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Dreikönigstag (6. Jänner)#

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Sternsingerkinder
Sternsingerkinder
© H. M. Wolf

Nach dem biblischen Bericht (Mt 2, 1-12) huldigten gelehrte Heiden als erste dem neugeborenen Jesus mit herrschaftlichen Geschenken. Demnach waren sie weder drei, noch Könige und schon gar nicht Heilige. Das griechische Wort Magoi bezeichnete Astronomen und Astrologen, wie sie seit dem 3. vorchristlichen Jahrtausend in Mesopotamien wirkten. Die Gelehrten, die dem "Stern" über Jerusalem bis Bethlehem folgten, zählten wohl zu den letzten Vertretern dieser Tradition. Der Kult der Heiligen Drei Könige erfuhr mit der Übertragung der angeblich von Kaiserin Helena (+ 330) aufgefundenen Gebeine von Mailand nach Köln (1164) starken Aufschwung. Man verwahrte die Reliquien im größten und kostbarsten Schrein des Mittelalters und nahm dies zum Anlass für den Bau des Kölner Doms. Von hier verbreitete sich die Verehrung im ganzen Abendland. Zum 200. Jahrestag der Translation verfasste Johannes von Hildesheim eine populäre Legende. Der Karmelitermönch stellte die Magier als Vorbild der Priester dar, weil sie allem Anschein nach ohne Frauen zu Jesus unterwegs waren. Von Johann Wolfgang Goethe wieder entdeckt, wurde die Legende 1822 gedruckt.

Der Brauch der Dreikönigsspiele ist seit dem Mittelalter dokumentiert. Damals hatte das Fest der Epiphanie auch als Jahresanfang große Bedeutung. Das Nachspielen des Zuges der Magier zur Krippe des Jesuskindes bildete die Huldigung des Regenten einer neuen Zeit und eines neuen Jahres. Der liturgische Brauch des Einzugs mit Gesang und dem Stern (in Form eines Leuchters) als Requisit ist seit der ersten Jahrtausendwende belegt.

Aktuelle Bräuche am Dreikönigstag sind Haussegnungen, Sternsingen und Dreikönigsumzüge. Zur Segnung verwendet man Weihrauch, Weihwasser und geweihte Kreide, die oft in Kirchen gegen eine Spende erhältlich sind, und schreibt "C+M+B" mit der Jahreszahl über die Haustür. Die Buchstaben werden als Christus mansionem benedicat (Christus, segne dieses Haus) oder die Glück bringenden Initialen von Kaspar, Melchior und Balthasar gelesen. Den gleichen Zweck sollten einst amulettartige Dreikönigszettel erfüllen, in denen die heiligen Drei mit Jesus, Maria und Josef oder mit der Dreifaltigkeit auf eine Stufe gestellt werden. Volkstümlich deutete man das „K+M+B“ als „Kathl mach’s Bett“, neuerdings kirchenkritisch als „Kinder müssen betteln“. Dreikönigsritte finden aktuell in Neukirchen (Gemeinde Altmünster, Oberösterreich) sowie Scheibbs und Weißenkirchen an der Perschling (Niederösterreich) statt.

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts gingen Schüler und Lehrer mit dem Stern um. Dabei standen sie in Konkurrenz zu den Neujahrsansingern, die ebenfalls auf Heischegang waren und Glück wünschten. Manche Gruppen trugen einen geschnitzten, drehbaren Stern, in dessen Mitte sich das segnende Christkind befand. Ein Innsbrucker Ratsprotokoll gebot 1552: „Das Sternsingen soll man nicht gestatten, dieweil es ein Schmarotzerey.“ Mit der Einführung der allgemeinen Volksschule hatten Schüler und Lehrer den Heischegang nicht mehr nötig, andere Sozialgruppen traten an ihre Stelle. Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) widmete den Dreikönigssingern ein heiteres Epiphaniasgedicht: “Die heilgen drei Könige mit ihrem Stern, die essen und trinken, und zahlen nicht gern ...” Im 19. Jahrhundert waren Bettelgänge weit verbreitet. Wohlhabende Gegenden kannten das Sternsingen nicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Revitalisierung. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Revitalisierung. 1947 ging der Wiener Beamte Franz Pollheimer (1900-1986) mit seinen Kindern für den Wiederaufbau des Stephansdoms und die Renovierung der Piaristenkirche sternsingen. Später übernahm die Dreikönigsaktion der katholischen Jungschar Österreichs den Brauch. 85.000 kostümierte Kinder und 30.000 Erwachsene als Begleiter sind als Sternsinger zugunsten von Entwicklungshilfeprojekten unterwegs.

In Heiligenblut, am Fuß des Großglockners, wird eine altartige Form des Sternsingens gepflegt. Männergruppen, sogenannte Rotten, gewandet in Lodenmäntel und Filzhüte, gehen mit langen Stöcken und Laternen um. Eine Rotte besteht aus einem Dutzend Sängern, Musikanten und einem Sternträger. Er hält den leuchtenden Stern mit einer Schnur in Bewegung. Am Nachmittag des 5. Jänner, nach der Segnung in der Kirche, ziehen die Sternsinger los. Bis zum Morgengrauen werden alle Häuser, und seien sie noch so weit entfernt, besucht. Die Bläsergruppe kündigt den Bewohnern das Kommen an. Die Sänger stellen sich im Halbkreis auf. In einem Lied mit vielen Strophen verkünden sie die Heilsgeschichte. An die zweihundert Sternsingerlieder sind bekannt. Dazu wird der Stern gedreht. Für die Wertschätzung des Brauches spricht, dass die Ausführenden von ihren Dienstgebern dafür frei bekommen - und dass ihn die UNESCO in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen hat.

Quelle#

Helga Maria Wolf: Österreichische Feste und Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003

Redaktion: hmw


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