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Am l5. Juni. 409
„Wenn ich mit euch lebe, so bin ich todt; wenn ich aber sterbe,
so lebe ich!" »Gib mir doch Gehör, und opfere, damit ich nicht,
wie ich es dir androhte, dich todten lassen müsse," sagte Maximus;
und Julius antwortete: »Darum habe ich oft gebeten, daß ich des
Martertodes gewürdiget werde." „Du willst also lieber sterben, als
leben?" fragte Maximus. „Ich will sterben für den Augenblick,
damit ich lebe ewig," versetzte Julius. Endlich sprach Maximus das
Urtheil, daß der standhafte Bekenner enthauptet werden solle.
Als Julius auf dem Richtplatze war, da küßten ihn Alle. „Ein
jeder sehe zu, wie er mich küsse!" sagte er, anzuzeigen, daß der Tod
jede Verbindung trennt, die nicht auf heilige Liebe gegründet ist.
Hesychius, ein christlicher Soldat, welcher schon bewachet ward, und
wahrscheinlich aus Achtung für Julius, Erlaubniß erhalten hatte, hin-
zutreten, sprach zu ihm: „Ich beschwöre dich, Julius! vollende mit
Freude deinen Vorsatz, und empfange die Krone, die der Herr denen
verheißen hat, die ihn bekennen, und sey Meiner eingedenk, denn ich
folge dir bald. Grüße von mir den Pasikrates und den Walentio,
diese Knechte Gottes, die durch ein rühmliches Bekenntniß uns vor-
angegangen sind zum Herrn." Julius küßte den Hesychius, und
sagte: „Bruder! komm bald nach! Die, welche du mich grüßen
heißest, haben deinen Auftrag schon gehört." Darauf nahm er das
Tuch, verband sich die Augen, streckte dem Scharfrichter den Hals
hin, und rief: „Herr Jesu Christe, für dessen Namen ich dieses leide,
würdige dich, meinen Geist deinen Heiligen zuzugesellen!" Als er
diese Worte gesprochen hatte, ward er durch den Streich des Scharf-
richters vollendet.
Der beste Christ ist immer auch der beste Kriegsmann. Nur
christliche Rcchtschaffenhcit, christliche Treue und christlicher
machen einen braven Soldaten.
und
(Am 15. Juni.)
Der heilige Vitus war, wie es wahrscheinlich ist,
in Sicilicn geboren. Seine Aeltern waren Heiden von vornehmem
Stande. Die göttliche Vorsehung fügte es, daß die Pflege und Er-
ziehung des Knaben zwei christlichen Personen, dem Modestus und
der Crescentia anvertraut wurde, welche ihn in seiner Kindheit zur
Erkenntniß des einzig wahren Gottes, und zum Glauben an die
Lehre des Christenthums leiteten. Obschon erst zwölf Jahre alt, wa>-
Vitus ein vollkommener Christ; ausgezeichnet durch wahre Weisheit
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen