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Um ein Haar vorbei am Nobelpreis #

1913 war Peter Rosegger der große Favorit auf den Literaturnobelpreis. Doch seine Nähe zur nationalen Politik seiner Zeit verhinderte seine internationale Ehrung. (Zweiter Teil)#


Roseggerum 1910
Der Heimatdichter um 1910 an seinem Schreibtisch
© BILD- UND TONARCHIV

Bis 1869 besuchte Peter Rosegger die Handelsakademie, dann lebte er als freier Schriftsteller in Graz und erhielt Stipendien. Erste literarische Erfolge stellten sich langsam ein, als er 1870 das Buch „Zither und Hackbrett“ veröffentlichte.

Hochzeit in Mariagrün #

Die Sommermonate verbrachte er immer wieder in Krieglach, wo er auch seine spätere Frau Anna Pichler kennenlernte, die mit einer Freundin extra aus Graz angereist war, um das Geburtshaus ihres Lieblingsdichters zu sehen. Dieses Fräulein ging dem Poeten nicht mehr aus dem Kopf. Und so kamen sich die beiden näher und heirateten am 13. Mai 1873 in der Mariagrüner Kirche. Das junge Paar erhielt eine Wohnung im Haus des Schwiegervaters Joseph Pichler, eines Hutfabrikanten, in der Sackstraße 31. „Die Wohnzimmer waren gassenseitig, mein Arbeitszimmer murseitig. Von diesem sah man durch seine drei Fenster auf den breiten Fluß und auf die Berge. Es war ein Poetenheim, wie ich seither keines mehr gefunden.“

Roseggers Wohnhaus
Roseggers Wohnhaus in der Burggasse 16 (links), davor der kleine Roseggergarten
© KK

Zwei Kinder kamen zur Welt, doch das Familienglück dauerte nur kurze Zeit. Am 16. März 1875 starb Roseggers Frau. Der Dichter war verzweifelt und stürzte sich in die Arbeit. „Die Schriften des Waldschulmeisters“ erschienen und im Oktober 1876 kam das erste Heft der von Rosegger gegründeten Monatsschrift „Der Heimgarten“ heraus. 1877 veröffentlichte er das Erinnerungsbuch „Waldheimat“, mit dem Rosegger dem Land seiner Kindheit nicht nur ein literarisches Denkmal setzte, sondern auch einen neuen Namen gab. Jetzt war er endgültig arriviert, machte zahlreiche Vorlesereisen und konnte sich in Krieglach ein Haus bauen, das sein Sommersitz wurde. Dort freundete er sich mit dem Wiener Bauunternehmer Wenzel Knaur an – und heiratete 1879 dessen Tochter Anna. Damit gelang Rosegger der Aufstieg in die „bessere Gesellschaft“.

Rosegger-Denkmal.jpg
Vandalen haben dem Denkmal im Roseggergarten die Nase abgeschlagen.
Foto: Hans Weingartz. Aus: Wikicommons unter CC

Im Oktober 1879 bezog der Dichter mit seiner Familie eine Wohnung in der feinen Elisabethstraße 16 B, ein Jahr später zogen sie in den 3. Stock des Hauses Burggasse 12 (heute 16). Hier lebte Peter Rosegger 34 Jahre lang bis knapp vor seinem Tod – mit einer kurzen Unterbrechung, als er in der Parkstraße 11 wohnte. Im Friseursalon im Parterre des Hauses in der Burggasse war Rosegger Stammkunde und hatte eine eigene „Abonnementskarte“. Damit bekam er für zehn Mal Zahlen zwölf Haarschnitte, schreibt Mirella Kuchling in „Literarische Spaziergänge durch Graz“. Eine Gedenktafel erinnert dort heute an den berühmten Hausbewohner, der insgesamt 53 Jahre in Graz gelebt hat. Und schräg gegenüber von Roseggers Wohnhaus wurde als Verlängerung des Stadtparks der kleine Roseggergarten samt Denkmal des Volksdichters angelegt. Bloß haben Vandalen dem Poeten die Marmornase abgeschlagen.

1913 galt Peter Rosegger als der aussichtsreichste Anwärter auf den Literaturnobelpreis. International wurde aber seine Nähe zur deutschnationalen Agitation nicht sehr geschätzt. Er hatte nämlich deutsche Schulen in den gemischtsprachigen Gebieten von Böhmen und Mähren gefördert. Verärgerte Tschechen vereitelten erfolgreich die Ehrung des 70-jährigen Volksdichters – der immer stärker werdende Nationalismus auf allen Seiten spitzte sich schon Richtung Erster Weltkrieg zu. Der Preis ging an den bengalischen Dichter Rabindranath Tagore. Aber literarisch interessierte Kreise Indiens entdeckten und schätzten nun den Konkurrenten ihres Landsmannes. Bald erschienen schon sechs Bücher von ihm in Hindi.

Der letzte Spaziergang #

Inzwischen begann Rosegger mit der Bearbeitung seiner „Gesammelten Werke“ in 40 Bänden, die 1916 abgeschlossen wurde. Am13. Dezember 1917 machte er seinen letzten Spaziergang im Grazer Stadtpark. Ein Herz- und Nierenleiden sowie ein Lungenemphysem und zunehmende Arterienverkalkung zwangen ihn zum Verbleib in seiner Wohnung.

Nur zum Sterben ließ er sich todkrank am 29. Mai 1918 mit einem eigens zur Verfügung gestellten Eisenbahnwaggon nach Krieglach führen. „Wie das Leben mir beschieden, es war gut, ich bin’s zufrieden. Könnt’ ich eines noch erwerben, nur daheim, daheim zu sterben.“ Und so schloss Peter Rosegger, der große steirische Heimatdichter, am 26. Juni 1918 in seinem Haus in Krieglach für immer seine Augen.


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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele