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Sebestyén, György#

* 30. 10. 1930, Budapest (Ungarn)

† 6. 6. 1990, Wien


Schriftsteller, Hörspiel- und Drehbuchautor


G. Sebestyen
G. Sebestyen
© Bildarchiv der ÖNB, Wien

György Sebestyén wurde am 30. Oktober 1930 in Budapest geboren.

Er wuchs hier zweisprachig (deutsch/ungarisch) auf – und machte bereits ab 1943 (mit 13 Jahren!) eine erste Rilke-Übersetzung ("Cornet") und Schreibversuche auf ungarisch.

1946 trat er in die Kommunistische Partei Ungarns ein und war ab 1946 ständiger Mitarbeiter und Feuilletonist bei Parteizeitungen.

1948 begann er ein Studium der Philosophie, Soziologie und Literatur an der Universität Budapest, ab 1951 studierte er Ethnologie, Kunstgeschichte und Archäologie. 1955 schloss er sein Studium mit einer Diplomarbeit über eine Sammlung ungarischer Volksdichtungen ab. 1953 war er einer der Mitbegründer des Petöfi-Kreises, 1956 nahm er aktiv am Ungarn-Aufstand teil und flüchtete nach Wien.

In der Zeit von 1957 bis 1961 beschäftigte er sich intensiv mit der deutschen Sprache und entschied sich schließlich für Deutsch als Sprache seiner Texte.


1963 wurde er österreichischer Staatsbürger, 1972 gründete er die Zeitschrift "Panorama", ein Magazin für europäische Zusammenarbeit", 1976 gründete er die Zeitschrift "Morgen" und war deren Chefredakteur.


In der Zeit von 1962 bis 1982 übertrug er viele ungarische Autoren ins Deutsche.

Von 1988 bis 1990 war er Präsident des Österreichischen P. E. N.-Clubs
Von 1976 bis zu seinem Tod 1990 arbeitete er für die FURCHE.


Sebestyén trat mit seinem kulturpolitischen Engagement für die Ost-West-Verständigung ein und regte die Diskussion um Mitteleuropa neu an.

György Sebestyén starb am 6. Juni 1990 in Wien.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Jugendbruchpreis der Stadt Wien, 1969
  • Förderungspreis der Stadt Wien für Literatur, 1972
  • Franz-Theodor-Csokor-Preis des Österreichischen PEN-Clubs, 1975
  • Anton-Wildgans-Preis der österreichischen Industrie für Literatur, 1976
  • Buchprämie des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst, 1986 und 1989
  • 1988 Tibor-Dery-Preis Ungarn, 1988
  • Preis des Polnischen Literaturfonds, 1988
  • Peter-Rosegger-Literaturpreis des Landes Steiermark, 1989

Werke (Auswahl)#

  • Die Schule der Verführung. Roman. , 1964
  • Flötenspieler und Phantome. Eine Reise durch das Tauwetter, 1965
  • Thennberg oder Versuch einer Heimkehr, 1969
  • Berengar und Berenice. Eine Fabel, 1971
  • Agnes und Johanna oder Die Liebe zum Augenblick, 1972
  • Parole Widerstand. Fortschritt und Rückfall, 1977
  • Burgenland, wo sich die Wege kreuzen. Reise-Essays. Ill.: Gottfried Kumpf, 1977
  • Studien zur Literatur. Essays, 1980
  • Das Leben als schöne Kunst, 1988
  • Erzählungen. Hrsg.: Helga Blaschek-Hahn, 1989
  • Notizen eines Mitteleuropäers, 1990
  • Wirths Roman - Lexikon eines Lebens. Ein Fragment. Roman. Hrsg.: Helga Blaschek-Hahn, 1993
  • Wirths Roman. Lexikon eines Lebens. Hrsg.: Helga Blaschek-Hahn, 1999
  • Vorläufige Behausungen. Gedanken zu Zeit, Leben und Literatur. Hrsg.: Anna Sebestyén, 2000.

Hörspiele

  • Einen Apfelbaum fällen. ORF 1966.
  • Draußen beim Hahnenhof. ORF 1967
  • Parmenion. ORF 1967
  • Das Ohr. ORF Niederösterreich, 1968
  • Die Auferstehung des Stefan Stefanow. ORF Wien / WDR, Radio Amsterdam, 1968
  • Kapitän Landolfi. ORF 1969
  • Gesang der Böcke. ORF Burgenland, 1972
  • Berengar und Berenice. ORF Burgenland, 1972

Übersetzungen

  • Gyula Krúdy: Die rote Postkutsche. Roman. Übers. a. d. Ungar.
  • Gyula Illyés: Die schönen alten Jahre. Essays. Übers. a. d. Ungar.

Literatur#

  • H. Blaschek-Hahn, G. Sebestyén. Leben und Werk, 1990
  • I. Schramm, G. Sebestyén - der donauländische Kentaur, 2000
  • P. Kampits (Hg.), G. Sebestyén. Aufsätze zu seinem Werk und Leben, 2000


Leseprobe#


aus György Sebestyén "Wirths Roman"

Aus dem flimmernden Licht tritt uns eine menschliche Gestalt entgegen. Wir blicken ihr nach und gewahren, daß der Saum ihres Schattens den Rand unseres Schattens berührt. Wo sich die beiden Schatten vermischen, gewinnt die Dunkelheit an Volumen, und an den Rändern staut sich das verdrängte Licht. Schon ist die Figur in der glüchenden Hitze des Sommertages verschwunden. Ist sie jemals da gewesen? Hat sie uns im Vorbeigehen angesehen? Sind wir für sie genauso flüchtige Erscheinungen, wie sie es für uns gewesen war?

Im Jahrhundert, in dem das Fleisch vom Knochen rinnt wie Kerzenwachs und der nackte Docht in der Mitte der schnell unruhig in die Höhe strebenden Flamme zu Asche verglüht, muß die einsame Seele gegen den Tod rebellieren, muß gegen die Vergänglichkeit aufbegehren, ohne Hoffnung, aber von einem mächtigen inneren Zwang getrieben, von einem verzweifelten Fanatismus gepackt, mit dem einzigen Ziel, verschwindendes Leben dingfest zu machen. Und wenn alles nur Einbildung gewesen ist?

(S. 10)

© 1999, Styria, Graz, Wien, Köln.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
LITERATURHAUS

Weiterführendes#

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl