Sie wurden unter Fürst Karl Anselm von Thurn und Taxis abgeräumt, um das Gelände mit Bäumen zu bepflanzen. Später unter Fürstbischof Karl Theodor von Dalberg wurde das Gelände an Fürst Karl Alexander von Thurn und Taxis verkauft. Dessen Ehefrau Therese zu Mecklenburg ließ im Ostabschnitt das Gartenschlösschen Theresens Ruh errichten. Die klassizistische Villa erhielt am Ende des Zweiten Weltkrieges einen Bombentreffer. Das beschädigte Gebäude wurde 1945 überraschend gänzlich abgebrochen.

Heute ist der Schlosspark nicht frei zugänglich, jedoch finden im Schlosspark und im Innenhof des Schlosses jährliche Veranstaltungen statt, darunter eine Gartenschau im Juni, die Thurn-und-Taxis-Schlossfestspiele im Juli und seit 2001 der Weihnachtsmarkt auf Schloss Thurn und Taxis.

Literatur

  • Martin Dallmeier (Hrsg.): „Dieser glänzende deutsche Hof …“ 250 Jahre Thurn und Taxis in Regensburg (= Katalog der gleichnamigen Ausstellung im Schloss St. Emmeram vom 17. Juli bis 20. September 1998). Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv u. a., Regensburg 1998, ISBN 978-3980629614.
  • Gloria von Thurn und Taxis, Peter Styra: Fürst Thurn und Taxis Museen Regensburg. Fürstliches Schloss, Kreuzgang von St. Emmeram, Marstall, Fürstliche Schatzkammer. Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv, Regensburg 2017, ISBN 978-3-9806296-4-5.
Commons: St. Emmeram's Abbey  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: St. Emmeram's Palace  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Janina Pentlehner: Ludwig von Schwanthalers Reliefs am Marstall des fürstlichen Schlosses St. Emmeram in Regensburg (1829-1831). In: Hans Christoph Dittscheid, Peter Styra, Bernhard Lübbers (Hrsg.): Kataloge und Schriften der Staatlichen Bibliothek Regensburg. Universitätsverlag Regensburg, Regensburg 2010, ISBN 978-3-86845-050-7, S. 123154.
  2. 1 2 Karl Bauer: Regensburg. Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. 6. Auflage. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 325, 336–340.
  3. Karl Bauer: Regensburg. Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. 6. erweiterte Auflage. MZ-Verlag, Regensburg 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 591–594.
  4. Peter Eiser, Günter Schießl: Kriegsende in Regensburg: Revision einer Legende. Regensburg 2012, S. 40.
  5. Eginhard König: Bürgerinitiativen und Denkmalschutz. Das Beispiel Regensburg. In: Arbeitskreis Regensburger Herbstsymposium (Hrsg.): Zum Teufel mit den Baudenkmälern. 200 Jahre Denkmalschutz in Regensburg. Dr. Peter Morsbach Verlag, Regensburg 2011, ISBN 978-3-937527-41-3, S. 70 ff.

Anmerkungen

  1. Die Gasse trug bis zum Ende des 18. Jahrhunderts die BezeichnungSauwinkel, weil ehemals dort die Schweineställe des Klosters lagen. Danach bezeichnete man den Ort der Lage nach als Hinter St. Emmeram, wo bis 1904 auch der alte Bauhof des Klosters stand. Seit dem Abriss des Bauhofs und den folgenden Neubauten heißt die Gasse Waffnergasse.
  2. Der ummauerte Hügel der Emmeramer Bastei ist noch heute im westlichen Parkabschnitt erkennbar.