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Obgleich sieben Schwerter ihr Herz durchbohrten, obwohl man ihren einzigen Sohn
an das Kreuz geschlagen, hat diese Herrin doch keine Bitterkeit in ihrer Seele weder gegen
die Welt, noch gegen die Menschen, sie ist ihre Beschützerin, ihre Wohlthäterin und
Fürsprecherin geblieben
nnd wird es in alle Ewig-
keit bleiben. Sogar dort,
in der anderen Welt, eilt
sie rettend den unglück-
lichen Seelen zu Hilfe.
Namentlich kommt es vor,
daß ganze Schaaren von
Seelen klagend umher-
irren und nirgends
eine Zufluchtstätte finden
können. Sie kommen auf
den Friedhof und flehen:
„Friedhof, birg uns in
deinen Gräbern, auf daß
wir Ruhe haben bis zum
jüngsten Tage." Der
Friedhof aber sagt darauf:
„Ich kann nicht, ich kann
nicht, denn Ihr seid ohne
Beichte hingegangen."
Darauf gehen sie zur
Kirche und bitten: „Kirche!
laß uns ein, wir werden
unter Deinen Bogenge-
wölben wohnen und an
Deinem Altare knien bis
zum jüngsten Tage." Die
Kirche aber sagt darauf:
„Ich kann nicht, ich kann
nicht!" Sie gehen zu den Wäldern und rufen wehklagend: „Wald, o Wald! birg uns in
deinem Dickicht, bedecke uns mit deinem Schatten und letze uns mit deiner Kühle, denn wir
dürsten nach Ruhe und Stille." Der Wald aber antwortet mit Brausen: „Ich kann nicht,
Galizien. 19
Ein Kleinstadtbote.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch