Seite - 316 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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316 Die heilige Agatha, Jungfrau und Martyrin.
erwünschter Gegenstand der Befriedigung seincr unlauter« Lust. Sie
war eine Christin, und dieß war dem argen Manne cin willkomme-
ner Anlaß, sie in seine Gewalt zu bekommen, und mit Zwang zu
einer Verbindung zu nöthigen, wenn sie sich zu derselben allenfalls
nicht freiwillig verstehen wollte.
Getrieben von diesen stürmischen Leidenschaften, ordnete Quin-
tianus die Diener seiner Ungerechtigkeit ab, ließ die heilige Agatha
ergreifen, und in das Haus einer Weibsperson, Aphrodisia füln'en,
welche mit ihren fünf Töchtern, das entehrende Gewerbe geiler Wol:
lust trieb. Hier sollte der Sinn der reinen Jungfrau, durch die
schamlosesten Dinge, die sie täglich zu hören und zu sehen gezwun-
gen war, geändert, ihr Schamgefühl erstickt, und die Neigung zu
ausschweifender Fleischeslust geweckt werden. Durch dreißig ganze
Tage hatte die heilige Jungfrau den heißen Kampf gegen diese
wahrhaft teuflische Verführung zu bestehen; denn so lange wurde sie
in diesem Orte harter Prüfung mit Zwang zurückgehalten. Gott,
zu dem sie Tag und Nacht um Stärke sichte, gab ihr den Muth
unerschütterlicher Standhaftigkeit, und alle Künste der arglistigsten
Verführung wurden vereitelt. Darüber ward der Statthalter sehr
erbittert. Er ließ die christliche Jungfrau in sein Verhörzimmer ru-
fen, und fragte sie um ihre Herkunft. Sie antwortete ihm: „Ich
bin nicht bloß freigeboren, sondern stamme von einer sehr vorneh-
men Familie ab, wofür meine ganze Verwandtschaft zeuget."
Darauf erwiederte Quintianus: „Wenn du freigeboren, und von
vornehmer Herkunft bist, warum zeigest du dich in deinem Auszuge
und in deinem Betragen als eine niedrige Sklavin?" Agatha er-
wiederte: „Weil ich eine Magd Christi bin." „Wenn du freigebo-
ren und vornehm bist, wie kannst du dich eine Magd nennen?"
sagte der Statthalter, und Agatha versetzte: „Die höchste Freiheit
ist die, die sich im Dienste Christi zeiget."
Am folgenden Tage ließ der Statthalter sie wieder vor sich
rufen, und sprach zu ihr: „Was hast du zu deinem Heile beschlos-
sen?" „Mein Heil ist Christus!" antwortete sie. Darauf sagte
Quintianus: „Wie lange willst du, Unglückliche! auf deinem thörich-
ten Sinne beharren? Verläugne Christum, ehre die Götter, bedenke
deine Jugend, damit du nicht durch einen grausamen Tod zu Grunde
gehest!" Agatha erwiederte: „Verläugne du deine Götter, die wei-
ter nichts als Holz und Steine sind, und bethe an den wahren
Gott, deinen Schöpfer, dem du dein Daseyn verdankest. Wenn du
diesen verachtest, so werden die schwersten Strafen und ewiges Feuer
dein Loos seyn." Quintianus war über diese Rede sehr erbittert.
In der Hitze seines Zorns ließ er die standhafte Bekennerin auf die
Folterbank legen, und sie da durch gewaltsames
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen