Seite - 186 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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186 Der heilige Ignatius, Bischof und Märtyrer.
lichen Alterthums. In denselben spricht der fromme Bischof seine
innige Liebe zu Jesus Christus, seine zärtliche Sorge für die christ-
lichen Gemeinden, seinen warmen Eifer für die Verherrlichung des
Reiches Gottes und seine Demuth auf die rührendste Weise aus.
Sie sind voll der weisesten Belehrungen und der nachdrücklichsten
Ermahnungen an die verschiedenen Christengemeinden und an die
geistlichen Vorsteher derselben, ganz im Geiste der Liebe Jesu Christi.
Mit dem größten Nachdrucke dringt der heilige Verfasser auf die
gegenseitige Liebe der Christen und auf pünktlichen Gehorsam gegen
die kirchlichen Vorsteher. Vorzugsweise herzlich und rührend ist das
Schreiben an die Christengemeinde zu Rom.
Je langer der Aufenthalt des heiligen Ignatius zu Smyrna
verzögert wurde, desto heftiger wurde seine Sehnsucht nach dem
Martcrtode, und desto größer auch die Besorgniß, daß Umstände
eintreten möchten, welche denselben verhindern könnten. Am meisten
befürchtete er, daß die römische Christengemeinde durch ihr Gebeth
ihn dem Tode, dem er schon bestimmt war, entreißen möchte. Es
war möglich, wie es manchmal schon geschehen war, daß die wilden
Thiere selbst, deren Wuth Gott, sowie den Sturm und die Meeres-
wellen, bezähmen kann, sich weigerten, den heiligen Märtyrer anzu-
fallen. Es konnte auch das Volk entweder durch ein solches Wunder,
oder durch den Anblick des ehrwürdigen Greises gerührt, und be-
wogen werden, mit Ungestüm zu verlangen, daß man ihn den wil:
den Thieren entreiße. Solche oder andere Hindernisse, zu seinem
Ziele zu gelangen, besorgte der heilige Ignatius von dem Gebethe
der Römer, und verlangte deßwegen in seinem Briefe auf das Nach-
drücklichste, daß sie ihn der Marterkrone nicht berauben, sondern ihn
den wilden Thieren überlassen sollen. In dem rührendsten Eifer
spricht er:
„Ich will nicht, daß ihr Menschen zu gefallen trachtet, sondern
daß ihr Gott gefallen möget, wie ihr ihm auch wirklich gefallet.
Nie werde ich eine solche Gelegenheit haben, Gottes theilhaftig zu
werden, noch auch werdet ihr Theil nehmen können an einem bessern
Werke, wenn ihr nur schweigen wollet. Schweiget ihr von mir
(unternehmet ihr nichts zu meiner Befreiung) so komme ich bald zu
Gott; liebet ihr aber mein Fleisch, (sucht ihr mich beim Leben zu
erhalten) so muß ich von neuem meinen Lauf anfangen. Was könnet
ihr Besseres für mich (durch euer Gebeth) erhalten, als daß mein
Blut Gott zum Trankopfcr ausgegossen werde, jetzt, da der Altar
bereitet ist? Vereiniget euch in einem Chor der Liebe, und preiset
den Water Jesu Christi, daß er den Bischof von Syrien gewürdiget
hat, ihn vom Aufgange der Sonne herkommen zu lassen zum Nieder-
gange. Schön ist es, aus der Welt in Gott unterzugehen, und
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen