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Primiz#

Primiz-Einladung, 1914. Gemeinfrei

Die erste Messe, die ein katholischer Priester nach seiner Weihe feiert, heißt Primiz. Er erteilt den Teilnehmern einzeln den Primizsegen, zur Erinnerung werden Primizbildchen verteilt. Weihetermin ist üblicherweise das Fest "Peter und Paul" am 29. Juni. 

Die Priesterweihe besteht im Wesentlichen aus der Handauflegung durch den Bischof mit dem feierlichen Weihegebet. Zuvor nimmt der Bischof das Weiheversprechen entgegen und betet mit der ganzen Gemeinde für die Weihekandidaten unter Anrufung der Heiligen. Die Kandidaten verharren dabei vor dem Altar ausgestreckt. ("Postratio"). Auf die eigentliche Weihe durch Handauflegung und Weihegebet folgen die "ausdeutenden Zeichen": das Anlegen der priesterlichen Gewänder, die Salbung der Hände, die Überreichung von Brot und Wein als eucharistische Gaben sowie ein abschließender Friedensgruß. 2023 wurden in Österreich 28 Priester geweiht, davon acht im Wiener Stephansdom.

Die Zahl der in Österreich wirkenden Priester betrug 2022 laut der amtlichen Kirchenstatistik 3.403. Damit ist die Zahl gegenüber 2021 (3.425) leicht zurückgegangen. Die aktuelle Gesamtzahl für 2022 setzt sich aus 1.692 Diözesanpriestern, 485 ausländischen Priestern und 1.226 Ordenspriestern zusammen. Weitere 145 Diözesanpriester aus Österreich, sind in anderen Ländern tätig.

Die traditionellen Primizbräuche hatten Ähnlichkeit mit denen einer Hochzeit: Wohnhaus und Kirche waren mit Tannenreisig, Fahnen und Sprüchen geschmückt. Der Neugeweihte zog mit Musik und Glockenläuten in das Gotteshaus ein. Die ihn begleitenden Gäste hatten Sträußchen angesteckt, in der Prozession waren weiß gekleidete kleine Mädchen. Die Primizbraut, mit Schleier und Kränzchen, trug die Primizkrone auf einem Polster. Diese wurde auf dem Altar als Zeichen des Zölibats "geopfert", ein Brauch, den Sebastian Franck schon 1534 beschrieb.

Vom Neupriester als "heiligem Außenseiter" erwartete das "fromme Volk" nahezu Wunder, etwa, dass seine Primizmesse Spukgestalten erlösen könne. Besondere Bedeutung kam der Wandlung zu, daher versteckte man manches unter dem Altartuch, damit es "geweiht" würde. Der Primizsegen wurde als so wirksam angesehen, dass man sagte, es lohne sich, dafür ein Paar Schuhe durchzulaufen. Der Priester selbst galt vielen kraft seines Amtes als nahezu heilige Person. 


Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 652
Helga Maria Wolf. Das neue BrauchBuch. Wien 2000. S. 210
Statistik
2023

Bild:
Primiz-Einladung, 1914. Gemeinfrei


Siehe auch:
Primiz in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015jetzt im Buch blättern