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Am 26. Februar. 36 l
muth der Irrgläubigen und Ketzer, und ermähnte sie, daß sie die
wahre Kirche auch wegen der Menge ihrer Märtyrer anerkennen, und
zu ihr zurückkehren sollten. Die Gefallenen warnte er vor dem zu
übereilten Verlangen, in die Kirchengemeinschaft wieder aufgenom-
men zu werden, bevor sie die Buße vollendet hätten. Den Nicht:
gefallenen empfahl er Wachsamkeit und Standhaftigkeit. Er sprach
zu ihnen: „Brüder! stehet fest, und kämpfet tapfer. Lasset euch
nicht durch die Schwachheit der Muthlosen zum Falle reizen, son-
dern kräftiget euch durch das Beispiel so vieler Blutzeugen, die
muthig den Kampf bestehen." Die Jungfrauen ermähnte er zur
Bewahrung ihrer Reinigkeit, — die Gläubigen alle zur Verehrung
ihrer geistlichen Vorsteher, und diese zur vollkommenen Eintracht,
und zum cinmüthigen Bestreben für das Heil des Volkes. Der
Scharfrichter erhob schon das Schwert, als Montan die Hände gen
Himmel ausstreckte, und mit lauter Stimme bethete, daß Flavian
nach drei Tagen im Martertode ihm folgen möchte. Gleich darauf
riß er das Tuch, mit dem man ihm die Augen verbunden hatte, in
Zwei Stücke, und übergab das Eine einem der Nahestehenden mit
dem Auftrage, daß man es für den Flavian aufbewahren solle, und
bat auch, daß man für eben diesen an dem Orte, wo sie begraben
würden, einen Platz offen lasse, damit ihre Leichen nicht getrennt
würden. Flavianus verweilte indessen im Gefängnisse mit Geduld,
und mit der freudigen Zuversicht, daß er der Marterkrone auch bald
gewürdigct werde. Ihm zur Seite war seine Mutter, heldcnmüthig
und gottselig, wie die Mutter der machabäischen Brüder. Mitten
in der Freude über das standhafte Bekenntniß des Sohnes gerieth
sie bisweilen in Kummer, aber nur deßwegen, weil seine Vollendung
durch den Marttrtod noch verzögert wurde. Flavianus tröstete sie,
indem er sagte: „Liebste Mutter! du weißt ja, daß ich oft gewünscht
habe im Bekenntnisse Jesu Christi viel zu leiden, oft vor Gericht zu
erscheinen, und dann wieder in den Kerker zurückgeführt zu werden.
Jetzt geschieht, was ich verlangt habe, und deßwegen haben wir
vielmehr Ursache uns zu freuen, als zu betrüben."
Als er in einer Nacht mit Sehnsucht an seine Vollendung
dachte, erschien ihm ein Mann, und sagte: „Warum bist du trau-
rig? Zweimal hast du bekannt, und nach dem dritten Bekenntnisse
wirst du Märtyrer werden durch das Schwert." Am dritten Tage
nach dem Tode des Montanus wurde er aus dem Gefängnisse ge-
führt, um vor den Richterstuhl gebracht zu werden. Gläubige und
Ungläubige drängten sich herzu, und alle bewunderten seinen freudi-
gen Muth, mit dem er einherging. Jetzt wurde er dem Richter
vorgestellt, der ihn der Lüge beschuldigte, da er sich als Diakon an-
gegeben habe, der er doch nicht sey. Bescheiden, aber mit Würde,
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen