Loos, Adolf#
* 10. 12. 1870, Brno/ Brünn (Mähren)
† 23. 8. 1933, Kalksburg bei Wien
Architekt
Adolf Loos
© Bildarchiv der Österr. Nationalbibliothek
Loos war ein Pionier der modernen Architektur. Der Sohn eines Steinmetzen
löste sich 1879 nach dem frühen Tod seines Vaters vom Elternhaus,
wechselte nach einer glücklosen Gymnasialzeit auf die Höhere
Gewerbeschule in Brünn und studierte 1890-1893 in Dresden Architektur.
1893-1896 hielt er sich in den USA auf und ließ sich nach seiner
Rückkehr in Wien nieder. Von seinem Amerika-Aufenthalt tief geprägt,
polemisierte er in der "Neuen Freien Presse" gegen die Wiener
Alltagskultur im grundsätzlichen und die vorherrschenden Auffassungen in
der Architektur und im Kunstgewerbe im besonderen. Seine Hauptkritik
richtete sich gegen das Ornament am Gebrauchsgegenstand ("Ornament und
Verbrechen", 1910). Als erstes Beispiel seiner neuen, stilverändernden
Vorstellungen schuf
Loos 1899
das "Cafe Museum", dem nach bescheidenen Aufträgen 1910/11 das
"Loos-Haus" am Michaelerplatz folgte. Das schmucklose, sachlichmoderne
"Haus ohne Augenbrauen" gegenüber der Hofburg löste im damaligen Wien
einen Skandal aus. Der radikale, kosmopolitische Erbauer wurde geschmäht
und verunglimpft. Größere Möglichkeiten boten sich ihm 1920-1922 als
Leiter des Siedlungsamtes der Gemeinde Wien. Er erbaute einige
Siedlungen, konnte sich aber ansonsten mit seinen Entwürfen kaum
durchsetzen und ging nach Paris, wo man seinen Ideen größeres Interesse
entgegenbrachte. Erst 1928 kehrte er zurück und erbaute noch einige
Wohnhäuser, bevor er 1931 an einem schweren Nervenleiden erkrankte. Der
große Architekt und unbequeme Kulturphilosoph hat auch
polemisch-didaktische Schriften hinterlassen, die bis heute nichts von
ihrem Reiz und ihrer Originalität eingebüßt haben (u. a. "Trotzdem",
1931).
Literatur#
- B. Gravagnuolo, Adolf Loos (1982)
- E. Altmann-Loos, Mein Leben mit Adolf Loos (1985)
- A.Opel (Hg.), Konfrontationen, Schriften von und über Adolf Loos (1988)
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992