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250 Der heilige Dionysius, Bischof zu Alexandrien.
schof viel zu leiden. Tief war sein Herz bekümmert der harten
Verfolgung wegen, die seine geliebte Heerde erdulden mußte. Rathen,
Trösten, Ermähnen, Ausmuntern und Bethen war das Geschäft,
welchem er nicht blos jede Stunde des Tages, sondern fast immer
auch den größten Theil der Nacht widmete. Dabei war sein eigenes
Leben in jedem Augenblicke in Gefahr. Sein Glaube, seine Liebe,
und seine Zuversicht gaben ihm indessen Muth genug, in dieser bittern
Trübsal mit standhafter Geduld auszuharren, und seinen Gläubigen
vorzuleuchten. Kaum war dieser tobende Aufruhr gestillt, kaum
hatte die Kirche zu Alerandrien Ruhe erhalten, als schon wieder
ein schweres Ungewitter harter Verfolgung über sie hereinbrach,
nämlich die Verfolgung, welche der Kaiser Dezius in seinem ganzen
Reiche gegen die Bekenner Jesu Christi angeordnet hatte.
Sobald das Werfolgungscdikt des Dezius in Alerandrien kund
gemacht worden war, sandte der römische Statthalter Sabinus einen
heimlichen Kundschafter, ihn aufzusuchen. Dionysius erwartete dieses,
und blieb in seinem Hause. Der Kundschafter, welcher meinte, daß
der Bischof sich werde entfernt und verborgen haben, suchte ihn
überall auf Landstrassen, an Strömen und in Maierhöfen, nur nicht
in seiner Wohnung. Erst nach dem vierten Tage verließ Dionysius
die Stadt. Er betheuerte hoch, daß er nicht aus Furcht und nicht
aus eigenem Entschlüsse, sondern auf ausdrücklichen Befehl Gottes
die Flucht ergriffen, und daß Gott ihm selbst auf wunderbare Weise
einen Weg, sicher zu entkommen, geöffnet habe. Mit ihm verließen
viele Glaubige die Stadt. Gegen Sonnenuntergang wurden sie aber
von Soldaten ertappt, und nach Toposiris (heut zu Tage Abusir)
geführt. Gottes Vorsehung hatte es gefügt, daß Timotycus eben
abwesend gewesen war, als Dionysius Alerandrien verlassen hatte.
Da er nun heim kam, und das Haus leer von seinen Einwohnern,
dagegen von einer Wache besetzt fand, lief er in großem Schrecken
aus der Stadt, und begegnete einem ihm bekannten Landmanne,
dem er, was vorgegangen sey, erzählte. Dieser Landmann ging zu
einem Hochzeitschmauße, und erzählte den übrigen Gästen, was er
so eben vernommen hatte. Diese Leute waren Christen, und hingen
mit großer Liebe an ihrem heiligen Bischöfe. Der große Eifer, in
den sie über die Nachricht, daß er in den Händen der Verfolger sey,
geriethcn, ließ sie nicht bedenken, daß sich Christen der Obrigkeit, wofern
sie nichts Unerlaubtes zu thun, oder Pflichten zu vernachlässigen be-
fiehlt, nicht widersetzen dürfen. Sie machten sich aus von dem Gast-
mahle, liefen, so eilig sie konnten, nach Toposiris, wo sie in der
Nacht ankamen. Da machten sie ein großes Geschrei, worauf die
Soldaten die Flucht ergriffen, und die Gefangenen zurückließen.
Dionnsnis hielt die auf diese Weise angekommenen Landleute anfangs
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen