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Am 3. Oktober. 351
für Räuber. Er reichte ihnen die neben sich liegenden Kleider hin,
so daß er nur ein leinenes Unterkleid, welches er noch am Leibe hatte,
für sich behielt. Als sie ihn aber aufstehen, und schnell mit ihnen,
wegeilen hießen, verstand er erst, warum sie gekommen waren. Er
bat und ftehte, daß sie ihn zurücklassen und ihres Weges gehen soll-
ten. Allein sie gaben ihm kein Gehör, sondern zwangen ihn aufzu-
stehen. Es half nichts, daß er sich auf den Boden warf. Sie
ergriffen ihn bei den Händen und Füßen, trugen ihn aus dem Städt-
chen hinaus, setzten ihn auf einen ungesattelten Esel, und eilten mit
ihm davon. Seine Gefährten Cajus, Faustus, Petrus und Paulus,
die dieses nachher einstimmig bezeugten, folgten ihm. Er wurde nach
Lybien gebracht, wo er bis zum Tode des Dezius in einem öden
und abgelegenen Orte, mit Cajus und Petrus geblieben ist.
Nur mit seinem Leibe war der eifrige Bischof abwesend, nicht
aber mit seinem Geiste, nicht mit seiner Liebe und mit der zärtlichsten
Watcrsorge von seiner bedrängten alcxandrinischen Kirche. Was er
in seiner Abwesenheit nicht thun wollte, das ersetzte er durch schrift-
liche Belehrungen, Ermahnungen und Tröstungen, die er den Priestern
sowohl, als den Gläubigen seiner Kirche ertheilte. Tag und Nacht
sichte er zu Gott für das Wohl der Kirche Jesu, und selbst in sei-
nem elenden Aufenthaltsorte unterließ er die andächtige Feier der
heiligen Geheimnisse und der christlichen Festtage nicht. Nach dem
des Dezius, im Jahre 251, erhielt die Kirche auf kurze Zeit
e, und Gott preisend kehrte Dionysius nach Alerandrien wieder
Unbeschreiblich war die Freude, mit welcher die Gläubigen
ihren verehrten Bischof, den sie als ihren gemeinschaftlichen Vater
verehrten, aufnahmen.
Während der grausamen Verfolgung des Dezius waren viele
Christen schwach genug, den christlichen Glauben zu verlassen, und
entweder den Göttern wirklich zu opfern, oder sich von heidnischen
Obrigkeiten falsche Zeugnisse zu erkaufen, als hätten sie geopfert.
Mehrere derselben bereuten bald nachher ihren unseligen Abfall, und
seufzten nach der Wiederaufnahme in die wahre Kirche. Einige von
den Gläubigen hielten dafür, daß man sie den Reumüthigen gestatten
solle, andere aber waren der entgegengesetzten Meinung. Auf diese
Weise entstand eine traurige Entzweiung in der alerandrinischen Kir-
che, und selbst unter den Priestern derselben, als Dionysius zu
derselben zurückkam. Er wendete alles an, die Eintracht wieder
herzustellen, und Gott segnete seine Bemühung. Die entzweiten
Partheien hatten so viel Liebe und so großes Vertrauen zu ihrem
heiligen Bischöfe, daß sie sich mit der Entscheidung, die er in dieser
Sache machte, beruhigten. Die Gefallenen, welche ihren Fall be?
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen