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286 Der heilige Urbanus, Papst und Märtyrer.
vier Meilen von der Stadt, in's Gefängniß geführt, welches
nahe bei einem Tempel des Jupiter war.
Mit bekümmertem Herzen vernahmen die Christen die Gefangen.-
setzung ihres geliebten Bischofes. Viele derselben begaben sich nächt-
licher Weile zum Gefängnisse, und bewogen den Gefangenwärtcr,
Anolinus, durch Geschenke, sie hinein zu laffen. Als sie da ihren
frommen Obcrhirten erblickten, fielen sie, laut weinend, auf die Erde,
und verlangten seinen Segen. Die ganze Nacht brachten sie bei den
heiligen Bekenncrn im Gefängnisse unter Gebeth und Lobpreisungen
Gottes zu, und begaben sich erst bei anbrechender Morgendämmerung
wieder nach Hause, nachdem sie sich durch den Bruderkuß von den
Gefangenen beurlaubt, und in das Gebeth des gottseligen Bischofs
empfohlen hatten.
Bald wurde Urban mit seinen Gefährten zum zweitcnmale vor
den Richterstuhl des Almachiuü geschleppt, der ihm mit eifriger Hitze
zuredete, den Göttern zu opfern, und in heftiger Erbitterung vor-
warf, daß er durch seine betrügerische Lehre sehr Viele verführt und
zu Grunde gerichtet habe, indem ihm ihr bedaurungswürdiger Unter-
gang durch die Todesstrafe, die sie erlitten hatten, zugerechnet wer-
den müsse, und daß er insbesondere auch die Lacilia, ihren Gemahl
Valerian, und dessen Bruder in'S Verderben gestürzt, und sich in
ihren hinterlassenen Reichthümern einen großen Schatz zugeeignet
habe. Mit hoher Würde verantwortete sich Urban: „Die, von
denen du sprichst, sind nicht zu Grunde gegangen, sondern sie haben
das Himmelreich erlangt. Erkenne doch, Verblendeter! den ewigen
Schöpfer, dem zu Lieb Cacilia ihr Vermögen den Armen spendete,
und freudig in den Tod ging. Nur die gehen im Tode zu Grunde,
die ihres falschen Glaubens und ihrer bösen Werke wegen dem Schö-
pfer mißfallen."
Jetzt wandte sich Almachius zu den beiden Priestern, Johannes
und Mamilianus, und fragte sie: „Seyd ihr der gleichen Gesin-
nung?" Als sie es bejahten, gerieth er in Zorn, und ließ sie mit
Geißeln, an deren Ende bleierne Hügeln befestiget waren, sehr grau-
sam schlagen. Die heiligen Männer dankten Gott, daß er sie dieses
Leidens gcwürdiget hatte. Der Stadtvogt sprach wieder zu dem
heiligen Urban: „Wenn du alt bist, so sehnest du dich nach dem
Tode, durch ihn Ruhe erwartend. Diese jüngern Männer beneidest
du ihres Lebens, darum verführst du sie, damit sie es auch verlie:
ren, da du es deines Alters wegen ohnehin nicht langer behalten
kannst." Von diesem argen Vorwurfe rettete den heiligen Bischof
mit eifriger Liebe der Priester Johannes, indem er zum Stadtvogte
sprach: „Du redest offenbare Unwahrheit. Schon in seiner Jugend
fand unser Vater Urban sein wahres Leben in Jesus Christus. Für
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen