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Brauchtum - warum ? 08#

Helga Maria Wolf

Alle Fotos: Wolf, historische Bilder: gemeinfrei

Landauf, landab finden nun Kirtage statt, wie der Portiuncula-Kirtag in Maria Enzersdorf (Niederösterreich). Der größte Feiertag im Hochsommer ist der 15. August. Mit Mariä Aufnahme in den Himmel ("Maria Himmelfahrt") beginnt der "Frauendreißiger". In diesem Zeitraum zwischen dem Großen und dem Kleinen Frauentag (8. September, Mariä Geburt) schrieb man den Pflanzen besondere Heilkraft zu. Um diese zu verstärken, bringt man sie in die Kirche zur "Kräuterweihe".

5. August - Verklärung des Herrn#

Grundlage des Festes sind die Berichte der synoptischen Evangelien (Mt 17,1-8; Mk 9,2-9; Lk 9,28b-36), wonach Jesus in Begleitung von Petrus, Jakobus und Johannes auf einen hohen Berg stieg und Mose und Elija mit ihm redeten. Bei der Verklärung rief eine Stimme aus den Wolken: "Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe: auf ihn sollt ihr hören." Im 5. Jahrhundert findet sich ein Fest dieses Inhalts in der ostsyrischen Liturgie. In der fränkisch-römischen Kirche taucht es im 10. Jahrhundert auf, wozu wohl das zunehmende Interesse am Heiligen Land und den Stationen des Jesus-Lebens beigetragen haben. Kirchengeschichtlicher Anlass für die offizielle Einführung war jedoch erst 1457 der Sieg über die Türken unter Johannes Capistran und Johannes Hunyadi. Obwohl es den Rang eines Festes hat, blieb es ohne populäre Bräuche.

15. August - Mariä Aufnahme in den Himmel#

Kraeuterbuschen

Ein Marienfest am 15. August war in Jerusalem schon im 5. Jahrhundert üblich, in Rom seit dem 7. Jahrhundert. Dieses, “Natale s. Mariae” genannt, wurde an der Wende vom 7. zum 8. Jahrhundert mit einer Prozession¬ ausgezeichnet. Besondere theologische Bedeutung erhielt der Feiertag durch die Dogmatisierung der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel, 1950. Alte Gesänge preisen Maria als “Blume auf den Wiesen und Lilie der Täler”. Nach der Legenda Aurea aus dem 13. Jahrhundert trug ein Engel dem Leichnam Mariens eine Palme voraus, die unbeschreiblich guten Duft verbreitete. Später erklärte man die Verbindung Maria - Blumen damit, dass nach ihrer Himmelfahrt im Grab Rosen gefunden worden seien. Der Brauch zum Tag, die Kräutersegnung, erfreut sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit. Es ist wohl ein getaufter Brauch, der um die erste Jahrtausendwende in Deutschland entstand. Man stellt - nach dem Vorkommen in Zahl und Art unter¬schiedliche - Kräuterbuschen (“Würzwisch”) zusammen und lässt diese in der Kirche weihen. Die Verwendung des Kräuterbuschens, als Segen bringendes und Unheil abwehrendes Mittel, entspricht dem Palmbuschen.

Bekannte Heiligenfeste im August#

10. August: Laurentius. Laurentius (+ 258) war Diakon in Rom. Sein Attribut ist der glühende Rost, auf dem er zu Tode gekommen sein soll. Nachdem seit dem 4. Jahrhundert Legenden im Umlauf waren, wurde Laurentius zu einem der meist verehrten Märtyrer. Sein Fest galt nach Peter und Paul als wichtigstes Heiligenfest der römischen Liturgie. Um den Laurentiustag treten gehäuft Sternschnuppen, die Perseiden, auf. Es ist Brauch, sich dabei etwas zu wünschen. Im Zusammenhang mit dem Heiligen nannte man die Meteorströme „Laurentiustränen“. Das passte gut zum Feuerpatronat und gab zur Vorstellung Anlass, dass die Sternschnuppen zu Kohlen würden. Fand man ein solches Stück zur Mittagszeit, war es ein geschätzter Talisman gegen Feuer und Blitz.

24. August: Bartholomäus. Der Apostel Bartholomäus predigte nach der Überlieferung in Indien und Mesopotamien. Dort soll er das Martyrium durch Enthäuten erlitten haben. Mit dem Messer als Attribut wurde er u.a. zum Patron der Winzer. Der 24. August war ein Lostag für den Weinbau ("Regen an Bartholomä tut den Reben bitter weh"), wie das Wetter an diesem Tag, so sollte es im Herbst werden. Die Redensart "Wo der Barthel den Most holt" bezieht sich eher auf den Obstmost. Sie bedeutet, alle Schliche kennen, schlau und gewandt sein. Literarisch findet sie sich zur Zeit des 30-Jährigen Krieges in Grimmelshausens "Simplicius Simplicissimus", später bei den Brüdern Grimm. In Wien bezog man sie auf den einstigen Vorort Hernals, wo seit dem 14. Jahrhundert eine Bartholomäus-Kapelle (die spätere Pfarrkirche) besteht.

Johannes

29. August: Enthauptung Johannes des Täufers. Johannes der Täufer gilt als Vorläufer des ein halbes Jahr jüngeren Jesus, den er im Jordan taufte. Der Bußprediger übte öffentlich Kritik an König Herodes Antipas (er regierte 4 v. Chr. bis 39 n. Chr.), der seine Schwägerin Herodias geheiratet hatte. Der König, der eine politische Revolte befürchtete, ließ den Propheten verhaften (Mt 14,3-12; Mk 6,17-29). Hingerichtet wurde er um das Jahr 29, auf Wunsch der Herodias, die als Lohn für den Tanz ihrer Tochter Salome das Haupt des Johannes forderte (Mk 6,16). "Johanneshaupt" oder "Johannesschüssel" nannte man geschnitzte Kunstwerke, die den Kopf auf einer Schale zeigen. Man setzte sie ins Wasser, um Ertrunkene aufzufinden.


Siehe auch: Monatsbild


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