Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

Aprilscherz#

"April, April tut, was er will..." Die Launen des Wetters könnten den 1. April zum Neck- und Scherztag gemacht haben. Der Redensart "in den April schicken" begegnet man 1618 in Bayern. Einer weit verbreiteten Theorie zufolge soll der Brauch mit der Verlegung des Neujahrstages durch den französischen König Karl IX. vom 1. April auf den 1. Jänner 1564 zurückgehen. Wer der Einladung zur Neujahrsfeier am 1. April folgte, wurde verspottet. Volkstümliche Erklärungen meinen, dass an diesem Tag Jesus "von Pontius zu Pilatus" geschickt worden sei.  

Das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens nennt den 1. April als Narrentag, der nicht nur im deutschen Sprachraum, sondern auch in England, Frankreich, Tschechien, Schweden, Portugal, Litauen, Polen bekannt ist. Vor allem "einfältige Personen" und Kinder wurden in den April geschickt, indem man ihnen Scherzaufträge erteilte oder unwahrscheinliche Geschichten erzählte. Seit Jahren verbreiten Zeitungen und Radiosender Aprilscherze. So soll es 2023 Schnuller für Erwachsene und Parfum mit Leberkäseduft gegeben haben.

Lügengeschichten werden nicht nur am 1. April verbreitet. Zeitungsenten und Grubenhunde gibt es das ganze Jahr hindurch. Für die Erklärung des Wortes Zeitungsente bestehen drei Versuche: Die Reformatoren warfen den katholischen Priestern vor, von blauen Enten zu predigen. Legenden kritisierten sie als "Lügende" oder "Lugente". Eine französischen Umschreibung für Lüge oder Betrug lautete im 16. Jahrhundert "Vendre un canard a moitié" (Eine halbe Ente für eine ganze verkaufen). Als Kurzform davon bedeutet "Canard" Ente, aber auch Flugblatt, Schnurre und Falschmeldung. Schließlich bezeichneten deutsche Zeitungen unverbürgte Meldungen mit dem Vermerk "n.t." (non testatum), ausgesprochen "Ente". Ein Grubenhund ist eine absichtlich törichte Leserzuschrift, die die Redaktion ungeprüft übernimmt. Sein Erfinder war der Wiener Ingenieur und Schriftsteller Arthur Schütz (1880-1960), der sich 1911 über die "Neue Freie Presse" ärgerte. Nach der Lektüre eines Artikels über ein Erdbeben verfasste er, unter Decknamen, in pseudo-wissenschaftlichem Ton eine - tatsächlich veröffentlichte - Zuschrift mit dem Kernsatz: "Völlig unerklärlich ist jedoch die Erscheinung, dass mein im Laboratorium schlafender Grubenhund schon eine halbe Stunde vor Beginn des Bebens auffallende Zeichen größter Unruhe gab." Schütz verfasste noch weitere Artikel dieser Art und veröffentlichte sie 1931.

2024 gab es wenig Grund zum Scherzen: Bei einer "Kurier"- Umfrage gaben 93 % der Leser an, mit dem Brauch nichts anfangen zu können. Die "Kleine Zeitung" hat Aprilscherze gesammelt, die von großen Firmen erdacht wurden. So soll "Ikea" ein Hundesitter-Service anbieten, damit Herrchen und Frauchen ungestört einkaufen können. In den Wiener Linien sollte ein Telefonverbot kommen.


Quellen:
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens 1927/1987. Bd. 1/Sp. 560 f.
Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten
"Kurier", 2.4.2024
2024


Bild 'sim-link'
Austria-Forum Beiträge in ähnlichen Gebieten