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Symbole Oberöstereichs#

Landespatron und Landesfeiertag#

von Peter Diem

Der Hl. Florian in der Grazer Herrengasse - Foto: P. Diem
Der Hl. Florian in der Grazer Herrengasse - Foto: P. Diem
Trotz eindeutiger historischer Willensakte staatlicher Autoritäten (Kaiserliches Patent vom 19. Oktober 1663 und Art. 9 der Oberösterreichischen Landesverfassung 1935) mit welchen der hl. Leopold zum Schutzheiligen Oberösterreichs proklamiert wurde, findet dieser Heilige als Landespatron keinen ungeteilten Widerhall in der Bevölkerung, bei den Vertretern der Amtskirche und bei jenen Politikern, die für solche - in der heutigen Zeit natürlich eher periphere - Fragen Verständnis aufbringen. Volksfrömmigkeit, aber auch Klerus, neigten seit jeher auch dem hl. Florian, dem einzigen christlichen Märtyrer Österreichs, als Schutzheiligen zu. So hat etwa eine informelle Umfrage, die im Jahr 1974 vor allem unter Lehrern durchgeführt wurde, ein Verhältnis von 60:30 für Florian als Landespatron erbracht. Wie sich aus der am Ende dieses Beitrags zitierten Integral-Umfrage ergibt, waren 1995 38 Prozent der Oberösterreicher der Meinung, der hl. Leopold sei der Landespatron, und 10 Prozent hielten den hl. Florian für den Schutzheiligen des Landes. Die hohe Zahl der Nennungen für andere Heilige (15 Prozent) und die Zahl von 39 Prozent "weiß nicht" lässt auf einen hohen Säkularisierungsgrad Oberösterreichs schließen.

Oberösterreich besitzt insgesamt nur drei dem hl. Leopold geweihte Kirchen - ein deutliches Zeichen dafür, dass der Schutzheilige im Bewusstsein des Landes nicht voll verankert ist. Hingegen war die Verehrung des hl. Florian früher weit verbreitet. Es sollte freilich bis 1971 (!) dauern, bis dieser Märtyrer zum Schutzpatron der bereits 1783 errichteten Diözese Linz erhoben wurde. Es war der Amtskirche offensichtlich nicht leicht gefallen, sich aus einem gefühlsmäßigen Gehorsam gegenüber der kaiserlichen Willenskundgebung aus dem Jahr 1663 zu lösen. Angeblich aufgrund neuerer Nachforschungen über die geschichtliche Existenz und das Martyrium des hl. Florian - in Wirklichkeit wohl aber, um die Eigenständigkeit der Linzer Kirche zu betonen - wurde der "Landespatron Nr. 2" offizieller Patron des Bistums.

St. Florian als Ritter
Darstellung als Ritter (Miniatur um 1310) - Quelle: Missale des Heinrich von Marbach
Wer war nun dieser Florian - oder Florianus - wirklich? Der ehemalige Stadtpfarrer von St. Laurenz in Enns, Eberhard Marckhgott, stellt uns den "prominentesten Christen in der Provinz Ufernorikum" vor.

Florian war nach den neuesten Erkenntnissen der Geschichtsforschung nicht römischer Offizier, sondern so etwas wie der "Landesamtsdirektor" von Ufernoricum. Kaiser Diocletian (284-305) versuchte den Bestand des römischen Imperiums nicht nur durch zentralistische Verwaltung, sondern auch im Wege einer einheitlichen Staatsreligion durchzusetzen. Dies richtete sich vor allem gegen das junge Christentum. Die Christen in der Donauprovinz zwischen Ovilava/Wels und Cetium/St. Pölten wussten sehr wohl, dass Florianus, der wichtigste Beamte unter Statthalter Aquilinus, ihr Glaubensgenosse war. Florian wurde trotz - oder gerade wegen - seines hohen Amtes vor die Alternative gestellt, dem neuen Glauben abzuschwören oder ins Exil zu gehen. Wie der aus Westungarn stammende Martin fünfzig Jahre nach ihm entschied sich auch Florian für das Christentum und gegen den heidnischen Dienst am römischen Kaiser. Er ging nach St. Pölten in die Verbannung. Als Florian jedoch von der brutalen Verfolgung seiner Glaubensgenossen in Lauriacum/Lorch erfuhr, kehrte er aus dem Exil zurück. Doch seine Intervention half nichts, im Gegenteil, er wurde selbst erneut aufgefordert, dem Christentum abzuschwören und den römischen Göttern zu opfern. Selbst als man ihm die Schulterblätter zerbrach, fügte er sich nicht. Sein ehemaliger Vorgesetzter verurteilte ihn zum Tod.

--> Landesausstellung. Linz 1983, 307 ff.
--> Eberhard Marckhgott, in: Entschluss 12/1987

Von der römischen Straßenbrücke über die Enns stürzte man ihn am 4. Mai 304 in den Fluss, nachdem man ihm einen Stein an den Hals gebunden hatte. Auch die übrigen Christen aus der Region starben den Märtyrertod. Ihre Überreste, 78 Gebeine, sollen sich in einem am 12. Oktober 1900 am Hauptaltar der Lorcher Basilika entdeckten Steinsarg befinden. Nach Eberhard Marckhgott ist dies alles nicht Legende, sondern durch das Märtyrerverzeichnis des Hieronymus und den "Berner Codex" erwiesenes historisches Faktum. Nur bis ins 5. Jahrhundert bekannte geographische Bezeichnungen und archäologische Grabungen erhärten die "Passio Floriani et sociorum" in Lauriacum. Das Grab des Heiligen selbst soll zunächst dort gewesen sein, wo sich heute das Stift St. Florian befindet. Die Reliquie soll jedoch von den sich 488 nach Rom zurückziehenden christlichen Romanen mitgeführt worden sein. So soll der Heilige seine nächste Ruhestätte in der Kirche St. Laurenz vor den Mauern Roms erhalten haben.

Übergeführt nach Krakau#

Im Jahre 1183 soll der Polenfürst Kasimir die Gebeine mit Zustimmung des Papstes Lucius III. nach Krakau übergeführt haben, wo sie in der alten Florianskirche ruhen. Hier eine Bildfolge über diese Kirche. Sie befindet sich wenige hundert Meter außerhalb der Stadtmauer des alten Krakau.

Richtung Florianikirche
Turm in der Stadtmauer
Skulptur
Skulptur am Turm

Bastion
Bastion vor der Stadtmauer
Blickzur Kirche
Blick Richtung Florianikirche

Florianikirche
Kirche St. Florian, Krakau
Skulptur
Skulptur an der Kirchenwand
Orgel Florianikirche
Orgel Florianikirche

Florianikirche
Das Kircheninnere
Chor Flrianikirche
Chorgestühl

Geschichte der Kirche
Geschichte der Floriani-Kirche
Ernennung zur Basilika minor
Ernennung zur Basilika minor

Österreich: Die Basilika von Lorch bei Enns und das Stift St. Florian bei Linz

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Lorch
Ausgrabung in der Basilika von Lorch
Lorch
Text in Lorch
Lorch
Die Basilika von Lorch

St. Florian
Kirche St. Florian
St. Florian
Innenhof St. Florian
St. Florian
Decke St. Florian

Redaktion der Bildfolge und Fotos: P. Diem

Gegenwart#

Eine kleine Teilreliquie davon wurde schließlich vom heutigen Papst, dem damaligen Kardinal Karol Wojtyla, nach Wien und von dort nach Lorch überbracht, wo sie am 31. 10. 1968 bei der feierlichen Konsekration des Hauptaltars durch Diözesanbischof Franz Zauner in den Altarblock eingemauert wurde. Auf diese Weise ist der Heilige nach langer Abwesenheit symbolisch zu seinen Glaubensgenossen und Mitmärtyrern heimgekehrt.

--> Karl Rehberger, Zur Verehrung des Hl. Florian im Stift St. Florian. In: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs, 11/1974, 85 ff.
--> Paul Kaufmann, Brauchtum in Österreich, a. a. O., 284 f.
 
Trotz historischer Beweisführung ranken sich viele Halbwahrheiten und Legenden um die meist in Rüstung dargestellte Gestalt Florians, dessen Heiligenattribute die Fahne, der Mühlstein, der Wassereimer und das brennende Haus sind. Danach war der heutige "Feuerwehrheilige", der meist beim Löschen eines Brandes dargestellt wird und so unzählige Feuerwehreinrichtungen, Wohnhäuser und Kirchen schmückt, um sie vor Unheil zu bewahren, ursprünglich ein in Zeiselmauer geborener Kelte. Der Mann, der ihn in die Enns stieß, soll sofort darauf erblindet sein. Als Florians Leichnam vom Fluss an einen Felsen gespült wurde, soll ein Adler schützende Totenwacht gehalten haben. Wie sogenannte "Florianibründl" bezeugen, galt der Heilige ursprünglich gar nicht als Brandschützer, sondern vielmehr als Schützer des Wassers und der Quellen: ein Frühlingsheiliger mit deutlichen Anleihen an einen altheidnischen Wasser- und Regenkult. So war der hl. Florian eigentlich der Urvater des Umweltschutzes. Erst viel später, gegen Ende des Mittelalters "wurde das Bachwasser zum Löschwasser und der Wasserheilige zum Feuerpatron". Aus der häufigen Darstellung als römischer Beamter oder Offizier mag das Symbol des Helmes stammen, das zusammen mit dem Wasserschaff den Gedanken des Brandschutzes ergeben haben mag. So wurde der hl. Florian nicht nur Schutzheiliger der Feuerwehren, sondern auch der Schmiede, Hafner und Rauchfangkehrer.

St. Florian gehört zu den populärsten Heiligen Österreichs. Sein Bild ist in allen Landesteilen zu finden. Die berühmte Wendung

"O heiliger Sankt Florian/Schütz' unser Haus, zünd' andere an!" ist freilich wenig schmeichelhaft für unser Volk.  Alljährlich findet am Samstag vor dem Fest des Heiligen am 4. Mai eine Wallfahrt zu den Gedenkstätten in Lorch und St. Florian statt. Nach einer Meldung der "Presse" vom 25. 3. 1987 gab es in Oberösterreich eine Diskussion darüber, ob der hl. Florian (zweiter) Landespatron werden soll oder nicht. Landesvater Dr. Josef Ratzenböck war dafür, die beiden anderen Landesparteien zeigten ihm aber die kalte Schulter:

für die FPÖ stand der ökumenische Gedanke auf dem Spiel, die SPÖ hielt damals das Problem nicht für relevant. Doch im Floriani- Jubiläumsjahr 2004 wurde einstimmig der hl. Florian als (zweiter) Landespatron eingesetzt - den Bericht darüber siehe unten.

--> Zu weiteren Details der Geschichte des Heiligen vergleiche in: Forum o.ö. Geschichte
--> Darstellung in St. Florian und Lorch

Bekanntheit des oberösterreichischen Landespatrons 1993

         hl. Leopold hl. Florian andere weiß nicht
bis 29          23        7         13      57
bis 49          49       16         16      22
ab 50           42        7         18      37
Total           38       10         15      39
Quelle: Integral-Telephonumfrage Jänner 1993, n = 168

Landesfeiertag#

Der 15. November ist in Oberösterreich nicht allgemein arbeitsfrei, jedoch haben die Schüler keinen Unterricht. Der 4. Mai ist eine Art "Gedenktag".

Der hl. Florian wird offizieller Landespatron von Oberösterreich#

Am 4. Mai 2004 trat ein Beschluss der oberösterreichischen Landesregierung vom 17. März in Kraft, mit dem der Heilige Florian neben dem schon bisher "regierenden" Landespatron Leopold zum oberösterreichischen Landespatron ernannt wird. Die feierliche Promulgation durch Landeshauptmann Josef Pühringer fand im Rahmen eines Festaktes in der Stiftsbasilika von St. Florian bei Linz statt. Zuvor feierte der Linzer Diözesanbischof Maximilian Aichern, gemeinsam mit Titularerzbischof Gerolamo Prigione, Propst Wilhelm Neuwirth von St. Florian und Generalabt Bernhard von Stift Klosterneuburg in der Stiftsbasilika den Festgottesdienst am Gedenktag des populären Heiligen und Schützers vor Feuersnot und Wassergefahr.

