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Weingärten umgeben, sind noch zu sehen. Lewenz ist jetzt eine hübsche Stadt mit
geordnetem Magistrat und 6.500 fleißigen und gebildeten Einwohnern magyarischer
Zunge. Seine Merkwürdigkeit ist der Pereczcanal, der sein Wasser bei Tolmäcs aus der
Gran erhält und die Lewenzer Walzmühle treibt. Das stattliche Obergymnasium wird
von den Piaristeu besorgt. Die Umgebung ist eine schöne, fruchtbare Ebene, die wichtige
Vorrathskammer für einen großen Theil des Comitats.
Nordwestlich von Lewenz liegt, 10 Kilometer weit, ein Doppelgipfel aus Trachyt,
den einst die Gran so entzwei geschnitten; das magyarische Volk nennt ihn das „slovakische
Thor", weil darüber hinaus Alles slovakisch wird. Doch wir brechen hier unseren Weg
ab, um uns dem Westen des Comitats zuzuwenden, den die Zsitva der Länge nach
durchfließt. Das Berg- und Hügelland zwischen der Gran und Zsitva war früher
größtentheils Waldung, und eine große Hügelwelle darin heißt noch jetzt Cserhät
(— Eichenrücken). Diese Wälder wurden in den letzten 30 Jahren ausgerodet und an
ihre Stelle trat Ackerland, das einen ständigen mittleren Ertrag gewährleistet. Das Thal
der Zsitva hat seit Urzeiten landwirthschastliche Cultur. Sein Boden ist humusreicher,
schlammiger Sand, der die Niederschläge durchläßt, so daß die anhaltende Trockenheit der
Ernte schadet. Die Wiesen des Thales geben ausgezeichnetes Viehfutter, da das schlammige
Wasser der durch die Schneeschmelze angeschwollenen Zsitva den Boden in jedem Frühjahr
gründlich durchweicht. Mitunter wiederholt sich dieser Segen, und dann ist es zu viel des
Guten. Ein Wolkenbruch im Kis-Tapolcsänyer Gebirge wälzt die sogenannte grüne Flut
auf das Niederland hinab, die Ernte wird vor dem Schnitt unter Schlamm begraben und
verwüstet oder, wenn das Futter schon gemäht liegt, hinweggewirbelt. Die Einwohner der
Gegend sind großentheils kumanische und petschenegische Ansiedler. Die meisten sind noch
immer reine Magyaren; nur wo zur Zeit der türkischen Verheerungen und der späteren
religiösen Verfolgungen die Hörigen ausgewandert waren, haben sich Slovaken nieder-
gelassen, die zwar an Tracht, Gebräuchen, ja selbst Sitten sich ganz dem magyarischen
Volke anschmiegen, aber dennoch nicht mit ihm verschmolzen sind, sondern noch jetzt
vereinzelte slovakische Inseln bilden.
Südwestlich von Lewenz liegt die Ortschaft Fajkürt, mit alter adeliger
Compossessorats-Bevölkeruug. Jenseits des benachbarten Berggrates liegt ein schönes
Thal und darin Maria-Csaläd, einst Dorf, jetzt Pußta. Vor Alters gehörte es, als
Geschenk Sigismnnd Levais, den Panlinermönchen, die hier im Jahre 1512 ein Kloster
erbauten. Als Kaiser Josef den Orden aufhob, ging die Besitzung an den Religions-
fonds über, die mit berühmten Fresken geschmückte Kirche aber blieb der Wallfahrtsort
für eine ausgedehnte Umgebung. In den Sechziger-Jahren brannte die Kirche ab und
wurde, nachdem man ihre Thürme abgetragen, als Kornspeicher benützt. Südwestlich
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch