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Am 22. November. 281
würdiger Anmuth, und mit einer Würde, welche dem jungen Manne
Ehrfurcht abnöthigte: „Holder Jüngling! Ich habe ein Geheim-
niß, welches ich dir offenbaren werde, wenn du mir schwörest, es
Niemanden zu entdecken." Valerian willigte ein, und sie sprach
weiter: „Ich habe einen Engel Gottes zu meinem freundlichen Be-
schützer, welcher mit großer Eifersucht meinen Leib bewachet. Wirst
du mich in unreiner Liebcsncigung berühren, so wird er, ,gegen dich
erzürnt, augenblicklich die Blüthe deiner Jugend zerstören. Willst
du aber mit reiner Liebe mich ehren, und meine Iungfrauschaft un-
besteckt erhalten, so wird der himmlische Geist dich, wie mich, lie-
ben, und auch dir seine Gnade erweisen." Gottes Gnadr '^rührte
das Herz des Valerian, er wurde mit Ehrfurcht gegen die heilige
Jungfrau erfüllt, und sagte: „Wenn ich deinen Worten glauben
soll, so zeige mir den Engel, von dem du sprichst. Erkenne ich
denselben wirklich als einen höhccen Geist, so werde ich thun, was
du verlangest; wenn du aber einen menschlichen Liebhaber hättest,
so würde ich diesen und dich zugleich todten." Cäcilia erwiederte:
„Glaube an den wahren, lebendigen Gott des Himmels, und lasse
dich reinigen in der Quelle des ewigen Heils, so wirst du den Engel
erkennen." „Wer kann mich reinigen, daß ich den Geist zu sehen
gewürdiget werde?" fragte Valerian; und Cäcilia antwortete ihm:
„Es ist ein ehrwürdiger Greis hier, der dich reinigen wird. Gehe
auf der appischen Straße, drei Meilen von der Stadt, dort wirst
du Arme finden, welche von den Vorübergehenden Almosen bitten.
Diesen habe ich mich, seit langem schon, wohlthätig erwiesen. Sie
wissen auch mein Geheimniß. Wenn du zu ihnen kommst, melde
ihnen meinen Gruß, und verlange, daß sie dir den ehrwürdigen Grei-
sen, den Papst Urban, zeigen sollen. Diesem erzähle alles, was
ich gesagt habe." Valerian ging hin, und fand den heiligen Papst.
Himmlisches Licht erleuchtete ihn. Die Lehre des Heils fand Ein-
gang in seinem Herzen. Er glaubte und wurde getauft. Hoch er-
freut über das Glück seiner Bekehrung, kehrte er, angethan mit dem
weißen Kleide der Unschuld, zur Cäcilia zurück. Er erkannte jetzt
den schützenden Engel der Unschuld. Beide gelobten, den köstlichen
Schatz der Reinigkeit nie zu verlieren, und es mangelte nicht an
himmlischer Erleuchtung und Tröstung, durch welche sie in ^hrcm
heiligen Sinne bekräftigt wurden.
Die heilige Liebe ist einer Flamme gleich, die überall um sich
schlägt, und Alles entzünden will. Valerian hatte einen Bruder,
der noch im Dunkel der Abgötterei wandelte, und der Tiburtius hieß.
Auch diesem die Seligkeit des Christenthums zu verschaffen, war jetzt
die größte Sorge, und die dringendste Angelegenheit sowohl des Va-
lcrian, als der Cäcilia. Gott segnete diese Sorge. Tiburtius wurde
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen