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Mittelkaiserzeitliches Steinkastell und spätantike Umbauten - Mautern#

Stadtmauer mit spätantikem Fächerturm
Stadtmauer mit spätantikem Fächerturm
© FRE-Projekt, Eva Kuttner 2007
Stadtmauer
Stadtmauer
© FRE-Projekt, Eva Kuttner 2007
Stadtmauer mit spätantikem U-Turm
Stadtmauer mit spätantikem U-Turm
© FRE-Projekt, Eva Kuttner 2007
Fächerturm und Stadtmauer
Fächerturm und Stadtmauer
© FRE-Projekt, Eva Kuttner 2007
Fächerturm mit Stadtmauer
Fächerturm mit Stadtmauer
© FRE-Projekt, Eva Kuttner 2007
Mauerwerk des Fächerturms
Mauerwerk des Fächerturms
© FRE-Projekt, Eva Kuttner 2007
Margarethenkapelle, Vitrinen
Margarethenkapelle, Vitrinen
© FRE-Projekt, Boundary Productions 2006

Lage#

Gemeinde: Mautern an der Donau

Katastralgemeinde: Mautern

Kg-Nr: 12162

Denkmäler#

Die Ausdehnung des Steinkastells betrug etwa 175 x 175m. Archäologisch nachgewiesen ist die etwa 1,5 m starke Kastellmauer in der NW-Ecke, die eine spätere Überbauung mit einem Fächerturm zeigt und die westliche Kastellmauer. Reste der nördlichen Toranlage an der Kante der Hochterrasse (Kremserstraße/Kirchengasse), Teile der südliche Toranlage (Alte Friedhofstraße) und der westlichen Toranlage (Melkerstraße) wurden bei Kanalarbeiten angeschnitten. Ein Gebäude mit Apsis im südlichen Kastellbereich wird als kastellbad gesehen. An der westlichen Kastellmauer lag ein Innenturm (Essigfabrik). Dem Kastell vorgelagert war ein äußeres und inneres Grabensystem, das im Westen erfasst werden konnte. Mehrere Bauphasen lassen sich erkennen (Periode 3- 5). Der Beginn des Ausbaus der Kastellmauern und -bauten in Steinbauweise wird zwischen 130 bis 150 n. Chr. angesetzt. Bauliche Veränderungen innerhalb des Lagers um 170/180 werden durch Planierungen und Aufschüttungen dokumentiert. Nach 251 n. Chr. (Münzdatierung, Grabung Frauenhofgasse 1997) brannte das Lager ab; ein breiter Brandhorizont wurde an mehreren Stellen angeschnitten. Darauf folgte ein Rückgang der importierten Keramik und des Münzumlaufs, was vielfach mit einem Besiedlungshiatus gleichgesetzt wird. In der Spätantike kommt es zu einer Verstärkung durch Fächertürme.

Kategorie: Kastell

Steinkastell von 3,06 ha (Periode 3-5), Toranlagen, Kastellmauern, Innentürme. Innenbauten: Stallungen für eine Reitereinheit, Kastellbad. Inneres und äußeres Grabensystem. Zerstörungshorizont Mitte des 3. Jahrhunderts; spätantike Brandschicht. Spätantike Fächertürme.

Stationierte Truppen: Legio X Gemina pia fidelis, Cohors I Aelia Brittonum (Antoniana), Cohors II Batavorum, Legio XIIII Gemina Martia victrix

Einen Hinweis auf die Cohors II Batavorum geben zwei Militärdiplome; ein im Vicus gefundenes datiert 131-133 n. Chr., ein weiters in Stein a. d. Donau entdecktes 135-138 n.Chr. Beide Militärdiplome, die Soldaten der Cohors II Batavorum 131-138 n.Chr. verliehen wurden, verweisen auf eine Stationierung dieser Einheit.

Frühestens 140/150 n.Chr. kam die Cohors I Aelia Brittonum nach Mautern, die zuvor in Wallsee stationiert war. Durch Ziegelstempel ist ihre Anwesenheit in Mautern bis in das 3.Jh. gesichert. Ziegelstempel nennen auch die in VINDOBONA/Wien stationierte Legio X Gemina und die Legio XIIII Gemina Martia victrix aus Carnuntum, die vermutlich zu Bauarbeiten Truppenteile zur Verfügung stellten.

Zeitstellung#

Datierung: 120 AD - 360 AD
Perioden 3-5

Phase: Römische Kaiserzeit

Forschungsgeschichte#

In einer Urkunde des 11. Jahrhunderts sind römische Ruinen genannt (Genser 1986, 270). A. Dungel, Abt vom Benediktinerstift Göttweig, verfasst die erste Fundaufnahme. Ziegelstempel und Mauern bei Kanalgrabungen deuten auf ein römisches Kastell, dessen Ausdehnung u. a. auch von J. Nowotny aufgrund des Straßennetzes rekonstruiert wurde. Initiativen von Mauterner Bürgern (L. Pindur, F. Kainz, A. Gaheis, E. Polaschek, H. Riedl u. a.) ergeben Beobachtungen und erste Ausgrabungen, wobei weitere Gräber, eine Villa rustica und im Lagerinneren ein Hypokaustum freigelegt wurde. Seit 1950 erfolgt eine intensive Ausgrabungs- und Forschungstätigkeit, die Mautern zu einem bestens erforschten Kastellplatz macht. Seit 1992 wird die Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Mautern und den Ausgräbern intensiv betrieben. Ab 1995 erfolgen Aufarbeitungen der Altgrabungen durch Ch. Ertel, V. Gassner und S. Jilek. Den Ausgrabungen des ÖAI und des BDA folgen umfangreiche Publikationen, die 2002 zu einem Chronologieschema von St. Groh und H. Sedlmayer führen. 2007 wurden in der Ausgrabung in der Essigfabrik an der Westseite des Kastells ein Innenturm und ein Doppelgraben entdeckt. Ein äußeres Doppelgrabensystem wurde 2008 angeschnitten. In der Melkerstraße wurde 2008 das Kastellbad ergraben, das im 4. Jahrhundert verkleinert wurde.


Forschungsgeschichte (Fortsetzung)#

2008: Sondagen vor Kanalisierungsarbeiten (Kasernenbauten, Kastellbad?, Pfostenlöcher)

2007: Essigfabrik (Doppelgraben, mehrphasige Mannschaftsbaracken mit Ställen, via sagularis, Turm, spätantike Holzständerbauten, U-Turm)

2007: Sondagen vor Kanalisierungsarbeiten (W-Kastellmauer, Torturm?, Vicusbefund)

2002: Künette Kreisverkehr (Mauerreste, Estrich)

1996-1997: Grabung Frauenhofgasse 21 (Spitzgräben Erde-Holz-Kastell, Baracken)

1996-1997: Grabung Melkerstraße 5 (Baracken)

1996-1997: Wasserleitung Kremserstraße (nördliche Toranlage mit Straße, Aufschüttung der Geländestufe)

1994: Alte Friedhofgasse (Südtor)

1994: Grabung Schlosskeller (Mauerreste, Pfostenlöcher)

1993-1994: Grabung Parkplatz (Nordfront Kastell, Kaimauer)

1992: Grabung Nikolaihof SO (Spitzgräben)

1988-1989: Grabung Nikolaihof (Spitzgraben, Fächerturm, O-Mauer)

1979-1982: Grabung Nikolaihof Kapelle und Innenhof (Hufeisenturm?, O-Kastellmauer, spätantikes Restkastell?)

1978: Grabung Margarethenhof (Brandhorizonte)

1977: Grabung Kirchengasse 9

1975: Grabung Margaretenhof (Siedlungsschichten mit Brandhorizonten)

1974: Grabung vor Fächerturm (Baufuge, Spitzgräben)

1972-1973: Grabung Pfarrhof, Pfarrgarten (Fächerturm, W-Kastellmauer, ältere NW-Ecke)

1969: Sondierungen (U-Turm, W-Kastellmauer)

1955-1956: Grabung Rehgarten (Siedlungsschichten, Brandschichten)

1954: Grabung Margarethenkapelle (Kastellsüdmauer ?, Gebäudeboden)

1951: Grabung Stadtmauer, Pfarrgarten (W-Kastellmauer, Spitzgräben)

1950: Grabung Nikolaihof (Kastellmauer)

Literatur#

  • V. Gassner, St. Groh, S. Jilek, A. Kaltenberger, W. Pietsch, R. Sauer, H. Stiglitz und H. Zabehlicky, Das Kastell Mautern-Favianis, Der Römische Limes in Österreich 39, 2000, 384ff.
  • V. Gassner und S. Jilek, Fundstellen, in: V. Gassner, St. Groh, S. Jilek, A. Kaltenberger, W. Pietsch, R. Sauer, H. Stiglitz und H. Zabehlicky, Das Kastell Mautern-Favianis, Der Römische Limes in Österreich 39, 2000, 26-130.
  • W. Pietsch, Spätantike Festungstürme in Mautern, in: V. Gassner, St. Groh, S. Jilek, A. Kaltenberger, W. Pietsch, R. Sauer, H. Stiglitz und H. Zabehlicky, Das Kastell Mautern-Favianis, Der Römische Limes in Österreich 39, 2000, 361-380.
  • St. Groh und H. Sedlmayer , Zusammenfassung, in: St. Groh und H. Sedlmayer (Hrsg.), Forschungen im Kastell Mautern-Favianis. Die Grabungen 1996 und 1997, der Römische Limes in Österreich 42, 2002, 554-564, 556ff.
  • H. Zabehlicky, Mautern 1990-1991, Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes 61, 1991/1992, Beibl. Grabungen 1990/91, 40ff, 595ff.


Text und Bearbeitung: Eva Kuttner



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