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360 Die Heiligen, Montanus und Lucius,
sie da den heiligen Glauben. Die Frau des Flavian ließ sich von
falscher Liebe verleiten, zu dem Richter hinzutreten, und zu bezeugen,
daß ihr Mann nicht Diakon sey. Weil nach der Verordnung des
Kaisers nur die Bischöfe, Priester und Diakonen, wenn sie nicht vcr-
läugncn wollten, sogleich mit dem Tode bestraft werden sollten, so
wollte sie ihn durch das falsche Zeugniß beim Leben erhalten. Es
half nichts, daß Flavianus diesem falschen Zeugnisse widersprach.
Er wurde in das Gefängniß wieder zurückgeführt. Ueber den Mon-
tanus, den Iulianus, und den Viktorikus wurde das Todesurtheil
gesprochen.
Den Flavianus schmerzte es tief, daß er von seinen Mitgenos-
scn getrennt wurde, in dem Augenblicke, wo ihnen die Marterkronc
so nahe war. Doch ergab er sich mit Demuth in den Willen Got-
tes, dem er durch diese Ergebung eben so wohlgefällig wurde, als
durch den Martertod selbst, der ihm noch weiter hinausgerückt
wurde.
Die Andern wurden zum Tode geführt. Viele Gläubige be:
gleiteten sie, und auch eine große Menge Heiden lief herbei. Mit
freudigem Angesichte gingen die Zeugen Christi einher, und ermunter-
ten die Gläubigen durch ihren frohen Muth nicht weniger, als durch
den gottseligen Zuspruch, den sie ihnen ertheilten. Lucius, ein Mann
von zarter Lcibesbcschaffenheit, der in hohem Grade bescheiden war,
der durch die langen Leiden im Kerker kraftlos am Leibe geworden,
und besorgt war, daß er auf dem langen Gange zum Richtplatze
vielleicht erliegen möchte, ehe er sein Blut im Martertodc hingebe,
ging mit wenigen Begleitern voraus, um sich dem Gedränge zu ent-
ziehen. Seiner Schwachheit ungeachtet ertheilte er diesen Belehrung,
und Ermunterung, und als sie zu ihm sprachen: „Sey unser einge-
denk?" erwiederte er in Demuth: „Und ihr Meiner!" Iulianus,
und Viktorikus ermähnten die Gläubigen sehr nachdrücklich zur Ein-
tracht , und empfahlen chncn die Geistlichen, besonders diejenigen,
welche Hunger und Durst im Kerker mit ihnen erlitten hatten.
Frohlockend kamen sie endlich auf dem Richtplatze an.
Montanus, ein Mann von vieler Leibeskraft und von starkem
Geiste, hatte sich immer durch unerschrockene Freimüthigkeit im Be-
kenntnisse, und in Vertheidigung des Christenthums, sowie durch hohe
Freudigkeit ausgezeichnet. Im Anblicke des nahen Martertodes wurde
sein Muth noch mehr erhöht. Mit lauter Stimme rief er aus:
„Wer den Götzen opfert, und nicht den Herrn allein verehrt, wird
vertilget werden." Diesen Ausruf wiederholte er mehrmal. Mit
großem Eifer stellte er den Ungläubigen ihr Unrecht vor, daß sie
mit Verachtung des einzig wahren Gottes, Bilder verehrten, die von
Menschenhänden gemacht sind. Sehr scharf ahndete er den Hoch-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen