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Hartberg - Stadt mit Baukunst (Essay)#

Text und Bilder von

Hasso Hohmann

Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von

ISG Magazin Heft 1 / 2001 (Internationales Städteforum Graz)


Kirche und Karner von Süden aus gesehen.
Kirche und Karner von Süden aus gesehen.

Hartberg gehört zu den schönsten Städten der Steiermark. Die planmäßig auf einem erhöhten Plateau angelegte Stadt aus dem frühen 12. Jh. verfügt noch heute über einen Teil ihrer alten Wehrmauer mit Wehrtürmen und ein sehenswertes, erst vor wenigen Jahren sehr geschickt renoviertes und adaptiertes Schloß, das noch Teile einer erstmals 1147 beurkundeten Burg enthält. Besondere Kostbarkeiten der Stadt sind die Stadtpfarrkirche und der romanische Karner.

Die reich ausgestattete Kirche steht nahe dem südlichen Rand des Plateaus und bildet mit dem unmittelbar an der Geländekante südlich davon gelegenen romanischen Karner und den umgebenden Altstadtbauten ein sehr reizvolles Ensemble, das schon von weitem markant die Landschaft bestimmt. Das mächtige Kirchenschiff ist im Kern romanisch. Heute dominieren allerdings in der Architektur die Gotik und die späteren Zubauten aus der Barockzeit. Barock ist auch der von Thomas Reiff geplante Helm des Glockenturmes, der sicher zu den schönsten und am besten proportionierten der Barockzeit insgesamt gezählt werden darf.

Der barockisierte Glockenturm der Hartberger Pfarrkirche und sein Barockhelm gehören sicher zu den schönsten ihrer Zeit.
Der barockisierte Glockenturm der Hartberger Pfarrkirche und sein Barockhelm gehören sicher zu den schönsten ihrer Zeit.
Die romanischen Fresken im Kamer stammen aus der Zeit um 1200.
Die romanischen Fresken im Kamer stammen aus der Zeit um 1200.

1973 wurde unter dem Boden des Mittelschiffes bei Grabungen ein römischer Hypokaustenfußboden aus der Zeit um 200 n.Chr. entdeckt, der offenbar zu einem größeren römischen Baukomplex gehörte. Römersteine in der Kirchenaußenmauer und auch an anderen Stellen im historischen Zentrum von Hartberg zeigen, daß dieses Plateau südlich des schon zur Zeit der Kelten besiedelten Ringkogels auch zur Römerzeit besiedelt war.

Der Karner von 1167 gehört zu den bedeutendsten österreichischen Baudenkmälern aus der Romanik. Er besteht aus zwei ineinandergreifenden, verschieden hohen Natursteinrundbauten mit Kegeldächern. Die Fassadengliederung entsteht durch vorgeblendete Säulenbündel. An der Westseite führt eine Freitreppe zum Eingang. Die Fresken im Inneren stammen aus der Zeit um 1200 und wurden Ende des 19. Jh. wieder freigelegt. Leider wurden bei ihrer Sanierung damals Fehler gemacht. Obwohl manche Ergänzungen bei Fehlstellen umstritten und die Originalfarben durch Übermalung heute nicht mehr sichtbar sind, zeigen die Motive immer noch eine unglaubliche Intensität. Die Darstellungen zeugen außerdem von der außergewöhnlichen Kreativität des anonymen Künstlers.

Im Hauptraum werden oben Christus und die Apostel, unten Allegorien der sieben Hauptsünden, in der Altarapsis Wurzel Jesse mit den sieben Gaben des Heiligen Geistes sowie die Heiligen Ulrich und Martin dargestellt, daneben kniend Pfarrer Ulrich (1163-1201), der Bauherr von Kirche und Karner.


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