Peterskirche, Wien 1#
Die Legende berichtet von der Gründung der Peterskirche durch Karl den Großen (747-814). Dies ist auch auf einem Relief an der Außenseite dargestellt. Das barocke Gotteshaus entstand nach einem kaiserlichen Gelübde im Pestjahr 1679, die Grundsteinlegung erfolgte 1702. Der Neubau, anstelle einer gotischen Kirche, dauerte vom Anfang bis in das erste Drittel des 18. Jahrhunderts. Die Peterskirche hat einen ovalen Grundriss mit Kapellen und Emporen, zwei Fassadentürme und eine Kuppel. Ihr höchster Punkt erreicht fast 57 Meter. Die prominentesten Barock-Künstler arbeiteten bei der Entstehung des Gesamtkunstwerks Peterskirche zusammen: Johann Lukas von Hildebrandt und Gabriel Montani als Architekten, Johann Michael Rottmayer als Freskant, Lorenzo Mattielli als Bildhauer, Antonio Galli-Bibiena - mit der Scheinarchitektur der Kuppel - und Martin Altomonte als Maler. Sein Altarbild stellt die Heiligen Petrus und Johannes bei einer Krankenheilung dar. Der Raum ist mit Stuccolustro in Ocker und Gold verkleidet. Die Chorkuppel zeigt "Mariä Himmelfahrt" von Johann Michael Rottmayr. Der silberne Tabernakel ging in den Napoleonischen Kriegen verloren, an seiner Stelle befinden sich das Kupelwieser-Bild "Maria Immaculata" und ein Gnadenstuhl aus dem 15. Jahrhundert. Ein Seitenaltar stellt den Sturz des hl. Johannes Nepomuk in die Moldau dar. Die vergoldete Holzgruppe ist ein Werk von Lorenzo Matielli um 1729. In der Michaelkapelle sieht man den "Engelsturz" von Martino Altomonte, ein Marienbild, das Papst Leo XIII. der Kirche schenkte, und einen Glassarg mit dem Katakombenheiligen Benedikt, den Kardinal Kollonitsch aus Rom nach Wien brachte. Das Pendant, (Donatus) befindet sich in der gegenüberliegenden Kapelle der hl. Familie. Die Unterkirche bewahrt einen Wasserspeier aus dem 13. Jahrhundert. In der Vorweihnachtsszeit ist die traditionelle Ausstellung der Krippenfreunde in der Krypta ein Ziel vieler Besucher. Im Zuge der "Milleniumsrenovierung" (2001-2004) erfolgte eine komplette Instandsetzung des Äußeren und Inneren der Peterskirche. (Kosten: ca. 2,5 Mio. Euro). Die seelsorgliche Betreuung übertrug Erzbischof Franz König 1970 den Priestern des Opus Dei.
Quelle#
- Helga Maria Wolf: Spurensuche Wien. Rundgänge durch die Geschichte. Erfurt 2007
Anmerkung:#
das Wappen über dem Altar der Peterskirche ist nach dem Urteil eines erfahrenen Heraldikers ein Unikat, das so nirgendwo anders vorkommt. Es ist gespickt mit Fehlern, sowohl was die Farbe, als auch die Schildteilungen betrifft.
Das Wappen wurde offensichtlich 1702 dort angebracht, das ist jedenfalls beiderseits der Devise: "Consilio et Industria" so zu lesen.
Versuch einer Beschreibung: Ein nimbierter Reichsadler mit Schwert und Zepter in den Fängen wird von der Kaiserkrone überhöht. Der Adler trägt einen bekrönten Brustschild, um den die Kollane des goldenen Vlieses gelegt ist. Der Brustschild besteht aus einem Hauptschild, einem Mittel- und Herzschild. Der Herzschild besteht aus dem rot-weiß-roten Bindenschild (die Aufschrift F I ist falsch). Der Mittelschild sollte aus vier Feldern bestehen, es fehlen jedoch die oberen beiden, denn der rote Löwe in Silber (Leon) und daneben die drei roten Pfähle in Gold (Aragon, sollten eigentlich vier Pfähle sein) repräsentieren die Spanischen Königreiche Kastilien, Leon, Aragon und Sizilien, die in einer Reihe stehen. Der Mittelschild, von dem nur die untere Hälfte existiert, besteht also nur aus Burgund und Tirol (der schwarze Adler in Silber ist falsch, es sollte ein roter Adler sein). Der Hauptschild ist in vier Reihen gegliedert mit einer eingepropften Spitze. Die erste Reihe soll die Königreiche Ungarn und Böhmen darstellen: Siebenmal von Rot und Silber geteilt, hier ist es falsch von Gold und Rot geteilt. Daneben soll das Königreich Böhmen ein silberner Löwe in Rot sein, hier falsch ein schwarzer Löwe in Rot. Die zweite Reihe der spanischen Königreiche wurde schon genannt. Die dritte Reihe mit einem goldenen Löwen in Schwarz (Flandern) und drei schwarzen Hirschstangen in Gold (Württemberg) ist richtig. Die vierte Reihe soll wohl die Steiermark, Kärnten auf der einen Seite der Spitze sein und Schlesien auf der anderen Seite. Die Steiermark ist üblicherweise ein silberner Panther in Grün, was das hier sein soll, ist unlar. In der eingepfropften Spitze der mährische Adler ist an dieser Position ganz ungewöhnlich.