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STRAUSSENFEDERN#

Wien
Straußenfächer,Werbung

Die Straußenfedern waren in der Vergangenheit ein wichtiges Accessoires der Divas, von Bühne, Revues, Film, Tanz und Artisten, die auf diesen dekorativen Schmuck, der schon seit dem Altertum bekannt und beliebt, nicht verzichten wollten.

1901: Die Straußenfedern bilden bekanntlich den kostbarsten Artikel der Putzfedern Industrie und haben auf dem Weltmarkt einen hervorragenden Handelswert. Insbesondere sind es die Flügel, die sehr begehrt und mit hohen Preisen bezahlt werden. Schon im Mittelalter wurden sie hoch geschätzt und von den Rittern als Helmzier getragen; auch wurden sie vielfach zum Schmuck von Herrenhüten verwendet und diese Mode wurde zur Renaissancezeit wieder belebt. Nach und nach ist der Schmuck von Straußenfedern ein Monopol der Frauen geworden.

Die besten Straußenfedern liefert das innere Nordafrikas, wo selbst man diese Vögel als Haustiere hält; es geschieht das allein zu dem Zweck, ihnen ein- bis zweimal im Jahr die Federn auszuraufen.

Jetzt züchtet man die Vögel auch am Cap und in Algerien. Die Einrichtung von Farmen zur Straußen Zucht ist durch eine französische Gesellschaft in Algier angeregt worden.Von da aus verbreitete sie sich über Südafrika; im 19. Jahrhundert ist die Straußen Zucht ein wichtiger Faktor unter den Erwerbsquellen Südafrikas geworden.

Ein wichtiger Haupthandelspunkt für Straußenfedern ist damals London. Zu Beginn der Saison sind in den großen Warenhäusern der Cutler Street zwei große Etagen allein für diese Federn bestimmt. Zirka 3000 solcher Klassen stehen beim Engros-Verkauf zur Verfügung und werden oft auf 150.000 Pfd Sterling oder mehr geschätzt. Die Federn sind ja nach ihrer Art oder Qualität sortiert und in den Schauräumen zur Besichtigung für die Käufer ausgelegt, wobei jede Abteilung im Katalog mit einer Nummer bezeichnet ist. Die Schätzung der Ware geschieht durch einen Sachverständigen mit ungeheurer Schnelligkeit. Von seinem Gehilfen begleitet geht er von Raum zu Raum und in weniger als einer Minute hat er die Schätzung jedes Postens beendet und gibt seinem Begleiter die Weisung, die Abteilung mit einem Zeichen und einer Bemerkung über Qualität der Ware zu versehen. Darauf geht er zur nächsten Abteilung, so lange bis die Arbeit vollendet ist. Dass ein solcher Mann in seinem Fach sehr erfahren und sehr gründlich sein muss, versteht sich

Die Preisschwankungen in dem Straußfedern Geschäft sind ungemein stark. Nach Mitteilungen in Chambers Journal kommt es vor, dass der Preis für eine bestimmte Sorte von Federn sich von einem Verkauf bis zum andern um 30 bis 40 Prozent erhöht, und es gibt wohl kaum einen anderen Handelsartikel, der so sehr den Launen der Mode unterworfen ist. Gegenwärtig schmücken Straußenfedern die Hüte, Straußenfederboas und -Fächer, daher sind die Preise sehr hoch. Doch bedarf es nur des Beispiels einiger tonangebender Personen, um den kommerziellen Wert der Ware plötzlich und stark zu verringern. Es ist daher die Aufgabe des Händlers, Moderichtung sowohl als Federmarkt eifrig zu studieren und seine Einkäufe danach einzurichten.

Der Strauß erfordert während der ersten drei Jahre, die er zur vollständigen Entwicklung braucht, die größte Sorgfalt von Seite des Züchters. Jeder Vogel liefert alle sechs bis acht Monate zirka zwei Dutzend Federn, die vor der Verschiffung sortiert und je nach Form in größerer oder geringerer Anzahl in Bündel zusammen gefasst werden. Man muss darauf achten, ob nicht im Inneren der Bündeln die weniger guten Straußenfedern oder überhaupt die miesen Sorten verborgen und versucht mit geschmuggelt zu werden.

Der Hauptexporteur von Straußenfedern ist Südafrika, geringere Mengen werden aus Ägypten ausgeführt. Die Ware wird in großen Kisten verpackt und diese wieder werden mit groben Jutegeweben umhüllt und mit Draht gesichert. Die Fracht wird nach dem Wert bemessen und ist oft sehr hoch.

Die Sudan-Bewohner verstehen, wie es scheint, ihr Geschäft, denn ihre Bündel sind stets mit einem Überfluss von Bindfäden gebunden und mit ihrem natürlichen Farbensinn versehen sie noch die einzelnen Päckchen mit vollständig unnötigen glänzenden Papierhüllen, um das Gewicht nicht unbedeutend zu erhöhen. In ihrer Geschäftspraxis, die schlechten Federn in der Mitte der Bündel zu verbergen, zeigen diese schlauen Wüstenbewohner eine merkwürdige Kenntnis beliebter Schwindelmanöver. Diese Täuschung indessen verliert im Laufe der Zeit ihren Nutzen für die Exporteure, denn die Gepflogenheit der Sudanbewohner sind so gut bekannt, dass der Marktwert der Ware darunter leidet.

Die großen Federn die so graziös die Damenhüte zieren, stammen aus den Flügeln und dem Schwanz des Vogels. Die weißen Exemplare erfordern eine sehr sorgfältige Bleichung, denn sie zeigen oft unansehnliche gelbe Flecken infolge der Berührung mit dem sandigen Boden auf dem die Tiere gezüchtet werden.

Wie so oft und im Vorteil sind die Federn des männlichen Straußes sind größer und schöner. Außerdem unterscheiden sich die weiblichen Federn noch dadurch, von den männlichen, dass sie dunkle Schatten, in verschiedenen Schattierungen aufweisen. Die kurzen Federn, die vom Körper des Vogels stammen und unter der technische Bezeichnung „Flossen“ bekannt sind, werden besonders für Boas und Fächer, wie auch für Hüte verwendet.

Der Strauß ist mit einer Höhe von 2,5 m, größte und schwerste in der Vogelwelt. Sein beträchtliches Gewicht von bis zu 145 kg, macht ihn Flug untauglich. Doch er hat andere Fähigkeiten, denn er ist mit langen muskulösen Laufbeinen und 10 cm langen Krallen ausgestattet und kann bis zu 70 km/h dahin eilen, ein Vorteil sollte ihm Gefahr drohen.

QUELLEN: Dillingers Reise Zeitung, 20. Februar 1901, verschiedene Informationen, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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