Seite - 356 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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356 Der heilige Fructuosus, Bischof und Märtyrer :c.
rius mit den Worte»: «Achte nicht auf daß, was Fructuosus sagt."
Der Diakon antwortete: „Ich verehre den allmächtigen Gott." „Er:
zeigest auch du dem Fructuosus göttliche Verehrung?" sprach der
Statthalter zum Eulogius! „Nein/' erwiederte dieser, „sondern ich
verehre auch den, den auch Fructuosus verehrt." Jetzt fragte der
Statthalter den Fructuosus: „Bist du Bischof?" „Ich bin's,"
antwortete dieser. „Du bist es gewesen'/- erwiederte der Statthalter;
und sprach über alle drei das Urtheil, daß sie lebendig verbrannt
werden sollen.
Als Fructuosus mit seinen Diakonen zum Tode geführt wurde,
bezeigte das Volk großes Bedauern; denn er genoß die allgemeine
Liebe, selbst auch von den Heiden. Bei den Glaubigen wurde je-
doch der Schmerz durch die freudige Theilnahme an seinem Heile
besiegt. Viele der Gläubigen eilten hinzu. Einige boten den edlen
Bekennern ein angenehmes Getränk zur Erquickung an; denn sie
waren nüchtern, weil es Freitag war. Fruktuosus weigerte sich, es
anzunehmen, indem er sprach: „Es ist noch nicht Zeit, das Fasten
zu brechen." Es war erst zehn Uhr Vormittags. Auch am Mitt-
woche hatten sie im Gefängnisse das Fasten streng beobachtet, welches
in jenen Zeiten auch an diesem Tage bis drei Uhr Nachmittags ge-
halten wurde. Mit froher Zuversicht, bald in die Gesellschaft der
Patriarchen und Propheten zu kommen, ging Fructuosus dem Richt-
platze zu, und als er daselbst angekommen war, näherte sich ihm
der Kirchcnleser, Augustalis, und bat ihn unter Thränen um Er-
laubniß, ihm die Schuhe abzulösen. „Laß es seyn, mein Sohn!"
sagte der Bischof, „ich werde sie selbst ausziehen." Nachdem er es
mit heiterm Muthe gethan hatte, trat ein Gläubiger, Felix, zu ihm
hin, daß er seiner eingedenk seyn wolle. Mit lauter Stimme, die
von Allen gehört wurde, antwortete der Bischof: „Ich muß der
ganzen katholischen Kirche gedenken, die vom Aufgange bis zum Nie-
dergange verbreitet ist." Als er schon nahe bei dem Scheiterhaufen
war, wandte er sich nochmals an die Gläubigen, und tröstete sie
mit den Worten: „Es wird euch nicht an einem andern Hirten feh-
len. Gottes Liebe wird nach seiner gnädigen Verheißung bei euch
seyn, jetzt und in Ewigkeit. Was ihr mich leiden sehet, ist nach
einer Stunde vorüber."
Die heiligen Märtyrer bestiegen muthig den Scheiterhaufen, und
wurden an die Pfähle angebunden. Das Holz wurde angezündet.
Die Flamme verzehrte die Bande, mit welchen die heiligen Märtyrer
an die Pfähle festgebunden waren, und diese fielen mitten im Feuer
auf die Kniee, bis sie endlich bethend ihren Geist aufgaben.
Zwei Christen von dem Hausgesinde des Statthalters Aemilian,
Babylon und Mygdanius, sahen in einem Gesichte den
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen