Benndorf, Hans#
* 13. 12. 1870, Zürich (Schweiz)
† 11. 2. 1953, Graz
Physiker
Die Familie übersiedelte 1872 nach Wien, wo Benndorf seine Kindheit und Jugend verbrachte. Er studierte von 1890 bis 1895 Physik und wurde von Franz Serafin Exner, für den er später als Assistent tätig war, unterrichtet.
Nachdem er sich in experimentellen und theoretischen Arbeiten als Beobachter und Rechner bewährt hatte, wandte er sich, einer Anregung Exners folgend, der Luftelektrizität zu. Im Rahmen seiner Habilitation über atmosphärische Elektrizität musste Benndorf Messungen in einer äußerst wasserdampfarmen Atmosphäre durchführen und verbrachte daher die Wintermonate 1897/98 in Tomsk, Sibirien, wo er allein und der russischen Sprache nur mäßig mächtig bisweilen bei Temperaturen von minus 35 Grad forschte.
Er habilitierte sich 1899 und heiratete im selben Jahr seine Cousine Rosa Wagner, Tochter des bekannten Berliner Nationalökonomen Adolf Wagner; aus dieser Ehe entstammen vier Kinder.
Nach seiner Habilitation war er in den folgenden Jahren weiterhin am Physikalisch-Chemischen Institut beziehungsweise am II. Physikalischen Institut der Universität Wien tätig und führte trotz Unterrichts- und Administrationstätigkeiten seine wissenschaftlichen Forschungen, die großteils der Luftelektrizität gewidmet waren, fort.
1904 wurde Benndorf an die Universität Graz berufen, wo er später die Lehrkanzel für Experimentalphysik erhielt. Er stellte umfangreiche Rechnungen an, um die Störung eines homogenen Feldes durch ellipsoidartige Leiter (Ballone, Potenzialsonden, stangenartige Gebilde) zu beschreiben und führte sehr gründliche Untersuchungen zur Theorie luftelektrischer Registriermethoden durch. In Teichhof errichtete er eine luftelektrische Station, die später in die Nähe des Physikalischen Instituts verlegt wurde.
Neben weiteren Arbeiten auf diesem Gebiet beschäftigte sich Benndorf als Mitglied der Erdbebenkommission der Akademie eingehend mit Erdbebenforschung. 1907 wurde er für seine Arbeit über die Fortpflanzung von Erdbebenwellen ("Benndorfscher Satz") mit dem Lieben-Preis ausgezeichnet. Ab 1910 war Hans Benndorf als Professor und Leiter des Physikalischen Instituts der Universität Graz tätig.
Im ersten Weltkrieg leistete er längere Zeit Kriegsdienste, zuerst an der italienischen Front, wo er sich durch den Bau blitzsicherer Unterstände bekannt machte, später führte er ballistische Untersuchungen im Kriegsministerium durch.
1920 war er Dekan, 1932 und 1933 Rektor, ab 1927 wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien.
Hans Benndorf verstarb am 11. Februar 1953 in Graz.
Quellen#