Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 22.04.2022, aktuelle Version,

Slowenen

Die Slowenen (im historischen Kontext auch Windische oder Alpenslawen) sind eine südslawische Ethnie. Sich selbst bezeichnen sie als Slovenci. Sie sprechen zumeist Slowenisch, das zu den südslawischen Sprachen gehört. Die Mehrzahl der Slowenen lebt in Slowenien, jedoch gab es bereits zur Zeit der Habsburgermonarchie aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen eine große Auswanderung, später auch aus politischen Gründen aus dem kommunistischen Jugoslawien. Autochthone Minderheiten von Slowenen leben auch in Österreich, Italien, Kroatien und Ungarn (zwischen Mur und Raab).

Geschichte

Frühgeschichte der Slowenen

Im 6. Jahrhundert siedelten slawische Stämme an der Adria und den Alpen. Sie kamen durch insgesamt zwei entscheidende Migrationswellen: Die erste fand im Jahr 550 statt, als zahlreiche Slawen die heutige Region Mähren verließen. Die zweite fand ein wenig später, im Jahr 568 statt, als sich die Langobarden nach Italien zurückzogen.

Von 623 bis 658 waren die Slowenen unter der Herrschaft von Samo (Kralj Samo), welcher die Einheit unter den slawischen Völkern förderte. Die Einheit zerbrach unmittelbar nach Samos Tod.

Slowenen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit

Aus Furcht vor den awarischen Stämmen aus Zentralasien gingen die Slowenen (Alpenslawen, Karantanen) 745 ein Bündnis mit dem Stammesherzogtum Baiern ein. Sie akzeptierten fränkische Gesetze und nahmen das Christentum an.

Die Slowenen verloren ihre Unabhängigkeit, als sie nach dem Awarenfeldzug Karls des Großen im Jahre 874 in das Reich eingegliedert wurden. Der letzte souveräne Herrscher war Prinz Kocelj. Jedoch blieb die explizite Krönung (und Anerkennung) des bairischen, dann österreichischen Herzogs mit dem Windischen Hut in der Krain noch jahrhundertelang Tradition (dieser zierte das Wappen der Windischen Mark bis 1918).

Das Verbreitungsgebiet der Slowenen schrumpfte in den folgenden Jahrhunderten. Hauptgrund dafür war die Ansiedlung bairischer Siedler im Westen (Landnahme im Gebiet des Ostarrichi im niederösterreichischen Mostviertel) und die Ankunft der Ungarn in der Pannonischen Tiefebene. Dadurch entstand auch die Trennung von den Westslawen an der Donau. Als durchaus gesichert kann aber gelten, dass die baiuwarische Landnahme weitestgehend friedlich verlief und die slawische Bevölkerung langsam assimiliert wurde (auch dies zeigt das nahe Zusammenliegen deutscher und slowenischer Ortsnamen im ganzen Ostalpenraum noch bis in hochmittelalterliche Siedlungsphasen).

Das slowenische Nationalgefühl entwickelte sich seit dem Windischen Bauernkrieg 1515, dem kroatisch-slowenischen Bauernaufstand 1573 und wurde gefördert durch den Buchdruck. Der Reformator Primus Truber/Primož Trubar verwendete erstmals den Begriff „Slowenen“ im Catechismus in der Windischen Sprach. Dieses 1550 von Ulrich Morhart in Bad Urach gedruckte Werk begründete die slowenische Schriftsprache. 1584 folgte die von Jurij Dalmatin im Kloster Bebenhausen übersetzte Lutherbibel.

Slowenen zwischen dem 17. Jahrhundert und dem Zweiten Weltkrieg

Das Verbreitungsgebiet der Slowenen in den damaligen Herzogtümern Krain, Kärnten, Steiermark und in der Grafschaft Görz und Gradisca gehörte zu den Habsburgischen Erblanden und war ab 1804 Teil des Österreichischen Kaisertums.

Viele Slowenen wanderten zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die USA aus. Die Gründe waren dafür meist wirtschaftlichen Charakters. Die meisten Slowenen ließen sich dort in Cleveland oder Ohio nieder.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das slowenische Gebiet Bestandteil des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen, ab 1929 "Königreich Jugoslawien".

1920 stimmte die Mehrheit der Bevölkerung Südkärntens in einer Volksabstimmung für die Zugehörigkeit zu Österreich.

Zahlreiche slowenische Freiwillige zogen 1935 in den Italienisch-Äthiopischen Krieg sowie 1936 in den Spanischen Bürgerkrieg.

Verteilung der Slowenen in verschiedenen Ländern

Slowenen in den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens

Land Anzahl der slowenischen Einwohner Anteil an der Gesamtbevölkerung [%]
Bosnien und Herzegowina Bosnien und Herzegowina 2.100 0,05
Kroatien Kroatien 13.173[1] 0,3
Serbien Serbien 5.104[2] 0,29
Slowenien Slowenien 1.631.363[3] 83,1
Nordmazedonien Nordmazedonien 403 0,02
Montenegro Montenegro 415 0,07

Slowenen in anderen Staaten der Welt

Land Anzahl der slowenischen Einwohner Bemerkung
Australien Australien 16.085[4] Slowenen und Slowenischstämmige
Argentinien Argentinien 30.000[5] Slowenen und Slowenischstämmige
Belgien Belgien 1.500
Brasilien Brasilien 1.500 Slowenen und Slowenischstämmige
Deutschland Deutschland 21.759
Frankreich Frankreich 4.000
Irland Irland 135
Italien Italien 80.000 davon 61.000 autochthone Slowenen in Friaul-Julisch Venetien
Osterreich Österreich 24.855[6] autochthone Kärntner Slowenen, Slowenen in der Steiermark; → Slowenen in Österreich
Schweden Schweden 4.000
Schweiz Schweiz 1.601
Spanien Spanien 758[7] slowenische Staatsbürger
Ungarn Ungarn 3.040 Ungarische Slowenen im Vendvidék um St. Gotthard
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 176.691[8] Slowenen und Slowenischstämmige

Es gibt einen prozentual hohen Anteil von Slowenen, die aus verschiedensten Gründen in anderen Teilen Europas und der Welt leben. Am Ende des 19. bzw. zu Beginn des 20. Jahrhunderts wanderten viele Slowenen aus armen (vor allem landwirtschaftlich geprägten) Gegenden aus. Ein beliebtes Ziel waren damals die Vereinigten Staaten, es gab aber auch Bergarbeiter, die ins Ruhrgebiet gingen. Einen interessanten Fall stellen junge Frauen dar, die vor allem nach dem Ersten Weltkrieg nach Alexandria in Ägypten als Kindermädchen und Hebammen gegangen sind. Sie wurden Aleksandrinke genannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg suchten viele Arbeit in Westeuropa (vor allem in der Bundesrepublik Deutschland aber auch Belgien und Frankreich). Es gab aber auch politische Emigration aus dem damals kommunistischen Jugoslawien. So flüchteten direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Menschen, die aktiv auf Seiten Deutschlands gekämpft hatten (Domobranzen) bzw. deren Angehörige vor allem nach Argentinien. Seitdem die wirtschaftliche Lage nach der internationalen Bankenkrise im Jahre 2009 auch in Slowenien schwieriger geworden ist, suchen viele hochqualifizierte, junge Slowenen Arbeit im Ausland.

In Österreich, hauptsächlich in den Bundesländern Kärnten und Steiermark mit ihrer verschobenen Grenze zur alten Krain (Koroška, Štajerska), lebten 2001 laut Volkszählung 17.953 Österreicher und 6.902 Ausländer mit slowenischer oder „windischer“ Umgangssprache.[9] Die Slowenen in Österreich sind eine anerkannte Sprachminderheit mit weitgehenden Rechten, die Umsetzungen waren aber bis in die 2000er schleppend (vergl. den Ortstafelstreit). Die slowenischen Flur- und Hofnamen in Kärnten wurden 2010 sogar zum UNESCO-Immateriellen Kulturerbe erklärt, was die Ausnahmestellung der slowenischen Minderheit in Österreich bestätigt.

Im Jahre 2004 lebten in Deutschland 21.034 slowenische Staatsangehörige[10], davon 7.633 in Baden-Württemberg; 80 % leben bereits länger als 20 Jahre in Deutschland,[11] meist Gastarbeiterkinder 2. Generation.

Ostslawischer Stamm der Slowenen

„Slowenen“ wurde auch der ostslawische Stamm genannt, der im frühen Mittelalter in Russland am Ilmensee und Ladogasee siedelte. Siehe: Ilmenslawen

Religion

Katholische Kirche

Der Dom von Ljubljana (katholisch)
Evangelische Kirche in Domanjševci

Durch die Verbindung mit den Bayern haben die Slowenen im 8. Jahrhundert das Christentum angenommen. Die große Mehrheit der Slowenen ist römisch-katholischer Konfession.

Heute sind rund 57,8 % der Slowenen Mitglied der römisch-katholischen Kirche.

Der Dom zu Ljubljana stellt das „Zentrum“ des slowenischen Katholizismus dar.

Evangelische Kirche

Im 16. Jahrhundert erreichte die Reformation auch Slowenien, wurde aber durch die Gegenreformation wieder unterdrückt, so dass sich der Katholizismus wieder durchsetzte. Dabei konnten nur wenige evangelische Gemeinden überleben. Viele protestantische Amtsträger flohen nach Deutschland.

Erst in den 1950er Jahren wurde das evangelische Gemeindeleben durch die jugoslawischen Behörden zugelassen. Dabei gründeten einige deutsche Missionare evangelische Gemeinden in Ljubljana, Celje und Maribor.

Die evangelische Kirche in Slowenien ist lutherisch ausgerichtet.

Die Anzahl der slowenischen Protestanten ist jedoch marginal und beträgt nicht mehr als 1 % der Bevölkerung.

Literatur

  • Marija Mitrović: Geschichte der slowenischen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Übersetzt und bearbeitet von Katja Sturm-Schnabl. Hermagoras/Mohorjeva, Klagenfurt / Ljubljana / Wien 2001, ISBN 3-85013-834-8.

Siehe auch

Quellen

  1. Republika Hrvatska – Državni Zavod Za Statistiku
  2. Serbien: Ergebnisse der Volkszählung 2002 (Memento vom 6. März 2009 im Internet Archive) (PDF; 379 kB)
  3. Statistični urad RS – Popis 2002
  4. http://elecpress.monash.edu.au/pnp/free/pnpv7n4/v7n4_3price.pdf
  5. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 8. April 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zrc-sazu.si
  6. STATISTIK AUSTRIA – Statistiken
  7. Ine.es (Memento des Originals vom 1. Juli 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ine.es
  8. U. S. Census Bureau (PDF; 480 kB)
  9. Volkszählung 2001, Bevölkerung nach Umgangssprache und Staatsangehörigkeit (Memento des Originals vom 23. Januar 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.statistik.at, abgerufen am 24. September 2009.
  10. www.destatis.de/basis/e/bevoe/bevoetab10.htm (Memento vom 10. Mai 2007 im Internet Archive), abgerufen am 6. Sep. 2006
  11. Statistische Berichte Baden-Württemberg, Ausländische Bevölkerung am 31. Dezember 2004@1@2Vorlage:Toter Link/www.statistik-bw.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , pdf