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ALBRECHT DÜRER#

Zeichner, Maler, Kunstwissenschaftler ...#

Von Ernst Lanz

Albrecht Dürer, Selbstbildnis im Pelzrock, 1500
Albrecht Dürer, Selbstbildnis im Pelzrock, 1500; Alte Pinakothek München

Aber dorbei ist zu melden, dass ein verständiger geübter Künstner - sein grossen Gwalt und Kunst erzeigen kann mehr in eim geringen Ding dann Mäncher in ein grossen Werk. Diese Red werden die rechten Künstner wol vernehmen, dass ich wahr sag. Daraus kummt, dass mäncher Künstner in eim Tag mit der Feder etwas auf ein halben Bogen Papiers reisst, ist künstlicher weder ein Andern gross Werk, doran mit allem Fleiss derselb ein Jahr macht. Derhalb schickt Gott oft Einen, den er lässt lernen und etwan in vierhundert Johrn keiner ihm zu gleichen gefunden würrd und etwan in vierhundert Johrn keiner vor ihm gewest. (Albrecht Dürer)

Albrecht Dürer verband die spätgotische Tradition und deutsches Empfinden mit italienischer Sehweise. Dank seiner wundersamen Gabe, deren Perfektion nur noch von Rudolf von Alt erreicht oder übertroffen wird, schuf Dürer in seinem Leben eine Unzahl an graphischen Meisterwerken. Ich möchte hier nur ganz kurz auf sein Lebenswerk eingehen, und beschränke mich daher auf Kurzbeschreibungen seiner einzelnen wichtigsten Arbeiten.

Albrecht Dürer wurde vor über 500 Jahren - 1471 - geboren und starb ohne Nachkommen am 6. April des Jahres 1528.

Monogramm Albrecht Dürers, 1526
Monogramm Albrecht Dürers, 1526 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Wer kennt sie nicht, die markante Signatur "AD" auf seinen Bildern. Jeder Kunstfreund weiß, wie das "AD" aussieht: ein großes "A" mit einer Brücke auf der Spitze sowie zwischen den Beinen (des ersten Buchstaben des Alphabets) ein großes "D". Zusätzlich zu seinen Initialen stattete Dürer noch das Bild in entsprechender Schriftart mit Jahreszahl aus.

Ein deutlicher Hinweis für sein Können stellt das Selbstbildnis Albrecht Dürers als Dreizehnjähriger dar. Auf dieser Zeichnung von 1484 ist der junge Albrecht mit langem und wallendem Haar und mützenartiger Kopfbedeckung, sowie mit ausgestrecktem Zeigefinger abgebildet. Dieses Bild ist eine Silberstiftarbeit.

Selbstbildnis Albrecht Dürers als Dreizehnjähriger, 1484
"Dz hab Ich aws eim spigell nach mir selbs kunterfet Im 1484 Jar Do ich noch ein kint wad. Abricht Dürir"; Albertina, Graphische Sammlung - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Später, am 7. Juli 1494, heiratete Dürer seine Frau Agnes, sie wurde im selben Jahr als Zeichnung mit einfachen Strichen und klarer Linienführung verewigt.
Agnes Dürer, Ehefrau des Künstlers, 1494
Mein Agnes, Federzeichnung, um 1494; Albertina, Graphische Sammlung - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Ein Jahr zuvor schuf Albrecht Dürer eine farbige Miniaturtemperazeichnung betitelt "Der Jesusknabe als Erlöser". Ein Bild, das Dürer mit lebendiger Plastizität und Exaktheit gestaltete. Ja, peinliche Genauigkeit war seine Devise, das beweisen heute zwei Aquarelle, die Innsbruck als Generalthema haben: das eine zeigt den "Hof der Innsbrucker Burg", das zweite "Innsbruck von Norden". Diese Bilder, das erste entstand 1494, das zweite 1494-1495, sind absolute Beweisstücke seines höchsten Grad an Perfektionskönnen. Meister Dürer hatte mit erstaunlicher Genauigkeit sämtliche Gebäudeteile, die heute noch architektur-historische wertvolle Hinweise aus jener Zeit sind, deutlich und klar sowie realistisch auf Papier gebracht.

Hof der Innsbrucker Burg
Hof der Innsbrucker Burg; Albertina, Graphische Sammlung - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Innsbruck von Norden
Innsbruck von Norden; Albertina, Graphische Sammlung - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Auch Menschen konnte er meisterhaft darstellen: ein Brustbild eines Farbigen von 1515 mit Kohle gezeichnet, versetzt den Betrachter in unglaubliches Erstaunen. Auch die 1525 entstandene Apostelstudie ist erwähnenswert. Nun die Venezianerin mit ihrem faltenreichen langen, bis zum Boden fallenden Gewand muss in das Jahr 1495 gezählt werden. Ein eindrucksvolles Bild ist der Reiter im Harnisch auf hellbraunem Pferd, der eine Zügel straff hält. In der Darstellung von Menschen war Dürer vielleicht unübertroffen, wenn wir an die Nürnbergerinnen-Serie von 1500 denken.
Brustbild einer jungen Venezianerin, 1505
Brustbild einer jungen Venezianerin, Öl auf Fichtenholz, 1505; KHM Wien - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Ab 1500 beschäftigte sich Dürer mit Kunsttheorie.
Wenn es Dürer verstand Menschen zu zeichnen, so konnte er erst recht Tiere und Natur festhalten. Ein großartiges und weit in alle Welt bekanntes und beliebtes Bild ist der 1502 entstandene "Junge Feldhase" auch "Dürerhase" (ein von Künstlern zu jeder Zeit gern imitiertes und kopiertes Objekt).
Dürer war 31 Jahre, als er das Aquarell "Der Feldhase" schuf.
Um diese Zeit war er mit der Vollendung des Paumgartner-Altares (1498-1504) (München, Alte Pinakothek) beschäftigt. Danach unternahm er seine zweite Italienreise (1505 bis 1507) - Florenz, Rom und wieder Venedig - um sich von zeitgenössischen Künstlern wie dem von ihn bewunderten Giovanni Bellini und vielleicht von Giorgione Anregung zuteilwerden zu lassen. Die Zeit in der das Aquarell "Der Feldhase" entstanden war, wird von den Historikern und Kulturhistorikern als Anfang der Neuzeit gedeutet. Eingebettet zwischen der Entdeckung Amerikas und den kirchenpolitischen Strömungen der von Luther angeregten Reformation. Es war die Epoche der Renaissance. Wiedergeburt aller geistigen Strömungen seit der Antike. Und es war die Zeit eines Leonardo da Vincis und Michelangelos ...
Zu den Tier- und Naturstudien von Dürer gehört eine 1512 vollendete Miniaturmalerei, die die Flügelhälfte einer Blauracke zeigt. Das Aquarell „Das große Rasenstück“, 1503 gemalt, bestätigt seinen geschärften und geübten Blick für ganz kleine Details. Das wirkt so echt, sodass der echte Rasen verblassen würde.

Junger Feldhase, 1502
Junger Feldhase; gouachiertes Aquarell auf Papier, 25,1 x 22,6 cm, 1502; Albertina, Graphische Sammlung. Kunsthistoriker erkannten längst, dass das Tier sich im Atelier des Künstlers befunden hatte. In den einen Auge, reflektiert sich ganz klein das Fensterkreuz. Auch der Schattenwurf rechts weist auf kräftige Tageslichtstimmung hin - Foto: Wikipedia Commons - Gemeinfrei
Flügel einer Blauracke, zwischen 1512
Flügel einer Blauracke, Aquarell und Deckfarben, mit Deckweiß gehöht, auf Pergament, 1512; Albertina, Graphische Sammlung - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Das große Rasenstück, 1503
Das große Rasenstück, Aquarell und Deckfarben, mit Deckweiß gehöht, 1503; Albertina, Graphische Sammlung - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Schlüsselblume, Gouache auf Pergament, Albrecht Dürer, 1526
Schlüsselblume, Gouache auf Pergament, Albrecht Dürer, 1526. National Gallery of Art, Washington D. C. Angeblich nicht ausgestellt - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Maria und Jesuskind mit der Birnenschnitte, Albrecht Dürer, Öl auf Holz, 1512
Maria und Jesuskind mit der Birnenschnitte, Albrecht Dürer, Öl auf Holz, 1512. KHM Wien - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Für seine Arbeiten übernahm Dürer sehr oft Themenkreise aus dem Alten und Neuen Testament. Ein weiblicher Akt stellt "Eva mit Apfel" dar, von 1506, mittels Feder in Bister erzeugt. Ein anderes Bild "Maria mit den vielen Tieren", eine 1503 aquarellierte Federzeichnung zeigt eine Landschaft mit Maria und den mit einem Blatt spielenden Jesusknaben auf ihrem Schoss. Natürlich agierende unzählige Tiere, vom Käuzchen bis zur langsamen Schnecke. Im Hintergrund schwebt ein Engel um die Frohe Kunde zu verbreiten. In der Mitte oben ein Stern. Ein weiteres interessantes Bild von 1511 hat die "Heilige Sippe" zum Inhalt, es dürfte, da es nicht durch und durch fertig wurde, eher ein Entwurf sein. Schon wieder etwas deutlicher und anmutiger "Maria, das Kind säugend", eine Kohlegraphik aus den Jahr 1512. Die 1514 entstandene Zeichnung "Anbetung des Kindes", und allein die perspektivisch-proportionale Aufteilung des Bildes ist zu dieser Zeit allein schon beachtenswert. Die Krippe mit den Holzgebälkstall, sowie Ochs und Esel und die Heilige Familie sind ein Kunstgenuss für jeden Graphikliebhaber. Weiteres gibt es noch die 1504 entstandene Arbeit "Anbetung der Könige" (Uffizien, Florenz).

Anbetung der Könige, Albrecht Dürer, 1504
Anbetung der Könige, Albrecht Dürer, Gemälde auf Nadelholz, 1504. Uffizien, Florenz - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Die vier Apostel, Albrecht Dürer, 1526
Die vier Apostel, Öl und Tempera auf Lindenholz, 1526; Alte Pinakothek, München - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Auch Themen vorösterlicher Natur gehörten zu seinem Schaffen, wie zum Beispiel "Die Gefangennahme". In diesem Werk wird der Judaskuss, sowie die eigentliche Gefangennahme durch Soldaten gebracht. Eventuell auch ein angedeuteter leichter Kampf zwischen den Jüngern und den Soldaten sind in diesem bemerkenswerten Bild von Dürer 1503 gestalterisch gut getroffen worden. Auch theologisch-philosophisch Themenkreise bearbeitete Dürer: "Die vier apokalyptischen Reiter". Mehr ist da nichts zu sagen. Wie vorhin erwähnt, seine Perfektion und seine bis ins letzte gehende "Superarbeit" lassen ihn praktisch konkurrenzlos erscheinen. Später gab es nur wenige Künstler, die ihm gleichwertig erschienen. Nur als Beispiel: Rudolf von Alt (1803-1905).

Kaiser Maximilian I., Albrecht Dürer, 1519
Kaiser Maximilian I., Albrecht Dürer, 1519. KHM Wien - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Gewandstudien geben über die präzise Arbeit Dürers Zeugnis ab. Ein Kreideentwurf von 1518 auf dem einer seiner Gönner "Kaiser Maximilian I." mit unheimlicher Lebendigkeit verewigt wurde. Ja, unheimlich kann es auch bei einer "Kopfstudie eines alten bärtigen Mannes" von 1521 werden. Da zeigt Dürer einen alten Mann mit wallenden langen Bart und mit Kopfbedeckung, die eine Glatze verbirgt. Noch weiterer Beweis seines fast grenzenlosen Könnens ist eine Engelskopfzeichnung mit glaubwürdigen Gesichtszügen.
Ein, neben dem "Hasenbild" noch bekanntes Bild sind die "Betenden Hände". Dieses Kunstwerk schuf Dürer 1508.

Betende Hände, 1508
Betende Hände, Studie für Heller Altarbild, Pinselzeichnung, grau, weiß, blaues Papier, 1508; Albertina - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Viele dieser erwähnten Bilde befinden sich heute in der Albertina in Wien, welche von Herzog Albert von Sachsen-Teschen im 18. Jahrhundert gegründet wurde.
Sein druckgraphisches Werk gilt als unübertroffen. Er schuf vollkommene Holzschnitte und Kupferstiche. Man denke an die "Große Passion" und "Ritter, Tod und Teufel", "Melancolia" und "Die apokalyptischen Reiter".

Auferstehung Christi - Große Passion, Holzschnitt, 1510
Auferstehung Christi - Große Passion, Holzschnitt, Albrecht Dürer, 1510 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Ritter, Tod und Teufel (Der Reuther), Kupferstich, 1513
Ritter, Tod und Teufel (Der Reuther), Kupferstich, Albrecht Dürer, 1513 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Melancholia I., Kupferstich, 1514
Melancholia I., Kupferstich, Albrecht Dürer, 1514 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei. In der rechten oberen Ecke ein quadratischer Ziffernblock, welcher in jeglicher Reihe waagrecht und senkrecht 34 als Quersumme ergibt
Die vier apokalyptischen Reiter, Holzschnitt, 1497-1498
Die vier apokalyptischen Reiter, Holzschnitt, 1497-1498, Albrecht Dürer. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Der Heilige Hieronymus im Gehäus, Kupferstich, 1514
Der Heilige Hieronymus im Gehäus, Kupferstich, 1514 Albrecht Dürer - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Zum Abschluss möchte ich nur noch anfügen, dass Albrecht Dürer noch zu Lebzeiten und auch danach (in der Zeit der ausklingenden Spätgotik beziehungsweise der beginnenden Renaissance) zum Lehrmeister einer ganzen Künstlergeneration wurde. Seine Werke setzten Maßstäbe, wie sie eher erfolglos als erfolgreich zu übertreffen zu allen Zeiten versucht wurde. Ich glaube, dass Albrecht Dürer auch in Zukunft Vorbild und Maßstab zeichnerischen Gestaltens bleiben wird.

Albrecht-Dürer-Haus am Tiergärtnertor in Nürnberg
Albrecht-Dürer-Haus am Tiergärtnertor - Seit 1509 Wohn- und Arbeitshaus Albrecht Dürers in Nürnberg, Albrecht-Dürer-Straße 39 (20170616) - Foto: Tilman2007, Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Innsbrucker Hofburg, Schlosshof, Albrecht Dürer, 1494
Innsbrucker Hofburg, Schlosshof. Zeichnung ohne Wolken, Albrecht Dürer, 1494 - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Dürer und Österreich: Der Nürnberger Künstler hielt sich in Innsbruck in Tirol auf. Die Ansichten der Innsbrucker Hofburg sind bekannt. Für das niederösterreichische Schloss Pöggstall soll er einige Pläne geschaffen haben. Natürlich porträtierte er die damaligen Schlossbesitzer.[1] Und vor kurzer Zeit wurde eine Wandzeichnung im Wiener Stephansdom, wegen ihres eigenwilligen Stils auf Dürer zugeschrieben. (Mögliche Dürer-Zeichnung im Stephansdom entdeckt)

Anmerkung

[1] lt. TV-Doku Albrecht Dürer in Niederösterreich – Faszinosum Schloss Pöggstall. (Aus dem Rahmen [Museumsmagazin / Erbe Österreich]), ORFIII 18.04.2017, 20:15-21:05 Uhr

Quellen (Auswahl)

Ältere Literatur
  • Albrecht Dürer: 1471-1971. Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg. Hrsg. Leonie von Wilckens. München 1971
  • Albrecht Dürer sein Kreis und seine Zeit. 17. Ausstellung des Graphischen Kabinetts des Stiftes Göttweig / Niederösterreich. Leitung und Gestaltung: P. Emmeram Ritter. 1971
  • Franz Winzinger: Albrecht Dürer: mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg. 14. Auflage 2001 (1971)
Neuere Literatur
  • Albrecht Dürer. Aquarelle und Zeichnungen mit einem Essay von John Berger. Köln 1993
  • Walter Koschatzky: Dürer Zeichnungen. Die Geschichte der Dürersammlungen der Albertina. Salzburg - Wien 1985
  • Thomas Schauerte: Albrecht Dürer. München 2020 (mit aktuellster Literatur)

Weiterführendes

Ernst Lanz 1987/2023