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Riachfässer. — Kruzifixe. 417
Rauchfässer . (Tafel 223.)
Eines der ältesten kirchlichen Geräte ist das Rauchfafs oder
Weihrauchbecken, bei dessen Anwendung der aufsteigende Weihrauch
das zum Himmel dringende Gebet symbolisch darstellen soll Das
Rauchfafs ist aus edlen Metallen, aus Bronze, aus Eisen, Kupfer oder
Messing hergestellt. Der untere Teil besteht aus einer Schale mit
Fufs, die das Feuerbecken enthält. Der durchbrochene Deckel ist
vermittelst Ösen an 3 Ketten verschiebbar. Diese 3 Ketten hängen
an einer kleinen Platte mit Ring. An einer vierten Kette ist der
Deckel befestigt; diese endigt ebenfalls in einen Ring und kann durch
eine Öffnung in der genannten Platte emporgezogen werden (Taf.
223. 7). Der Schmuck ist omamentaler und figürlicher Art und
häufig symbolisch und mit Inschriften gepaart. Die romanischen und
gotischen Rauchfässer zeigen des öfteren architektonische Anlagen
in der Form von Domen und Türmen (Taf. 223. 2. 4. 6). Die
Renaissance benutzt mehr die eigentliche Gefäfsform (Taf. 223. 8
u. 9). Die Neuzeit zehrt auch auf diesem Gebiet an alten Vor-
bildern, ohne etwas Selbständiges aufzuweisen. Gewissermafsen zum
Rauchfafs gehörig ist das sogenannte Schiffchen, der Weihrauchbehälter,
gewöhnlich eine elliptische Schale mit Zwischenwand und 2 Klapp-
deckeln. Aus dem Schiffchen wird der Weihrauch (Gummiharz einer
Boswellia-Art) vermittelst eines Löffels in das Rauchfafs eingestreut.
Tafel 223.
1—2. Romanische Rauchfässer aus Bronze. Aus dem 6. U. 12. Jahr-
hundert. Je 19 zm hoch. Grofsh. Hofantiquarium in Mann-
heim.
3. Romanisches Rauchfafs aus Bronze. Französische Arbeit. An-
fang des 13. Jahrhunderts. 18 zm hoch. (Viollet-le-Duc.)
4—5. Frühgotische Rauchfässer von steinernen Statuen an der Kathe-
drale zu Chartres. 13. Jahrhundert. (L'art pour tous.)
6. Gotisches Rauchfafs mit turmartigem Deckel.
7—8. Rauchfasser aus der Renaissancezeit.
9. Renaissance-Rauchfafs. South-Kensington-Museum in f.ondon.
Kruzifixe. (Tafel 224.)
Kruzifixe (von crucifixus = gekreuzigt) oder Herrgottsbilder
kommen im christlichen Kultus erst vor, nachdem die entehrende
Todesstrafe der Kreuzigung in Wegfall gekommen war. Die ältesten
Kruzifixe datieren etwa in das 6. Jahrhundert zurück. Im Laufe
der folgenden Stilzeiten hat das Kruzifix verschiedenartige Wand-
Meyer, Handb. d. Ornamentik. 27
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur