Gemeindebau (Wien)#
Die historischen Wiener Gemeindebauten sind sichtbare Zeugen der sozialen Anstrengungen des Roten Wien der Zwischenkriegszeit. Das kommunale Wohnbauprogramm begann nach dem Ersten Weltkrieg auf der Grundlage der 1922 eingeführten Wohnbausteuer. Mit subventionierten städtischen Wohnhäusern sollte die damals herrschende Wohnungsnot bekämpft und der ärmeren Bevölkerung ein Mindeststandard an Größe und Ausstattung geboten werden. Da bedürftige und kinderreiche Familien bei der Vergabe bevorzugt waren, ergab sich eine Konzentration auf bestimmte Sozialschichten. Die bis 1927 errichteten Kleinstwohnungen bestanden aus Vorraum, WC, Küche, Zimmer und evtl. Balkon. 75 % waren 38 m² groß, der Rest 45 - 48 m². Die Ausstattung umfasste Gasherd und Ofenheizung, es war kein Badezimmer vorgesehen. Die Gemeindebauten waren fünf bis acht Stockwerke hoch. Von außen wirken sie festungsartig und abweisend. Monumentale, oft mit Eisengittern gestaltete Tore, schließen sie ab. Kernstück ist der Hof mit sozialem Grün, der die einzelnen "Stiegen" erschließt. Im Sinn des Roten Wien legte man Wert auf "Kunst am Bau" und Gemeinschaftseinrichtungen. Bis 1934 waren 63.000 Gemeindewohnungen fertig.
In der 2. Republik wurde die Bautätigkeit wieder aufgenommen. Das Matzleinsdorfer Hochhaus (Wien 5, Matzleinsdorfer Platz) war das erste Gemeindehochhaus Wiens. 1956 wurde die 50.000. Wohnung nach Kriegsende übergeben. Ab den 1960er- Jahren kamen Fertigteil- und Montagebauten zur Anwendung, vorwiegend entstanden Großanlagen am Stadtrand. Die jährliche Bauleistung lag bei 9.000 Wohnungen. Die Subkultur der "grünen Witwen" in solchen Anlagen war 1977 Inhalt des Hits "Du bist die Blume aus dem Gemeindebau" von Wolfgang Ambros und Joesi Prokopetz. Nachdem Wien über einen großen Gemeindewohnungsbestand verfügte, wurde der Neubau für einige Jahre ausgesetzt. 2015 folgte das Wohnbauprogramm "Gemeindebauten NEU", der Barbara-Prammer-Hof in Wien-Favoriten, wurde im Herbst 2019 an die ersten MieterInnen übergeben.
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