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Die Symbole Burgenlands #

Die burgenländische Landeshymne #

von Peter Diem

Störche in Rust
Foto P. Diem

In den frühen dreißiger Jahren besaßen bereits zwei Bundesländer eine offizielle Landeshymne: Salzburg (1928) und Steiermark (1929. In Kärnten, Oberösterreich und Tirol wurden die heutigen Landeshymnen bereits inoffiziell als solche gesungen. Die Republik hatte sich 1929 zum zweiten Mal eine Bundeshymne gegeben (den Kernstock-Text „Sei gesegnet ohne Ende, Heimaterde wunderhold" zur Melodie des „Gott erhalte" von Joseph Haydn). Es verwundert nicht, dass es der im Kampf gegen Hitlerdeutschland auf Tradition und Patriotismus bedachte autoritäre Ständestaat als Mangel betrachtete, dass das jüngste Bundesland noch über kein Heimatlied verfügte. So veranlasste die Landesleitung der Vaterländischen Front des Burgenlandes einen Wettbewerb, der am 12. 10. 1935 in ihrer eigenen Zeitung, dem „Burgenländischen Volksblatt", mit den Worten ausgeschrieben wurde:

"Immer wieder wird bei festlichen Anlässen eine geeignete burgenländische Landeshymne vermißt, die die burgenländische Einheit würdig zum Ausdruck zu bringen vermag".

Inhaltlich regte die Ausschreibung folgendes an: Die Hymne soll etwa Freude und Stolz auf die burgenländische Heimat und die Zugehörigkeit zum burgenländischen Volk sowie die Verbundenheit mit dem großen österreichischen Vaterland zum Ausdruck bringen.

--> Burgenländisches Volksblatt, 8. 2. 1936

--> Gerhard J. Winkler, Das verordnete Landesbewusstsein - am Beispiel der Burgenländischen Landeshymne (1935/36). In: IWK-Mitteilungen, 2/1988, 52 ff.

Aus 105 Einsendungen wurde der Vorschlag des burgenländischen Volksbildners und Lehrers an der katholischen  Lehrerinnenbildungsanstalt in Steinberg/Burgenland, Dr. Ernst Görlich, ausgesucht.


Mein Heimatvolk, mein Heimatland, mit Österreich verbunden!
Auf Dir ruht Gottes Vaterhand, Du hast sie oft empfunden.
Du bist gestählt in hartem Streit zu Treue, Fleiß und Redlichkeit.
Am Bett der Raab, am Heiderand, Du bist mein teures Burgenland!
Am Bett der Raab, am Heiderand, Du bist mein teures Burgenland!

Rot-Gold flammt Dir das Fahnentuch, Rot-Gold sind Deine Farben!
Rot war der heißen Herzen Spruch, die für die Heimat starben!
Gold ist der Zukunft Sonnenlicht, das strahlend auf Dich niederbricht!
Stolz trägt das Volk Dein Wappenband: Du bis mein teures Burgenland!
Stolz trägt das Volk Dein Wappenband: Du bist mein teures Burgenland! 

Mein Heimatvolk, mein Heimatland! Mit Öst´reichs Länderbunde
hält dich verknüpft das Bruderband schon manche gute Stunde!
An Kraft und Treue allen gleich, Du jüngstes Kind von Österreich.
Zu Dir steh' ich mit Herz und Hand: Du bleibst mein teures Burgenland!
Zu Dir steh' ich mit Herz und Hand: Du bleibst mein teures Burgenland!

--> Chorfassung der Landeshymne abspielen:

--> Orchesterfassung:

Analysiert man den Text, so findet man die Ausschreibungserfordernisse erfüllt, insbesondere was die Verbundenheit mit dem übrigen Österreich betrifft, die in der ersten und dritten Strophe angesprochen wird. Historisch ein wenig schief ist die Symbolik „Rot war der heißen Herzen Spruch, die für die Heimat starben", da im ersten Weltkrieg Burgenland noch nicht existierte und die Angliederung „Deutsch-Westungarns" an Österreich an sich ein unblutiger völkerrechtlicher Akt war, der allerdings einige Zusammenstöße der österreichischen Exekutive mit ungarischen Freischärlern auslöste.

„An Kraft und Treue allen gleich, Du jüngstes Kind von Österreich" - mit dieser Wendung wird die Ebenbürtigkeit im Staatsverband mit Österreich trotz „Geschichtsdefizits" festgestellt und postuliert. Gleichzeitig wird gerade durch diesen Hinweis die „Benjaminrolle" Burgenlands aber auch perpetuiert. Auf die ethnischen Minderheiten oder sonstige Eigenheiten des Landes wird nicht eingegangen.

Insgesamt handelt es sich beim Text der burgenländischen Landeshymne um ein dreifaches, an den Landesfarben und an der Verbindung mit der Republik festgemachtes Gelöbnis, dem Land die Treue zu halten - im Hinblick auf die Auswandererströme der Zwischenkriegszeit und die auch heute noch sehr hohe Mobilität der Burgenländer eine durchaus stimmige und weitsichtige Textstrategie.

Wenn wir in diesem Zusammenhang auf das dreißig Jahre früher entstandene, aber erst 1949 zur Landeshymne bestimmte Vorarlberger Heimatlied „Du Ländle, meine teure Heimat" hinweisen, so bezweckt dies weniger, die Möglichkeit seiner Vorbildfunktion anzudeuten, als vielmehr die doch interessanten geistigen Parallelen aufzuzeigen, die die beiden kleinen Bundesländer am Ost- und am Westrand Österreichs trotz ihrer grundlegenden Verschiedenheit aufzuweisen scheinen.

Was die Melodie betrifft, so ist zunächst festzuhalten, dass bei der Ausschreibung des diesbezüglichen Wettbewerbs nur gefordert
wurde, die Melodie solle „künstlerisch wertvoll, leicht sangbar und volkstümlich" sein und eine Dezime nicht überschreiten.
Sieger des Wettbewerbs war der 1886 als Sohn einer Pöttschinger Bauernfamilie geborene Peter Zauner, Primgeiger bei Carl Michael
Ziehrer und später Kapellmeister.

Ohne die Kaiserhymne zu zitieren, ist die Melodie dem „Gott erhalte" nachempfunden, was insbesondere durch die Oberoktave am Beginn des letzten Viertakters zum Ausdruck kommt, der - auch von der Dynamik her (forte!) - freilich nur mit dem Text der dritten Strophe voll zusammenstimmt. Die vierteilige Melodie der burgenländischen Landeshymne ähnelt eher einem fröhlichen Marschlied als einer getragenen Hymne. Dieser vielleicht aus dem Geist seiner Entstehungszeit erklärbare Charakter wird durch das schwungvolle Tempo, den punktierten Rhythmus im 4/4-Takt und die häufigen Intervallsprünge noch zusätzlich unterstrichen.

Es ist erfreulich, dass die Landeshymne mit Gesetz vom 27. 6. 1947 ohne jede Änderung wieder eingeführt werden konnte; sie enthielt trotz ihres eigentlich hochpolitischen Ursprungs im autoritären Ständestaat keine mit „demokratischen Tendenzen unvereinbare Tendenz".

Außer der burgenländischen ist nur die oberösterreichische Landeshymne in der Landesverfassung verankert. Das Gesetz über die burgenländischen Landessymbole, das in § 4 die Landeshymne regelt, bestimmt in § 12:

"Die Kenntnisse des Textes und der Melodie der Landeshymne sollen in der Bevölkerung verbreitet, ihr Singen und Spielen in würdiger Form gefördert werden."

Entstehung der burgenländischen Landeshymne

Im "Standard" vom 7./8. April 2018 war zu lesen:#

Welches Glück also für Peter Wagner, nur ein Burgenländer zu sein. Der pannonische Dichterfürst machte schon 1981 die pannonische Hymne in ganz Österreich weltberühmt. Freilich in seinen eigenen Worten. Und also so: "Mein Heimatvolk, mein Heimatland / dem Arsch der Welt verbunden! / Auf dir ruht manches Mächtigen Hand, / sie hat dich oft geschunden. / Du bist gestählt ganz wie Beton / aus Kirche, Suff und Pendlersfron. / Mach dir nichts draus aus so viel Schand, / du bist ja nur das Burgenland!" Heißa! War das ein Tanz dazumals. Sage also niemand, in Österreichs Hymnen schlummere weder Saft noch Kraft. (Wolfgang Weisgram, 7.4.2018) - derstandard.at