Das gemalte Haus#
von Roxana Borbil; BG/BRG Pestalozzi, 5b; Betreuung: Schrötter; 61 Punkte;
Die Geschichte des gemalten Hauses:#
Wie jede größere Stadt hat auch Graz eine Parade-Geschäftsstraße, die sogenannte Herrengasse.
Wenn man sich ein wenig umschaut und Richtung Hauptplatz spaziert, fällt einem auf der rechten Seite der Gasse ein Haus auf, das auf seiner gesamten Fassade bemalt ist.
Früher wurde das gemalte Haus „Herzoghof“ genannt, weil der jeweilige Besitzer nach einer Erlaubnis des Herzogs Rudolf IV. aus dem Jahre 1360 dem Landesfürsten, wenn er nach Graz kam, hier den Thronsessel aufstellen musste. Das bedeutete, er musste ihn würdig unterbringen. Dafür wurde der Besitzer des Herzoghofes von allen Steuern und Abgaben befreit. Später, als die Burg erbaut worden war, ging jedoch dieses Vorrecht verloren.
Die erste Bemalung des Hauses stammt von einem berühmten italienischen Künstler, der in Graz vielfach tätig war. Es war Giovanni Pietro de Pomis. Die zweite Bemalung wurde im Jahre 1742 von Johann Mayer, einem Schüler des berühmten Vorauer Stiftsmalers Johann Cyriak Hackhofer, vorgenommen. Jahrhunderte später, in den Jahren 1929, 1949 und 1969 wurde die Bemalung ein drittes Mal erneuert, aufgrund des Verbleichens der Fresken.
Von der ursprünglichen Bemalung durch de Pomis blieb nichts erhalten. Die Bedeutung der auf der Fassade dargestellten Gestalten geriet im Laufe der Zeit in Vergessenheit - vor wenigen Jahren gelang ihre Zuordnung zu griechisch-römischen Göttern, die in einer hierarchisch und thematisch gegliederten Ordnung zu sehen sind: In der untersten Zone der Fassade sind jene Götter dargestellt, die dem Volk am nächsten stehen: Bacchus (Gott des Weines), Vulkan (Gott der Handwerker) und Vesta (Göttin des Herdfeuers). Auf der Fassade über ihnen sind die Götter Apollo (Gott des Lichts), Jupiter (Göttervater) und Pluto (Gott der Unterwelt) zu sehen. Der Götterhimmel zeigt Merkur (Gott der Kaufleute und Reisenden), Mars (Kriegsgott), Minerva (Göttin des Krieges und der Künste) sowie Aeskulap (Gott der Medizin) in der obersten Reihe der Fassade. Über 220 m² der gesamten Fassade sind von Fresken bedeckt, und damit ist das gemalte Haus einzigartig in Österreich.
Da in den frühen 1990er Jahren neuerlich größere Schadensbilder festzustellen waren, wurde in Verbindung mit einer umfassenden Sanierung und Adaptierung des gesamten Hauses die Restaurierung der Fassadenmalerei wieder aktuell. Aufgrund der Umweltsituation und den Ergebnissen der vorhergehenden Restaurierungen mit ihren unterschiedlichen Techniken und Materialien, stellten die durchgeführten Untersuchungen umfangreiche Schäden fest. Durch restaurierende Eingriffe soll der Bestand an Kulturgütern konserviert werden - derartige Interventionen sind oft irreversibel und müssen daher mit größter Sorgfalt vorbereitet und durchgeführt werden.
Über Freskomalerei #
Freskomalerei ist eine Maltechnik, bei der die Farbpigmente angerührt und möglichst rasch auf feuchten Wandverputz aufgetragen werden. Nach der Trocknung sind die Pigmente unlösbar mit dem Malgrund verbunden. Sehr wichtig für die Künstler ist ihre Arbeit, wegen der schnellen Durchtrocknung des Verputzes, genau zu planen. Als Hilfe nehmen sie Vorzeichnungen im Format des geplanten Freskos („Karton“), mit denen der Entwurf rasch auf den Malgrund übertragen werden kann. Eine sehr wichtige Rolle spielt auch die zeitliche Arbeitsplanung. Die Technik der Freskomalerei ist seit dem Altertum bekannt und erlebte ihre letzte Blüte in der barocken Deckenmalerei.
Recherche#
- Quelle 1: Münzer, Edith: Geschichten aus dem alten Graz. Edition Strahalm, Graz 2001.
- Quelle 2: Dabringer, Wilhelm; Figlhuber, Gernot: Kunst. 4. Auflage, Braumüller, Wien 2007. S. 133.
- Quelle 3: http://www.bda.at/text/136/Denkmal-des-Monats/5974/Gemaltes-Haus-in-Graz-Herrengasse-3, zuletzt besucht am 15.05.2013