Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 11.04.2020, aktuelle Version,

Austroslawismus

Austroslawismus bezeichnete eine politische Richtung der Slawen (besonders der Tschechen) in Österreich-Ungarn in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Anschluss an die slawophile Rückbesinnung und der ersten Phase der tschechischen Nationalbewegung. Sie strebte die Umformung der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie in einen trialistischen (d. h. aus drei Teilen bestehenden) Staat an. Hauptvertreter waren die Alttschechen František Palacký und František Ladislav Rieger, aber auch österreichische sozialdemokratische Theoretiker wie Otto Bauer, Viktor Adler oder der polnische Nationalaktivist Paweł Stalmach. Um 1890 lösten die politischen Ideen der radikalen Jungtschechen den Austroslawismus ab.

Nicht nur der Trialismus, sondern eine weitergehende Föderalisierung und Demokratisierung Österreich-Ungarns stand zur Debatte. Es ging dabei um die Beibehaltung der Monarchie, in der jedoch den Nationalitäten eine Autonomie eingeräumt würde. Mit dem österreichisch-ungarischen Ausgleich 1867 und dem ungarisch-kroatischen Pendant 1868/1873 – in dem jedoch keine so weitgehenden Konzessionen gemacht wurden – ist die Demokratisierung im Sinne einer föderalen Gliederung Österreich-Ungarns stecken geblieben. Zudem betrieb die Ungarische Reichshälfte nach 1867 eine restriktive Nationalitätenpolitik (Magyarisierung), deren Ziel die Bildung eines einheitlich magyarischen Nationalstaates nach westeuropäischem Vorbild war.

Als ein Pionier des Austroslawismus gilt der slowenische Slawist Jernej Kopitar (1780–1844). Er versammelte im frühen 19. Jahrhundert ein weitläufiges Netzwerk, besonders südslawischer Gelehrter, um sich, sammelte slawische Altertümer und betätigte sich als Mitbegründer der Slawistik, um das Ansehen des Slawentums im Rahmen der Habsburgermonarchie im Sinne eines kulturellen Nationalismus zu heben.[1]

Literatur

  • Gun-Britt Kohler, Hans Henning Hahn, Rainer Grübel (Hrsg.): Habsburg und die Slavia (= Mitteleuropa – Osteuropa, Band 10). Lang, Frankfurt am Main (u. a.) 2008, ISBN 978-3-631-53123-5.
  • Andreas Moritsch: Der Austroslavismus : ein verfrühtes Konzept zur politischen Neugestaltung Mitteleuropas (= Schriftenreihe des Internationalen Zentrums für Europäische Nationalismus- und Minderheitenforschung, Band 1). Böhlau, Wien / Köln / Weimar 1995, ISBN 3-205-98362-9.

Einzelnachweise

  1. Ingrid Merchiers: Cultural Nationalism in the South Slav Habsburg Lands in the Early Nineteenth Century. The scholarly network of Jernej Kopitar (1780–1844). Sagner, München 2007, ISBN 978-3-87690-985-1, S. 131ff.