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226 Der heilige Justin, Wcltlvciftr und Märtyrer.
Kaisei übergeben, und ein Gespräch, welches er mit einem Juden,
Tryphon, gehalten hat.
Die Feinde des Christenthums unterließen nichts, den weisen
und milden Kaiser Antonin gegen die Christen einzunehmen, und
trugen ihm deßwegen die schwärzesten Verleumdungen gegen sie vor.
Die schwerste darunter war, daß sie Gottesläugncr seyen, daß sie
Menschensicisch essen, und sich der gräulichsten Unzucht in i!)ren Ver-
sammlungen überlassen. Die Gläubigen sowohl über diese, als über
andere Lästerungen zu rechtfertigen, schrieb Justin im Jahre 15)0
eine Schutzschrift, in welcher er mit der größten Freimüthigkeit die
Ungerechtigkeit, die man an den Christen verübte, darstellt, und die
er dem Antonin selbst übergab. Eine zweite Schutzschrift schrieb er
später an den Kaiser Markus Aureüus. Nebst der freimüthigsten
Vertheidigung der Christen gegen die Verleumdungen der Juden und
Heiden enthalten diese Schriften Justins eine umständliche Darstel-
lung des Gottesdienstes, der kirchlichen Gebräuche, der reinen Sit-
ten, und der unerschütterlichen Standhaftigkeit derselben, und eine
gründliche Erklärung und Bekräftigung der vorzüglichsten Wahrheiten
und Geheimnisse des Christenthums. Justin war nicht allein für
sich durch seinen Beruf zum Christenthume ein vorzüglicher Gegen-
stand der Erbannungen Gottes, sondern wurde auch als Lehrer, als
Schriftsteller, als Echutzrcdner, und endlich noch im Tode als Zeuge
für die Wahrheit ein vorzügliches Werkzeug der göttlichen Barmher-
zigkeit für sehr Viele seiner Brüder.
In seiner zweiten Schutzschrift sagt Justin, daß er erwarte,
durch Nachstellungen der Feinde des Christenthums bald zur Marter
zu gelangen. Was er erwartete, traf ein, auf Anstiften eines heid-
nischen Wcltweisen, Cresccns. Dieser hatte einen großen Groll ge-
gen Justin, weil er ihn in Gegenwart vieler Personen mehrmal wi-
derlegt hatte, und weil er die Wcltweisen seiner Schule Schlemmer
und Betrüger zu nennen pflegte. Der heilige Justin wurde zugleich
mit mchrcrn andern Christen, deren Einige wahrscheinlich seine Jün-
ger waren, vor den Richterstuhl des Statthalters zu -Rom, Rusti-
kus, gestellt. Dieser redete ihn so an: „Sey den Göttern gehor-
sam, und den Befehlen des Kaisers!" Justin antwortete: „Man
kann Niemanden zur Verantwortung ziehen, oder verurtheilcn, der
den Geboten unsers Erlösers Jesus Christus gehorcht." Darauf
fragte Rustikus: „Mit welcher Art von Wissenschaft beschäftigest du
dich'?" Justin erwiederte: „Ich habe mich bemüht, alle Arten von
Wissenschaften zu erlernen. Ich bin keiner Lehre unkundig geblieben.
Zuletzt ergab ich mich der Lehre der Christen, obschon sie jenen nicht
gefällt, welche für falsche Meinungen eingenommen sind/- „Was
ist die Lehr? der Christen?" fragte Rustikus. „Wir glauben" ant-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen