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Steiner, Ludwig #


* 14. 4. 1922, Innsbruck

† 28. 6. 2015, Innsbruck


Diplomat und Politiker (ÖVP)

Botschafter Ludwig Steiner
Ludwig Steiner. Foto, 1995
Zur Verfügung gestellt von Ludwig Steiner, privat
für AEIOU

Ludwig Steiner wurde am 14. April 1922 als Sohn eines Bäckermeister und christlich-sozialer Politikers in Innsbruck geboren.

Er besuchte die Handelsakademie in Innsbruck, wurde 1941 zum Reichsarbeitsdienst und danach zur Wehrmacht eingezogen und erlitt 1943 im Kriegseinsatz an der sogenannten "Eismeerfront" schwere Verletzungen.

Er schloss sich bereits 1943 der Widerstandsgruppe (Gruppe 05) rund um den späteren Außenminister Karl Gruber an. Zu Kriegsende, Anfang Mai 1945, eroberte diese Widerstandsgruppe Innsbruck und das Landhaus und machte somit den Weg frei für die amerikanischen Besatzer.
(Steiners Vater starb an den Folgen von Misshandlungen im Konzentrationslager.)

Nach Ende des Kriegs begann er 1945 an der Universität Innsbruck ein Studium der Volkswirtschaftslehre, das er 1948 mit dem Doktorat abschloss. Daneben war er 1945 als Sekretär des Tiroler Landeshauptmanns Karl Gruber und von 1946 bis 1948 als Sekretär des Innsbrucker Bürgermeisters Anton Melzer tätig. 1948 trat er in den diplomatischen Dienst ein und wurde Legationssekretär an der österreichischen Botschaft in Paris.

1952 wurde er Leiter der Außenstelle des Bundeskanzleramtes - Auswärtige Angelegenheiten und wurde bald darauf von Außenminister Dr. Karl Gruber als Sekretär nach Wien geholt.

Von 1953 bis 1958 war er Kabinettschef von Bundeskanzler Ing. Julius Raab. In dieser Funktion war er auch Mitglied der österreichischen Regierungsdelegation bei den entscheidenden Verhandlungen im April 1955 in Moskau, die zum Moskauer Memorandum und in weiterer Folge zum Abschluss des österreichischen Staatsvertrags im Mai 1955 führten.
Anschließend übernahm er wieder diplomatische Aufgaben - er war von 1958 bis 1961 Leiter der Österreichischen Gesandtschaft in Sofia. 1961 übernahm er die Funktion des Staatssekretärs im Außenministerium, die er bis 1964 ausübte. Von 1964 bis 1972 war Ludwig Steiner Österreichischer Botschafter in Griechenland und Zypern.

1972 wurde er schließlich zum Leiter der politischen Sektion und zum stellvertretenden Generalsekretär für auswärtige Angelegenheiten ernannt. Ludwig Steiner setzte sich insbesondere für die Menschenrechte und die Belange Südtirols ein.

Von 1979 bis zur Nationalratswahl 1990 gehörte Steiner als Tiroler Abgeordneter dem Nationalrat an. Bekannt wurde er dabei für seine Vorsitzführung in den Untersuchungs-Ausschüssen zur Lucona- und zur Noricum-Affäre sowie zu den Draken.


Von 1989 bis 1996 war Steiner Präsident der Politischen Akademie der ÖVP. Bereits ab 1994 war er Vizepräsident des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW), von 2001 bis 2005 leitete er als Vorsitzender den "Österreichischen Fonds für Versöhnung, Frieden und Zusammenarbeit". Darüber hinaus war er Mitglied des Verwaltungsrates der Europäischen Beobachtungsstelle von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Er war Vizepräsident der Union Europäischer Christdemokraten (UECD) und Ehrenmitglied von Europarat und Südtiroler Volkspartei. Seine letzte große öffentliche Funktion war die des Vorsitzenden des Komitees des österreichischen Versöhnungsfonds über die Entschädigungszahlungen an ehemalige NS-Zwangsarbeiter.


Ludwig Steiner starb am 28. Juni 2015 - im Alter von 93 Jahren - nach kurzer, schwerer Krankheit. Seine Frau Danielle, mit der er mehr als 51 Jahre verheiratet war, war bereits 2006 verstorben. Der Ehe entstammten ein Sohn und eine Tochter.


Mit dem Tod von Ludwig Steiner verliert Österreich eine große Persönlichkeit der Österreichischen Volkspartei und einen herausragenden Diplomaten und Politiker der österreichischen Nachkriegsgeschichte.


Auszeichungen, Ehrungen (Auswahl):

  • Großes Silbernes Ehrenzeichen der Republik Österreich am Bande, 1964
  • Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs, 1977
  • Ehrenzeichen des Landes Tirol, 1984
  • Großes Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, 2005
  • Großer Verdienstorden des Landes Südtirol, 2008
  • Ehrenring des ÖAAB-Tirol
  • Ehrenring der Katholischen Österreichischen Studentenverbindung Austria Innsbruck
  • Großer Leopold Kunschak-Preis, 2012


Werke (Auswahl):

  • Diplomatie - Politik. Ein Leben für die Einheit Tirols. Ein Leben für Österreich. 1972-2007

Literatur#

  • "Report after Action, The Story of the 103rd Infantry Division", Ralph Mueller and Jerry Turk, headquarters, 103rd Infantry Division, U.S. Army

Weiterführendes#

--> Nowak, R.: Neutralität "ist reiner Fetisch" (Essay)
--> Nachruf in den Mitteilungen des Dokumentationsarchivs (DÖW)

Quellen#


Redaktion: P. Diem, I. Schinnerl