Schäffler, Theodor Heinrich Otto#
* 15. 10. 1838, Unterheimbach bei Heilbronn (Baden-Württemberg, Deutschland)
† 31. 7. 1928, Wien
Ingenieur, Erfinder
Schäffler kam am 15. Oktober 1838 als Sohn eines evangelischen Pfarrers in Unterheimbach bei Heilbronn zur Welt.
Er sollte auf Wunsch des Vaters evangelische Theologie studieren, absolvierte aber ab 1853 in Stuttgart und von 1855 bis 1859 in Wien eine Mechanikerlehre. Bereits in seinen ersten beiden Lehrjahren erhielt er Preise des Stuttgarter Gewerbevereins für zwei Taschenkompasse, ein Lötrohr und einen Elektromotor.
1863 kehrte Schäffler nach einem vierjährigen Auslandsaufenthalt (u.a. in London) nach Wien zurück und war bereits zwei Jahre später Firmenteilhaber an dem Mechanikerbetrieb Egger und Schäffler (gemeinsam mit dem Mechaniker Bernhard Egger).
1867 begann er in Zusammenarbeit mit dem englischen Erfinder David Edward Hughes eine österreichische Produktion von dessen Drucktelegraphen aufzubauen, der sich zu einem richtiggehenden Exportartikel entwickelte. Damit war die Zeit reif für den Aufbau eigener Unternehmen ("Telegraphen-Bauanstalt und Fabrik galvanischer und elektrischer Apparate" sowie die "Werkstätte für mathematische Instrumente").
Zwischen 1871 und 1896 leitete er auch noch die Postzentralwerkstätte und entwickelte Telegraphen, Messgeräte sowie Telefone. Er baute zwischen 1880 und 1890 alle großen Wiener Telefonzentralen und konnte eine Verbesserung des Kohlekörnermikrophons zum Patent anmelden. Er betreute (auf Initiative von K. T. Inama von Sternegg) die Volkszählung im Jahr 1890, wobei Österreich-Ungarn erstmals und als einziges Land nach dem Vorbild der USA Hollerith-Lochkartenmaschinen verwendete.
Auf der Pariser Weltausstellung 1874 legte Schäffler ein Gegenstück zum Baudot-Telegraphen vor, bei dem erstmalig ein Fünf-Schritt Code von einer alphabetischen Tastatur hergestellt wurde ("reflektierter Binärcode") - die Anwendung dieses Codes auf das Fernsehen 1959 wurde unter dem Namen "Gray-Code" bekannt.
Später verbesserte er die Hollerithmaschine und erhielt damit 1895 als erster ein Patent auf eine durch Stöpsel und Kabel bewerkstelligte Programmierungseinrichtung.
Insgesamt meldete Schäffler zwischen 1874 und 1895 allein oder mit Kollegen 18 Patente an.
Auf einer Elektrizitätsausstellung in Wien 1883 zeigte Schäffler Barographen, Thermographen, Börsendrucker, schreibende Regenmesser, seinen berühmten Hughes-Telegraphen, Morsegeräte und Eisenbahnsignale. Zu dieser Zeit war Schäffler bereits einer der bekanntesten Elektroingenieure und -aussteller.
Bekannt wurde Schäffler aber auch durch sein soziales Engagement: er begründete in seiner Fabrik eine eigene Krankenkasse.
1896 verkaufte Schäffler seine erfolgreiche Telefonbau-Firma an
Karl August Czeija und
Franz Nissl (Name danach: 'Vereinigte Telefon- und Telegraphenbauanstalt Czeija und Nissl & Co.') und begann sich mathematischen Studien zu widmen.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion, 1878
- Goldmedaille auf der Weltausstellung Paris, 1878
- Goldenes Verdienstkreuz, 1879
- Ritter des österreichischen Franz-Josefs-Ordens, 1897 (vom damit verbundenen Adelsprädikat machte er keinen Gebrauch)
Literatur#
- H. Zemanek, Nachrichtentechnik z. Makartzeit, in: Jb. d. Österr. Gewerbever, 1974, S. 71-92
- H. Zemanek, O. S., Pionier d. Telephons, d. Telegr. u. d. Lochkarte sowie Erbauer d. ersten Wiener Telephonzentralen,
- H. Zemanek, S. u. Hollerith, in: H. A. Wessel (Hg.), Elektrotechnik im Wandel 1986, S. 95-113; Lex. Elektrotechniker;
Quellen#
- AEIOU
- Evangelischer Friedhof Simmering
- Personenlexikon Österreich (2002), (Hrsg.) E. Bruckmüller, Wien, 575 S.
- Österreichisches Biographisches Lexikon
- Neue Deutsche Biographie
- Historisches Lexikon (1997), F. Czeike
Redaktion: N. Miljković