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Die heiligen Apostel und das Pfmgstftst. 75
Es wollte den Aposteln durchaus nicht in ihnn Sinn, daß ihr
Meister nicht noch ein großer, machtiger König werden, daß er nicht
den Thron eines Weltrichtcrs besteigen, nicht sie in diesem Reiche
zu seinen ersten Reichsbeamten machen, sondern statt dessen an einem
Kreuze hangen, des schmählichsten Todes, wie ein Uebclthäter, ster-
ben und sie in ihrer Niedrigkeit und Armuth abgesondert, getrennt
von ihm, und allein zurücklassen sollte. Jesus sprach deßwegen oft
von seinem Leiden und Tode — und nicht von seinem Welt-
reiche, oft von ihrem Leiden und Tode — und nicht von ir-
dischen Neichswürdl 'n, — um sie auf den harten Schlag, der
doch erfolgen mußte, vorzubereiten. Allein Irthum und Worurtheil,
irdische Gesinnung und Erwartung hatte bei den Aposteln, wie bei-
nahe bei allen Juden, so tieft Wurzel gefaßt, daß sie Jesum, wenn
er so sprach nicht verstehen, und da er wirklich litt und starb, —
sich darein nicht finden konnten.
Jesus richtete nach seiner Auferstehung ihren Muth wieder auf,
und belebte sie mit neuem Eifer für ihr Apostelamt. Er belehrte
sie über viele Dinge, die sie vor seinem Tode nicht gefaßt hatten,
gab ihnen die bestimmtesten Aufträge für die Einrichtung seiner
Kirche auf Erde, versicherte sie seiner unsichtbaren Gegenwart
und seines Beistandes auch dann noch, wenn er durch seine Him-
melfahrt von der Erde weggenommen seyn würde, ertheilte ihnen
feinen Segen, und wiederholte die Verheißung der Sendung des
göttlichen Geistes.
Zehn Tage nach der Himmelfahrt Jesu und fünfzig Tage nach
Ostern ging diese Verheißung wirklich in Erfüllung. — Es war an
dem Tage des Pfingstfestes, welches die Juden zum Andenken der
Gesetzgebung auf dem Berge Sinai feierten, als die Apostel und
mehrere andere Anhänger Jesu in dem obern Saale des Hauses, in
dem sie oftmals versammelt waren, wieder gemeinschaftlich im Gebethe
verharretcn. „Auf einmal erl'ob sich ein Getöse, gleich dem Rauschen
eines heftigen Sturmwindes, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie
beisammen waren. Feuerstammen, die wie Zungen gestaltet waren,
erschienen in dem Saale, zertheilten sich über sie, und ließen sich
nieder über eines jeden Haupt. Alle wurden voll des heil. Geistes,
und singen an, je nachdem es einem jeden der Geist eingab, in ver-
schiedenen Sprachen zu reden und Gottes große Thaten mit lauter
Stimme zu preisen.« — In dem Innern der Apostel wirkte der
göttliche Geist, was die wie Zungen gestalteten Feuerftammcn an-
zeigten: Licht, helle Einsicht in die Lehre Jesu— Wärme, Muth
zur Verbreitung derselben -— und das Vermögen verschiedene Spra-
chen zu reden, um sie den Völkern aller Sprachen verkünden zu
können.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen