Hochwälder, Fritz#
* 28. 5. 1911, Wien
† 20. 10. 1986, Zürich (Schweiz)
Dramatiker
Fritz Hochwälder wurde 28. Mai 1911 als Sohn eines jüdischen Tapezierermeisters in Wien geboren und wuchs in kleinbürgerlichen Verhältnissen auf.
Nach dem Besuch der Volks- und Unter-Mittelschule in Wien erlernte er wie sein Vater das Tapeziererhandwerk, erwarb 1936 den Meisterbrief und eröffnete eine eigene Werkstätte.
Neben seiner Arbeit als Tapezierer beschäftigte er sich im Selbststudium mit Literatur und Kunstgeschichte – Anregungen dafür hatte er schon beim Besuch von Abendkursen an der Volkshochschule Ottakring erhalten.
Er schrieb eine Reihe von Hörspielen und Theaterstücken und engagierte sich in der Sozialistischen Arbeiterjugend.
Erste Bühnenerfolge als Dramatiker errang er mit "Jehr" (1932 in den Wiener Kammerspielen uraufgeführt) und "Liebe in Florenz" (1936).
1938, nach dem Anschluss Österreichs, flüchtete er durch den Rhein schwimmend in die Schweiz. Seine Eltern wurden 1942 nach Polen deportiert und fanden dort in den Gaskammern den Tod, Fritz wurde im Tessin in ein Arbeitslager gebracht.
Seinen erlernten Beruf, in dem er die Meisterprüfung abgelegt hatte, konnte er in der Schweiz als Immigrant nicht ausüben, so blieb ihm nichts anderes übrig - wie er in seinen Erinnerungen schrieb - als seine "bisherige Liebhaberei in Form einer brotlosen Ganztagsbeschäftigung fortzusetzen". 1942 stellten ihm Freunde ein Holzhäuschen in Ascona zur Verfügung. Stark beeinflußt wurde sein Schaffen von Georg Kaiser, der aus Deutschland geflohen war.
Zumeist traditionellen Formen verhaftet, thematisierte er anhand von historischen Stoffen die Diskrepanz zwischen Ideal und politischer bzw. sozialer Realität. In seinem bekanntesten Drama "Das heilige Experiment" (1947) stellt er die Auflösung des Jesuitenstaats in Paraguay als Folge politischer Machtkämpfe dar.
Dieses Drama - eine Mischung aus historischer Tragödie und Problemdrama - wurde 1943 in Biel-Solothurn uraufgeführt und war 1947 an der Burg in Wien zu sehen. Vor allem die französische Übersetzung und die Aufführung im Pariser Theatre de l'Athenee unter dem Titel "Sur la terre comme au ciel" mit 450 Vorstellungen en suite brachte große internationale Beachtung und auch finanziellen Erfolg.
Hochwälders erfolgreichste Zeit waren die 1950er Jahre, in denen er sozusagen als Hausautor des Burgtheaters fungierte.
Fritz Hochwälder lebte 45 Jahre im Exil in Zürich, wo er am 20. Oktober 1986 starb; er ruht in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 33 G, Nummer 74)
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Preis der Stadt Wien, 1955
- Grillparzer-Preis, 1956
- Wildgans-Preis, 1962
- Großer Österreichischer Staatspreis, 1966
- Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst 1980
Werke (Auswahl)#
- Jehr, 1932
- Liebe in Florenz, 1936
- Der Flüchtling, 1946
- Die verschleierte Frau, 1946
- Das heilige Experiment, 1947
- Der Unschuldige, 1949
- Virginia, 1951
- Donadieu, 1953
- Der öffentliche Ankläger, 1954
- Der Verfolgte, 1954
- Hôtel du Commerce, 1954
- Die Herberge, 1956
- Meier Helmbrecht, 1958
- Donnerstag, 1959
- Esther, 1960
- Schicksalskomödie, 1960
- 1003, 1964
- Der Himbeerpflücker, 1965 (Fernsehfassung 1964)
- Der Befehl, 1967
- Die Prinzessin von Chimay, 1982
- Im Wechsel der Zeit. Autobiographische Skizzen und Essays, 1980
Hörspiele
Ausgabe Dramen, 4 Bände, 1975-85
Literatur#
- W. Bortenschlager, Der Dramatiker F. Hochwälder, 1979
- R. B. Gross, F. Hochwälder, 1988
Hörproben #
Der Befehl.
Ausschnitt; Autorenlesung. Wien, 20.10.1973
Die Herberge.
Ausschnitt; Autorenlesung. Wien, 16.10.1968
Weiterführendes#
- Polt-Heinzl, E.: Moralist und Zauberkünstler (Essay)
- Danielczyk, J.: Dem scheinbar Sinnlosen Sinn zu geben (Essay)
- Historische Bilder zu Fritz Hochwälder (IMAGNO)
Quellen#
- AEIOU
- Friedrich Weissensteiner. Sendboten Österreichs. Wien 1971
- ORF
- Wiener Zeitung
- Die FURCHE
- Zürcher Festspiele: http://www.zuercher-festspiele.ch/2011/veranstaltungen/spezial-weitere/fritz-hochwaelder-1911-1986-welterfolg-im-schweizer-exil
- www.mediathek.at