Miklosich, Franz von#
* 20. 11. 1813, Pichelberg bei Luttenberg (heute Radomerščak; Slowenien)
† 7. 3. 1891, Wien
Sprachforscher und -philosoph, Philologe
Begründer der modernen Slawistik
1838 übersiedelte Franz Miklosich nach Wien, wo er sein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien fortsetzte und 1841 zum Doktor der Rechte (Dr. jur.) promoviert wurde.
Vier Jahre lang war er danach in Wiener Kanzleien tätig, widmete sich in dieser Zeit aber zunehmend dem Studium der slawischen Sprachen. Aufgrund seiner gründlichen Kenntnisse erhielt er 1844 eine Stelle als Zensor für slawische, neugriechische und rumänische Schriften an der Hofbibliothek (heute Österreichische Nationalbibliothek) in Wien.Vom November 1848 bis März 1949 war Franz Miklosich Abgeordneter der Untersteiermark im österreichischen Reichsrat, wo er eine gemäßigt-liberale Richtung vertrat. Außerdem wurde er 1848 Präsident des Wiener akademischen Vereins »Slovenija«
1849 wurde außerordentlicher und 1850 ordentlicher Professor der Slawischen Philologie und Literatur an der Universität Wien, wo er 1886 emeritierte.
Er unternahm zahlreiche Studienreisen, etwa nach Italien, Konstantinopel, Frankreich, Deutschland, Dalmatien und Montenegro.
1848 wurde Miklosich korrespondierendes und 1851 wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien und 1866 Sekretär von deren Philosophisch-historischen Klasse. 1861 wurde er zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses und 1869 zum Ritter und Mitglied des Unterrichtsrats ernannt.
Franz von Miklosich gilt heute als Begründer der modernen Slawistik, aber auch als bedeutender Erforscher und Lexikograph des Rumänischen, Albanischen und der Roma-Sprache.
Miklosich starb am 7. März 1891 in Wien.
Er wurde in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof (Gr.41B/G1/25) bestattet. Im 21. Bezirk ist eine Gasse nach ihm benannt, im Arkadenhof der Universität Wien ist seine Büste von Johann Scherpe zu sehen und an seinem Wohnhaus in Wien 8, Josefstädter Straße 11, ist eine Gedenktafel angebracht.
Werke (Auswahl)#
- Radices linguae Slovenicae veteris dialecti. Lipsiae [Leipzig]: Weidmann 1845, 147 S.
- Lexicon linguae slovenicae veteris dialecti, 1850 (1862-65 als Lexicon Palaeuslovenico-graeco-latinum)
- Vergleichende Grammatik der slawischen Sprachen, 4 Bände, 1852-75
- Monumenta Serbica Spectantia Historiam Serbiae, Bosniae, Ragusii, 1858 (Hg.)
- Etymologisches Wörterbuch der slawischen Sprachen, 1886
- Über die Mundarten und Wanderungen der Zigeuner Europas, 12 Teile, 1872-80
Literatur#
- R. Jagoditsch, Die Lehrkanzel für slawische Philologie an der Universität Wien 1849-1949, in: Wiener slawistisches Jahrbuch 1950
Quellen#
- AEIOU
- Archiv f. Gesch. d. Soziologie, Uni Graz
- F. Czeike: Historisches Lexikon Wien
- 625 Jahre Universität Wien
- Neue Deutsche Biographie
Redaktion: R. Lenius, I. Schinnerl