In seiner Predigt betonte Bischof Aichern, die Haltung des Märtyrers Florian und seiner Mitchristen stehe in scharfem Kontrast zum Vorgehen der Selbstmordattentäter unserer Tage. Jene Christen, die in der ausgehenden Antike ihr Leben für ihren Glauben ließen, hätten "nicht Verhärtung der Gegensätze und Feindschaft über Generationen hinterlassen, sondern den unheilvollen Kreislauf von Gewalt und Aggression durchbrochen". In ihrer Hoffnung auf Leben und Auferstehung seien sie ein Beitrag zu Frieden und Versöhnung gewesen, "wonach wir uns auch heute so sehr sehnen", sagte Aichern. Beispiel gebend am neuen Landespatron ist nach den Worten des Bischofs, "auch in schwierigen Zeiten zu seiner Überzeugung zu stehen, Zivilcourage zu zeigen, Freunden in der Not beizustehen". Diese Eigenschaften würden den Heiligen Florian auch 1.700 Jahre nach seinem gewaltsamen Tod zum Vorbild für heutige Menschen machen.

In einer gemeinsamen Pressekonferenz betonten Montagnachmittag Pühringer und Aichern, dass Florian wie kein anderer Heiliger dem Land Oberösterreich eng verbunden sei. Er ist der einzige namentlich bekannte Märtyrer Österreichs aus frühchristlicher Zeit und bereits Hauptpatron der Diözese Linz. Wegen seines Bekenntnisses zum christlichen Glauben und wegen seines Eintretens für seine Glaubensbrüder und -Schwestern wurde Florian - ein pensionierter hoher römischer Zivilbeamter - am 3. Mai 304 in der Enns ertränkt. Florian hatte sich geweigert, den von ihm abverlangten Eid auf die Staatsgötter Roms zu leisten. In einem Schauprozess wurde er zum Tod verurteilt. Vollstreckt wurde das Urteil am 4. Mai 304 an der antiken Ennsbrücke: Er wurde mit einem Stein um den Hals in den Fluss gestürzt und ertränkt. Der Legende nach soll eine Witwe seinen Leichnam geborgen und in den Wäldern des Ipftales bestattet haben. An dieser Stelle wird seit Jahrhunderten im Augustiner-Chorherren-Stift St. Florian bei Linz sein Vermächtnis und seine Verehrung gepflegt.

Allgemein bekannt ist der Heilige Florian besonders als Schutzheiliger der Feuerwehrleute. Aber auch Angehörige anderer Berufe, die viel mit Feuer zu tun haben - etwa Schmiede und Rauchfangkehrer -, verehren ihn als ihren Schutzpatron. Der Legende nach errettete Florian in seiner Jugend ein brennendes Haus durch sein Gebet. Florian gilt als Beschützer vor Feuersbrunst, Sturm, Überschwemmung und Dürre.

Siehe auch:

--> Hl. Florian in: ABC zur Volkskunde
--> Basilika in: Sakralbauten

Sonstige Symbole Oberösterreichs#

Tassilokelch - Foto: Andreas Püttmann, Aus: Wikicommons unter CC
Tassilokelch - Foto: Andreas Püttmann
Aus: Wikicommons unter CC

Wie in Niederösterreich stehen auch in Oberösterreich die landschaftlichen Schönheiten an der Spitze, wenn man nach den Landessymbolen fragt (Integral-Umfrage „Symbole für Österreich", 1993, n = 1.000). Das Landeswappen ist mit 9 Prozent im Bewusstsein der Oberösterreicher verankert. Eine wichtige Rolle spielt die Landeshauptstadt (17 Prozent), die insbesondere für die Jugend einen großen Symbolwert besitzt.

Aus der Frühzeit des Landes stammt der berühmte Tassilokelch, den der Baiernherzog Tassilo III. (742-788) dem von ihm 777 gegründeten Benediktinerkloster Kremsmünster gestiftet hat. Der Legende nach hat er das Kloster an jener Stelle gegründet, an der sein Sohn Gunther auf der Jagd von einem Eber getötet wurde.

In der Schatzkammer wird der Tassilokelch aufbewahrt, ein vergoldetes Kupfergefäß, entstanden 769-788, das in Niello-Technik (eingegrabene Abbildungen werden durch Bleimasse und Gold hervorgehoben) den segnenden Weltheiland zwischen dem Alpha und Omega sowie die vier Evangelisten und ihre Symbole zeigt. Wahrscheinlich als Hochzeitskelch für den tapferen Tassilo und seine aus langobardischem Königsgeschlecht stammende Braut Liutpirg angefertigt, hat der Kelch auch eine politische Bedeutung - eine Spitze gegen die neuen Frankenkönige und deren Oberhoheit über Bayern. Als ursprünglich liturgisches Gefäß wird der Tassilokelch heute wieder bei feierlichen Anlässen als Abendmahlskelch verwendet.