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Am 22. November. 283
ihrem Tode nichts mehr übrig bleiben.« — Nicht selten bereicherten
sich die Richter mit den Gütern der Hingerichteten, und sprachen
eben deßwegen so schnelle, als ungerechte Todesurtheile aus. Hab-
sucht, und Geiz sind eine Wurzel alles Bösen, und schonen der Thrä-
nen, ja selbst des Lebens der Unschuld nicht.
Almachius sprach nun das Urtheil, daß Valerian und Tiburtius
zu einer Statue des Jupiters geführt, und, wenn sie den Götzen
nicht opfern würden, enthauptet werden sollen. Sie wurden den
Schergen übergeben, welche ein Unteroffizier, Maximus mit Namen,
anführte. Dieser war sehr traurig, daß die beiden Vckenner in der
Blüthe ihrer Jahre so schmählichen Todes sterben sollten. Das
Mitleiden preßte ihm Thränen aus. Jene benutzten seine Traurig-
keit; sie redeten ihm mit feurigem Nachdrucke an das Herz von dem
Daseyn eines einzigen wahren Gottes, und von der Gewißheit eines
ewigen Lebens. Gott veränderte bald durch seine Gnade die Thrä-
nen des Mitleids in Thränen der Buße über die bisherige Vcrirrung,
und in Thränen der Freude in Jesus Christus, an welchen Maxi:
mus jetzt glaubte, das Heil seiner Seele gefunden zu haben.
Nalcrian und Tiburtius kamen bei dem Tempel des Jupiter
an, und wurden da, weil sie zu opfern sich weigerten, enthauptet.
Bald darauf ließ der Stadtvogt auch den Maximus, der unerschro-
cken Jesum Christum bekannte, mit Geißeln, an deren Enden bleierne
Kugeln befestigt waren, zu todt geißeln. Die Leichen dieser heiligen
Märtyrer wurden durch die fromme Sorge der Cäcilia beerdigt. Der
Stadtvogt wollte jetzt nicht säumen, das Vermögen der beiden Brü-
der Valerian und Tiburtius an sich zu reißen, und trachtete deßwe-
gen, damit ihm kein Hinderniß in dem Wege stehe, auch die Cäcilia,
als die vermeinte Ehefrau des Valerian, aus dem Wege zu räumen.
Er ließ sie vor sich führen, und setzte ihr zu, daß sie den Göttern
opfern solle. Als er sein Bemühen fruchtlos sah, ließ er sie von
seinen Dienern in ihre Wohnung führen, mit dem Auftrage, sie zu
den Gö'tzcnopfern zu nöthigen, und wenn sie auf der Weigerung ver-
harren würde, zu todten. Sie war von einer großen Menge Men-
schen umgeben, als sie, von Gottes heiligem Geiste erleuchtet und
gestärkt, laut ihre Stimme erhob, und sprach: „Höret ihr Mitbür-
ger und Brüder! Ihr seyd die Diener euers Statthalters, und ihr
scheinet nicht gerne an seiner gottlosen Ungerechtigkeit Theil nehmen
zu wollen. Ich aber rechne es mir zur großen Ehre, und es ist
mir angenehm, alles, was nur hart seyn kann, für das Bekenntniß
Jesu Christi zu leiden. Ich habe alle Anhänglichkeit an dieses ir-
dische Leben verlassen. Seyd nicht bekümmert über mein noch zar-
tes Alter, welches ihr von allen Sorgen frei machen werdet, wenn
ihr thut, was euch von dem ungerechten Statthalter befohlen ist."
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen