Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Nadelarbeit#

Federkielstickerei, Michaelbeuern(Salzburg). Foto: Alfred Wolf, 1972

Das Wörterbuch der deutschen Volkskunde bezeichnet diese als "das eigentliche Gebiet der weiblichen Handarbeit", die bis in die Gegenwart oft hobbymäßig ausgeübt wird. Zu den Nadelarbeiten zählen Häkeln, Klöppeln, Aufnäh- und Durchbrucharbeiten, Sticken im Kreuz- und Plattstich, Stricken, Stopfen und Nähen. Allerdings verrichteten auch Männer solche Arbeiten: Stickerei war ein zünftisches Gewerbe, Hirten strickten.

Häkeln erfolgt mit Hilfe einer Nadel, deren Haken die Schlingen (Maschen) aus dem Faden bildet. Häkelspitzen an Leinenwäsche findet sich erstmals am Ende des Mittelalters. "Irische Spitze" (Gipüre, Bretonische Spitze) entstand als Ersatz der teuren Klöppelspitzen Mitte des 19. Jahrhunderts in Irland. Zur Zeit großer Hungersnot bildete dort deren hausindustrielle Herstellung eine bescheidene Einnahmequelle. Auch in Niederösterreich wurde diese Art als Hausgewerbe hergestellt. Mit neuen Formen und Mustern war sie als “Wiener Häkelgipüre” bekannt. Doch bald machte die billige Maschinspitze Konkurrenz.

Beim Klöppeln werden auf einem Polster die von schlanken Holzspindeln ablaufenden Fäden nach Mustern angeordnet. Nadeln geben die Führungspunkte an. Die Mode des späten Mittelalters und der Renaissancezeit verwendete viel Klöppelspitze, die u.a. aus dem Böhmerwald kam.

Nähen: Nähnadeln aus Knochen und Mammutelfenbein mit einem Öhr an der Spitze waren schon in der Altsteinzeit bekannt. Im 14. Jahrhundert gelang es, Nadeln aus Stahl herzustellen. Bis um 1830 nähte man mit der Hand. Ein geübter Schneider konnte 30 Stiche in der Minute machen. Die ersten Versuche mit Nähmaschinen erfolgten Mitte des 18. Jahrhunderts in England. Der Kufsteiner Schneidermeister Joseph Madersperger (1768-1850), beschäftigte sich ab 1807 mit der Konstruktion von Nähmaschinen.

  Stopfen zerrissener Kleidung war aus Sparsamkeitsgründen nötig. Daher wurde es im Handarbeitsunterricht gelehrt und "Stopfmustertücher", wie Stickmustertücher, angefertigt. Um kaputte Strümpfe auszubessern, zog man diese über ein pilzförmiges Stopfholz. 

Federkielstickerei, immaterielles Kulturerbe. Foto: H.M. Wolf, 2019

Sticken: Aufnäharbeiten auf Leder waren im Orient früh bekannt, Kreuz- und Plattstich bei den Griechen und Römern. In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten diente dieses Kunstgewerbe vor allem dem Adel und der Kirche (Paramentik). Im 13. und 14. Jahrhundert gab es in den Städten Stickerzünfte. Ab dem 16. Jahrhundert sind für die Muster Vordrucke von Holzmodeln bekannt. Stickereien finden sich auch auf bäuerlicher Kleidung und besonderen Textilien (Tauftuch, Paradehandtuch usw.). Federkielstickerei ziert in den Alpenländern Lederhosen, Männergürtel (Bauchranzen) und Riemen für Kuhglocken. 2019 wurde die Federkielstickerei von der UNESCO in die nationale Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Stricken wird als "Maschenbildung mit Garn und zwei Nadeln" beschrieben, wobei viele Muster und die Herstellung in bestimmten Formen (Socken, Pullover, Handschuhe usw.) möglich sind. Eine Besonderheit waren die im 19. Jahrhundert in Perlenstrickerei hergestellten Geldtaschen und Beutel(Sparstrumpf, Geldkatze), wobei verschiedenfarbige winzige Glasperlen in die Fadenschlingen aufgenommen wurden.

Um 2011 war auch in Wien Urban Knitting (Guerilla Knitting, Yarn bombing oder gestricktes Graffiti) zu sehen. Diese Form von Street Art, Stricken im öffentlichen Raum, ging 2005 von den USA aus. Bäume, Geländer, Verkehrszeichen etc. werden von bunter Wolle und Garn umhüllt.

Foto: Doris Wolf, 2012
Foto: Doris Wolf, 2012
Bild 'urban3'
Bild 'urban4'


Quelle:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 221 f., 319 f., 456 f., 780 f., 783 f., 208

Bilder:
Federkielstickerei, Michaelbeuern(Salzburg). Foto: Alfred Wolf, 1972
'Federkielstickerei, immaterielles Kulturerbe. Foto: H.M. Wolf, 2019' Urban Knitting, Wien 1. Fotos: Doris Wolf, 2012
Urban Knitting, Wien 9, beim Dialogbüro Althan Quartier. Fotos: Doris Wolf, 2018