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Drittes Jahrhundert. 269
tcrn. Die Obrigkeiten wetteiferten in Vollziehung dieser Befehle.
Es war kaum eine Marter zu ersinnen, welche an den christlichen
Bckennern nicht vollzogen wurde. Die ausgesuchtesten Qualen wur-
den an ihnen versucht, aber immer auf eine solche Weise, daß sie
nicht schnell getödtet, sondern durch langsame und abwechselnde Pei:
nigung desto gewisser in ihrer Standhaftigkeit erschüttert, und zur
Verläugnung gebracht würden. Dionysius von Alerandrien nennt
deßwegen das Edikt des Dezius ein schreckliches und grausames Ge-
setz, und sagt, wenn es möglich gewesen wäre, so würden selbst die
Auscrwähltcn vom Glauben abgefallen seyn.
Nicht wenige Christen, in deren Herz die evangelischen Wahr-
heiten nie feste Wurzel gefaßt hatten, oder die voc dem Eintritte
der Verfolgung lau geworden waren, wurden so zaghaft, daß sie die Auf-
forderung zum Abfalle nicht abwarteten, sondern sich hinzudrängten
auf die öffentlichen Plätze, um den Göttern zu opfern, oder haufen-
weise zu den heidnischen Obrigkeiten gingen, um den Sohn Gottes
zu vcrläugncn. Dieß geschah vorzüglich auch zu Cartyago, worüber
der heilige Cyprian bitter klagt, und es bejammert, daß Einer den
Andern zum Abfalle gereizt, ja daß sogar Aeltern ihre kleinen Kin-
der zur Verläugnung des allerhöchsten Namens mit sich geschleppt
haben. Er bezeugt, daß die Meisten aus niedriger Anhänglichkeit
an die irdischen Güter so tief gefallen seyen. Sie wußten, daß diese
würden eingezogen werden, wenn sie durch die Flucht sich retten
würden. Der nämliche heilige Vater erzählt uns, in seinem Buche
von den Gefallenen, Beispiele von schnell erfolgter und auffallender
Bestrafung des Abfalls. Einer ward stumm, sobald er Jesum Chri-
stum verläugnct hatte. Ein Mädchen, welches den Glauben ver-
läugnet hatte, schlich sich nachher dcjfenungeachtet in die gottesdienst-
liche Versammlung der Christen, und empfing das heilige Abend-
mahl; aber sogleich wurde es von einem heftigen Zittern ergriffen,
und stürzte todt zur Erde. Solche Beispiele der strafenden Gerech-
tigkeit Gottes schreckten Viele vom Abfalle zurück.
Einige lieferten sich im stolzen Vertrauen auf ihre eigene
Stärke, selbst in die Hände der Verfolger, und drängten sich gleich-
sam zu den Martern hinzu. Sie nahmen nicht mit Vertrauen des
Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, demüthig zu dem ihre Zu-
flucht, der uns selbst gelehrt hat, daß wir ohne Ihn nichts vermö-
gen. Allein an ihnen ging in Erfüllung das Wort des Weisen:
„Der Stolz geht einher vor der Zerstörung, und der Hochmuth vor
dem Falle."
Durch die Grausamkeit der Martern wurden Andere überwältigt,
und zum Abfalle gebracht. Die Meisten aus diesen bereuten aber bald
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen