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Gegenreformation#

Die meist mit staatlichen Machtmitteln und mit Hilfe der neuen Orden durchgeführte Aktion, das Land nach der Reformation zum katholischen Glauben zurückzuführen.

Das Konzil von Trient (1545-63) hatte die lehrmäßige Grundlage für eine katholische Restauration und neue Wege der Seelsorge geschaffen. Der Augsburger Religionsfriede von 1555 übertrug dem Landesherrn die Entscheidung über das Bekenntnis seiner Untertanen.

Die Habsburger selbst standen dem Protestantismus ablehnend gegenüber, doch mussten sie den meist protestantischen Ständen aufgrund der Türkenbedrohung wiederholt Zugeständnisse machen. Sie beorderten zunächst katholische Geistliche aus ihren katholisch gebliebenen Ländern vor allem in die Städte und Märkte, die zum "Kammergut" gehörten, insbesonders die von Ferdinand I. nach Österreich berufenen Jesuiten; diese gründeten Klöster und öffentliche Schulen (Kollegien), so in Wien (1551, 1563), Innsbruck (1562), Graz (1573), Hall in Tirol (1573), Leoben (1585), Linz (1602), Klagenfurt (1605), Krems (1615), Judenburg (1620) und Steyr (1631).

Den Jesuiten folgten Kapuziner, Franziskaner, Paulaner, Serviten und andere. 1548 hatte Ferdinand I. († 1564) für seine Länder eine Reformationsordnung auf katholischer Basis erlassen.

1567 begann in Tirol die politische Gegenreformation. Auf der Münchener Konferenz 1579 beschlossen Karl von Innerösterreich, Ferdinand von Tirol und Wilhelm von Bayern die schrittweise Zurückdrängung des Protestantismus in ihren Ländern. 1576 veranlasste Kaiser Rudolf II. die ersten gegenreformatorischen Maßnahmen in Wien und Niederösterreich, die Erzherzog Ernst als Statthalter durchzuführen hatte. 1589 übernahm der spätere Kardinal M. Klesl die 1578 errichtete Staatsbehörde der Reformationskommission.

Der Streit unter den habsburgischen Brüdern hemmte die Gegenreformation in Niederösterreich und Oberösterreich. In Oberösterreich versuchte Landeshauptmann H. J. Löbl 1598 mit der Niederwerfung des lutherischen Bekenntnisses bzw. des durch Rekatholisierungsversuche ausgelösten Bauernaufstands 1594-97 die Wiederherstellung des katholischen Glaubens; 1601/02 unterwarf er die lutherische Bergknappen und Bauern des Salzkammerguts.


Entscheidend für das Schicksal auch des österreichischen Protestantismus war die Schlacht am Weißen Berg bei Prag (1620), durch die die protestantischen Stände das Privileg der Religionskonzession verloren. 1627 folgte die Ausweisung der Prädikanten und Schulmeister in Niederösterreich.

In Oberösterreich, das 1620-28 unter bayerischer Pfandherrschaft stand, führte der Statthalter A. Herberstorff die Gegenreformation mit besonderer Härte durch, wobei das so genannte Frankenburger Würfelspiel den großen Bauernkrieg von 1625/26 auslöste (Bauernkriege). Auch hier erfolgten zahlreiche Ausweisungen. Besonders streng und durchgehend wurde die Gegenreformation in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain) unter Erzherzog Karl II. durchgeführt, wo die 1585 geschaffene Grazer Jesuitenuniversität den geistigen Mittelpunkt bildete.

Schon 1580 wurde die protestantische Religionsausübung in inner-österreichischen Städten und Märkten verboten, 1598 die Stiftsschule aufgehoben, 1599 die Protestanten von Ferdinand II. ausgewiesen. 1628 wurde der protestantische Adel in Innerösterreich entweder zum Konfessionswechsel oder zur Auswanderung verpflichtet. Im Erzstift Salzburg begann Erzbischof Michael von Kuenburg (1554-60) mit der Ausweisung protestantischer Bürger und Handwerker. Die Salzburger Provinzialsynode von 1569 wurde richtunggebend für die weitere Rekatholisierung Salzburgs, aber auch der innerösterreichischen Länder. Erzbischof Graf Lodron (1619-53) führte die Gegenreformation im Land Salzburg durch. Die religiöse und seelsorgliche Arbeit gegen den verbliebenen Protestantismus dauerte bis zum Toleranzpatent.


Infolge der Gegenreformation verließen nach Schätzungen rund 100.000 Protestanten Österreich. Der eifrigste Verfechter des katholischen Glaubens war Kaiser Ferdinand II. (1619-37); er beseitigte den Protestantismus in Österreich bis auf einzelne Enklaven.

Seine Anstrengungen setzte sein Nachfolger Ferdinand III., wenngleich nicht mehr mit der Härte seines Vaters, fort. Noch im 18. Jahrhundert wurden Maßnahmen gegen Geheimprotestanten, wie Zwangsumsiedlungen nach Ungarn und Siebenbürgen, durchgeführt. Erst das Toleranzpatent Josephs II. (1781) legalisierte auch den Protestantismus in Österreich. Im Zuge der Gegenreformation setzte sich der landesfürstliche Absolutismus gegenüber den Ständen durch und schuf die staatliche Einheit Österreichs, die zur Voraussetzung für die erfolgreiche Abwehr der Türken wurde. Kulturell folgte auf die Gegenreformation die Epoche des österreichischen Barock.

Weiterführendes#

Literatur#

  • J. Wodka, Kirche in Österreich, 1959
  • E. W. Zeeden, Gegenreformation, 1973
  • G. Reingrabner, Die Protestanten in Österreich, 1981
  • F. Dolinar, M. Liebmann und andere (Hg.), Katholische Reform und Gegenreformation in Inner-Österreich Katoliška prenova in protireformacija v notranje-avstrijskih deželah 1564-1628. Riforma cattolica e controriforma nell´austria interna 1564-1628, 1994


Die Gegenreformation schuf die staatliche Einheit Österreichs ? LG

-- Glaubauf Karl, Freitag, 1. April 2011, 16:31