Jasomirgott, Herzog Heinrich II.#
Heinrich II., genannt Jasomirgott (* 1107; † 13. Jänner 1177 in Wien) war Pfalzgraf bei Rhein 1140–1141, Markgraf von Österreich 1141–1156, Herzog von Bayern 1143–1156 und Herzog von Österreich 1156–1177 aus dem Geschlecht der Babenberger.
Als Sohn Markgraf Leopolds III. bekleidete er zunächst die Position eines Pfalzgrafen bei Rhein, bis er nach dem überraschenden Tod seines Bruders Leopold IV., welcher kinderlos verstarb, Herzog von Bayern und Markgraf von Österreich wurde. Er residierte in der damaligen Hauptstadt Bayerns, in Regensburg.
1147 nahm er als Herzog von Bayern am zweiten Kreuzzug teil, welcher am 26. Oktober 1147 am Fluss Tembris in Kleinasien mit einer Katastrophe endete. Nur wenige Ritter konnten sich durch schnelle Flucht retten, darunter Heinrich II. und auch der junge Ritter Friedrich von Schwaben, der spätere deutsche König und Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Heinrich heiratete auf der Heimreise nach Regensburg Theodora Komnena, die byzantinische Prinzessin und Nichte des byzantinischen Kaisers Manuel I.
Im Zuge des welfisch-staufischen Konflikts war dem Welfen Heinrich dem Stolzen von König Konrad III. 1138 das Herzogtum Bayern entzogen und an die Babenberger weitergegeben worden. Der neue Kaiser Friedrich I. versuchte nun einen Ausgleich mit den Welfen zu finden und belehnte 1156 Heinrich des Stolzen Sohn Heinrich den Löwen mit Bayern. Nun musste für den Babenberger ein Ersatz gefunden werden: Diese Entschädigung war das Privilegium minus, durch das Österreich ein von Bayern unabhängiges selbständiges Herzogtum wurde.
Anders als sein Vater, der meist in Klosterneuburg regierte, erhob er 1145 Wien zu seiner Residenz. Erst durch diesen Akt konnte Wien Städte wie Krems, Melk oder Klosterneuburg überflügeln und blieb seither ununterbrochen die Hauptstadt des Landes. 1147 wurde auch der Stephansdom fertiggestellt als sichtbares Zeichen der neuen Bedeutung der Stadt. Am 8. Juni 1147 wurde die damals noch kleine, romanische Kirche, die noch außerhalb der Stadtmauern stand, geweiht. 1155 stiftete er auch, direkt gegenüber seinem Sitz, das Schottenkloster in Wien, wo er auch begraben wurde. Die Kirche erhielt den Namen von den irischen Mönchen, die sie erbauten und die man zuerst für Schotten hielt. An der Außenwand der Schottenkirche befindet sich heute eine Statue von ihm.
Verheiratet war er seit dem 1. Mai 1142 bis 1143 mit Gertrud, der einzigen Tochter Kaiser Lothars III., ab 1148 mit Theodora Komnena, einer Nichte des byzantinischen Kaisers Manuel I. Beide Ehen sprechen für die Bedeutung, die das Geschlecht der Babenberger in Mitteleuropa zu jener Zeit hatte.
Sein Bruder, Otto von Freising, war Bischof von Freising und bedeutender Chronist.
Der Beiname Jasomirgott kam im 13. Jahrhundert in der Form Jochsamergott auf, die Bedeutung ist unklar. Man nimmt an, dass es sich um die Verballhornung eines arabischen Wortes handelt, und bringt es mit seiner Teilnahme am Zweiten Kreuzzug 1147 in Verbindung. Eine populäre Legende will wissen, dass es sich von einer Schwurformel „Ja so mir Gott helfe“ herleite, wodurch auch die dem Stephansdom zum Haupttor hin gegenüberliegende Straße ihren Namen trägt „Jasomirgottstrasse“.
Ende November 1176 erlitt er bei Melk einen Unfall, als eine morsche Holzbrücke unter seinem Pferd durchbrach, wobei er sich einen offenen Schenkelhalsbruch zuzog, an dessen Folgen er am 13. Jänner in Wien verstarb. Er wurde seinem letzten Wunsch entsprechend in der Schottenkirche beigesetzt. Als jedoch sein Grab Mitte des 17. Jahrhunderts gesucht wurde, wurde es nicht mehr aufgefunden.
Das Denkmal, ein Standbild von Franz Melnitzky, wurde 1867 auf der damaligen Elisabethbrücke enthüllt. Nach deren Abtragung 1897 fand es, wie die anderen sieben Marmorfiguren, provisorische Aufstellung auf dem Karlsplatz und steht seit 1902 auf dem Rathausplatz.
Literatur: Eberhard Holz/ Wolfgang Huschner (Hrsg.): Deutsche Fürsten des Mittelalters. Edition Leipzig, Leipzig 1995
Standort: Wien 1, Rathausplatz
Künstler: Franz Melnitzky (1822-1876)