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Das Wasserwogenband. 169
Das Wasserwogenband. (Tafel 97.)
Als Motiv des Wasserwogenbandes, auch „laufende Welle"
und trivial „laufender Hund" genannt, kann die Wasserwelle gelten;
wahrscheinlich ist dessen Entstehung eine rein geometrische oder eine
Übersetzung der einfachen Mäanderlinie (Taf. 2. 8) ins Runde. Der
Linienzug des Wasserwogenbandes (Taf. 97. i) trennt die Bandfläche
in 2 Teile, die im Flach Ornament verschiedenfarbig — häufig blau
auf Gold — bemalt sind. In der plastischen Darstellung, für die es
sich weniger eignet, tritt der untere Teil aus dem Grund hervor. In
der Schmiedeeisentechnik kommt der Linienzug der Wasserwelle frei
zwischen zwei Stäben laufend in Anwendung. Das Wasserwogenband
eignet sich zum Gewandsaum, zur Schild- und Tellerumrahmung, zur
Anbringung auf Gefäfsen, Friesen, Simen und Platten in der Archi-
tektur, als Bordüre für Tapeten und Wandmalereien.
Am Ende der überfallenden Wellenspitzen wird öfters ein Auge
oder eine Rosette angeordnet (Taf. 97. 2 u. 4); die im Linienzuge
entstehenden Zwickel werden nicht selten durch Blatt und Blumen-
kelche geziert (Taf. 97. 9—12). Es geschieht dies hauptsächlich in der
Renaissance, der die ungeschmückte Darstellung der Antike zu einfach
erscheint. Wie weit dies unter Umständen geht, zeigt Fig. 14, in der
die Linie des Wasserwogenbandes nur noch als Skelett der Ornamentik
benutzt ist. Die mittelalterlichen Stile verwenden diese Form über-
haupt nicht.
Eck- und Mittellösungen bilden sich nach den Figuren 5—7.
Für ein Herumführen im Kreise eignet sich das Wasserwogenband
vorzüglich.
Tafel 97.
I—4. Bemalungen antiker Gefäfse.
5—6. Ecklösungen.
7. Mittellösung.
8. Partie eines im Kreise laufenden Wasserwogenbandes.
9. Bemalung einer Ofenkachel; blau auf weifs. Deutsche Re-
naissance. Germanisches Museum in Nürnberg.
IG. Moderne Bordüre.
11. Wasserwogenband nach Sebastian Serlio. 16. Jahrh.
12. Friesverzierung vom Otto - Heinrichsbau des Heidelberger
Schlosses.
13. Von einem schmiedeeisernen Gitter am Apollotempel im
Schwetzingen Schlossgarten.
14. Wandmalerei aus dem Palazzo ducale in Mantua. Ital. Re-
naissance.
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur