Feedback-Formular vorübergehend deaktiviert. Bitte wenden Sie sich an das Administrator Team
unbekannter Gast

Die Grätzer Klapperpost#

Im Volksmund nannte man die Grazer Stadtpost von 1796 nur die „Klapperpost“.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Hieronymus Benedicti,Klapperbote
Hieronymus Benedicti, Klapperbote, unter PD
Kupferstich 1775 Die kleine Post
Kupferstich 1775 Die kleine Post, unter CC BY-NC-ND 4.0
Kleines Oberpostamt in der Färbergasse 102, heute 8 (1810-1841)
Kleines Oberpostamt in der Färbergasse 102, heute 8 (1810-1841), unter PD

Im Mittelalter konnten reiche Adelige ihre Post nur mit privaten Boten verschicken. Richtige Kurierdienste gab es ausschließlich für den Königshof und die Ordensklöster, später auch für die großen Handelshäuser. Erst König Maximilian I., „der letzte Ritter“, führte 1490 mit dem Niederländischen Postkurs der Brüder Janetto und Franz von Taxis die erste regelmäßig betriebene Postlinie im Heiligen Römischen Reich ein. Er wollte nämlich von seiner Residenz Innsbruck aus jederzeit mit seinem Sohn Philipp in den Niederlanden verbunden sein. Da es ab 1520 in Mode kam, dass immer häufiger auch private Post und sogar Personen befördert wurden, baute Thurn dieses lukrative Nebengeschäft im großen Stil aus. Während das Postwesen in Deutschland bei der Familie Thurn und Taxis blieb, übernahm es in den österreichischen Erblanden 1624 die Familie derer von Paar. Zu dieser Zeit verdichtete sich das Postnetz zwischen den Städten immer mehr und ging 1722 in die reguläre Staatspost über. „Postreiter und Postwagen ermöglichten die Verbindung von Stadt zu Stadt entlang der Hauptverkehrswege“, schreibt Heinrich Himmel-Agisburg in seinem Buch „Grätzer Klapperpost 1796-1847“. Doch die postalische Nahversorgung innerhalb der Städte und ihrer Vorstädte blieb auf der Strecke, berichtet er. Da aber Handel und Verkehr immer intensiver wurden, gründeten Private im Februar 1772 nach Pariser Vorbild in Wien die „Kleine Post“ für die Nahversorgung. Heute fast unvorstellbar, wurde in Wien die Post sechsmal täglich zugestellt. Da es damals noch keine Briefkästen gab, machten sich die Briefträger in ihren gelben Jacken mit einer Klapper laut bemerkbar - daher auch die Bezeichnung „Klapperpost“ für diese frühe Form der Post. Auch eine Art Büchse für das Einsammeln der Briefe trugen sie mit. Die „Kleine Post“ brachte aber keinen Gewinn, sodass sie bereits nach 13 Jahren wieder eingestellt wurde. Ähnlich erging es in Prag dem gebürtigen Belgier Francois Garcier, der bereits nach zwei Jahren aufgeben musste.

Aber auch Graz mit seinen 30.000 Einwohnern litt um 1790 unter dem Problem der fehlenden Postverteilung in der Stadt, in den Vororten und Dörfern der Umgebung, denn die staatliche Postroute folgte nur der alten Kaiserstraße, an der es Poststationen mit Pferdewechsel gab. So rollten die staatlichen Postkutschen mit ihren vier vorgespannten Pferden von Wien über Mürzzuschlag, Bruck, Graz, Kalsdorf, Lebring, Ehrenhausen bis Marburg sowie von Graz auch ostwärts über Gleisdorf, Ilz und Fürstenfeld nach Ungarn. Dieses Problem erkannte der in Prag gescheiterte Stadtpostgründer Francois Garcier, der nun als Franz Garsie sein Glück in Graz versuchte. Überraschend schnell erhielt er alle Genehmigungen und errichtete sein „Kleines Oberpostamt“ in der Herrengase 140 (heute Nr. 19), wie Himmel-Agisburg schildert: In den Vorstädten und einigen „Landstationen“ organisierte Garsie „Unterämter“, die von privaten Geschäftsleuten mitgeführt wurden.

In seiner Eröffnungsanzeige im März 1796 garantierte er täglich vier Zustellungen und das Einsammeln der Post, dadurch war es möglich, dass man in drei Stunden bereits eine Antwort erhalten konnte - wenn alles wie am Schnürchen lief. Überdies bot er auch die Besorgung „diverser Einkäufe“ sowie die Weiterbeförderung der in Graz eingetroffenen Staatspostbriefe für zwei Kreuzer Extra-Taxe an. Aber Garsie erlebte wieder keinen Erfolg, seine postalischen Angebote wurden kaum angenommen, sein Unternehmen verschuldete sich, bis die Familie seines Kompagnons und Geldgebers Ignatz Kleebinder einschritt. Sie ließ Kleebinder für unmündig erklären und erzeugte so großen Druck auf Garsie, dass dieser heimlich aus Graz floh, aber die „Kleine Post“ sowie Schulden von 30.000 Gulden hier ließ. Nun übernahm ein Dr. Wolfgang Pauer, der Kurator des entmündigten Kompagnons, die Poststelle, sanierte sie und übernahm auch die staatliche Post in Graz, da diese in den Franzosenkriegen nicht mehr amtierte. 1806 übergab die Witwe Kleebinder die Postgeschäfte ihrem Neffen Johann Settele, der mit dem Oberpostamt in die Färbergasse übersiedelte. Nach seinem Tod führten dessen Witwe und ab 1842 ihr Sohn Franz das Kleine Postgeschäft weiter. Am 1. August 1847 übernahm schließlich die Staatspost die Geschäfte der „kleinen Post“.


zur Übersicht
© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele