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Am 23. Jul i . 177
lichen Hungertodes sterben zu lassen; eine wunderbare göttliche Hilfe
erhielt ihm aber das Leben, und Mcssalinus ließ ihn endlich auf ein
Schiff bringen, und in's Elend führen. Die Kirchendiener von Ra-
venna begleiteten ihren heiligen Bischof, erleichterten ihm durch ihre
Dienste seine großen Leiden, und unterstützten ihn in der Verbreitung
des Reiches Gottes. Diese Edlen wollten sich lieber unzähligen Ge-
fahren und Leiden aussetzen, als ihren geliebten Bischof, den Vater
ihres geistlichen Lebens, verlassen. — Die mit Treue für das Heil
unserer Seele sorgen, sind der größten Liebe werth.
Nach einer langen gefahrvollen Schifffahrt, und nach einem
überstandcnen schrecklichen Meeressturme, in welchem, bis auf zwei
Soldaten, alle heidnischen Begleiter ein Raub der Wellen wurden,
kam Apollinaris nach Mosten, in das heutige Servien und Bulgarien.
Anstatt, oaß er hier seine Landesverweisung und die Trennung von
seiner geliebten Hcerde zu Ravenna müßig bejammerte, reisete er von
einer Gegend in die andere, bis an die Ufer der Donau, verkündete
die Votschaft des ewigen Reiches, und brachte auch in diesen Ländern
Licht in die dichtesten Finsternisse. Auch da entbrannte die Wuth
der heidnischen Götzendiener gegen ihn. Sein Leben zu retten, mußte
er nach Thrazien fliehen. Hier war ein Tempel des Serapis, einer
Gottheit der Aegypticr, die unter dem Bilde eines Stiers verehrt
wurde. Die betrügerischen Götzenpriester erklärten, ihr Götze werde
den Fragenden keine Antwort mehr ertheilen, so lange nicht Apolli-
naris, der Verkünder einer neuen Gottheit, aus dem Lande vertrieben
seyn würde. Sogleich wurde Apollinaris aufgesucht, und vor das
Gericht gestellt. Er bekannte freimüthig Jesum Christum als den
einzig wahren Gott, und den heidnischen Götzendienst für Thorheit.
Darüber wurden die Heiden sehr aufgebracht. Mit wildem Unge-
stüme rissen sie ihm die Kleider vom Leibe, schlugen ihn grausam,
sührtcn ihn an das Gestad des Meeres, und brachten es bei dem
Landpsieger dahin, daß er ihn nach Italien wieder zurückschickte. —
So brachten sich die unglücklichen Götzendiener selbst um ihr Heil,
indem sie den Boten des Heils von sich stießen! Wer soll die Un-
glücklichen nicht bedauern? Doch noch viel bedauernswürdiger, aber
auch viel strafbarer, als diese Heiden, sind die Menschen unserer
Tage, welche zwar den ehrwürdigen Namen der Christen tragen,
aber die Lehren des Christenthums entweder gar nicht erkennen, oder
dieselben nicht befolgen, und so ebenfalls ihres Heils sich verlustig
machen. —
Nach einer Abwesenheit, welche drei Jahre gedauert hatte, kam
Apollinaris wieder nach Ravcnna. Je unerwarteter seine Ankunft
war, desto größer war der Jubel, mit welchem die Christen den
heiligen Bischof aufnahmen, gleich guten Kindern, welche den lange
Erstes Band, 12
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen