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322 Die Heiligen, Lucian und Marcian, Märtyrer.
die Gnade Christi aus einem Verfolger der Kirche Jesu ein ausge-
zeichneter Lehrer derselben geworden ist."
Der Statthalter redete nun den beiden christlichen Bekennern
sehr nachdrücklich zu, daß sie zum Götzendienste wieder zurücktreten;
dadurch würden sie nicht allein das Leben retten, sondern sich aus:
gezeichneter Gnadcnbczeugungen der mächtigen Kaiser theilhaftig ma-
chen. Zureden und Verheißungen blieben fruchtlos. Lucian sprach:
„Du redest wie ein Thor. Wir sind nicht im Stande, Gott ge-
bührend zu danken, daß Er uns aus der Finsterniß m,d aus den
Todesschattcn zum Ruhme seiner Erkenntnis, geführt hat." Sabinus
versuchte noch durch Spöttereien sie zur Vcrlaugnung zu bewegen.
„ Ihr habt," sprach er, „an eucrm Christus einen herrlichen Be-
schützer, der euch in meine Hände gerathen ließ! Warum kommt Er
jetzt euch nicht zu Hilfe, damit ihr dem Tode entkommet? Ihr habt
ja vorher euern Mitbürgern viel Gutes gethan!" Hierauf antwortete
Marcian: „Der Ruhm der Christen besteht darin, daß sie das irdische
Leben, welches in deinen Augen so wichtig ist, dahingehen, und ein
wahres und ewiges erlangen, wenn"sie in der Treue bis ans Ende
verharren. O! wie sehr wünschen wir, daß auch du, durch die
Gnade Jesu Christi erleuchtet, einsehen möchtest, wie herrlich und
mächtig Er sey, und wie große Dinge Er an denen thue, die an
Ihn glauben."
Der Statthalter fuhr fort, zu spotten, und sagte: „Ja, wirk-
lich zeigt es sich, was Er an euch thue, da Er euch in meine Hände
fallen ließ!" Mit hoher Würde sprach darauf Lucian: „Wir haben
es dir schon gesagt, welches der Ruhm und die Ehre des Christen
sey. Zugleich ist es aber auch die sichere Verheißung des Herrn,
daß derjenige, welcher getreu im Kampfe gegen alle Versuchungen
ausharret, und Drohrngen und alles Irdische mit Muth verachtet,
ein ewiges Leben statt dieses vergänglichen erhalten werde." Auf
die Drohung des Statthalters, daß er sie durch ausgesuchte Martern
zur Vcrläugnung zwingen werde, versetzte Marcian: „Wir sind be-
reit, eher alle Martern zu dulden, welche du bestimmen wirst, als
durch Verlaugnung des wahren, lebendigen Gottes uns selbst in die
äußerste Finsterniß und in jenes unauslöschliche Feuer zu stürzen,
welches Er dem Teufel und seinen Dienern bereitet hat."
Als Sabinus sah, daß die Standhaftigkeit der Bekenner auf
keine Weise erschüttert werden könne, sprach er endlich folgendes
Todcsurtheil aus: „Da Lucian und Marcian, ungeachtet des nach-
drücklichsten Zuredens, daß sie die Befehle unserer mächtigen Kaiser
befolgen, und den Göttern opfern sollen, in ihrer Widersetzlichkeit
und im Bekenntnisse der eitlen Lehre der Christen verharren, so be-
fehle ich, daß sie verbrannt werden sollen. Mit unbewegter Stand-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen