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Am 17. Juni. 411
die Gerechtigkeit unter der Fahne des Gekreuzigten. Darüber wur-
den sie von dem Statthalter Marimus zur Verantwortung gezogen.
Herrlich war das Zeugniß, welches sie für Jesus Christus vor dem-
selben ablegten, und endlich mit ihrem Blute besiegelten. Der
Statthalter redete sie an: „Marcian und Nikander! Ihr wisset die
Verordnungen der Kaiser, welche euch befehlen, den Göttern zu
opfern. Wohlan, so kommet her und befolget diese Verordnungen!"
Darauf erwiederte Nikander: „Diese Verordnungen mögen die befol-
gen, welche Götzendiener sind. Wir sind. Christen, und können deß-
wegen derlei Befehlen nicht Folge leisten." Auch Daria, die Ge-
mahlin des Nikander war zugegen. Sie bekräftigte ihren Mann
in seinem Bekenntnisse mit den Worten: «Mein Herr! Thue ja
doch nicht, was der Statthalter verlangt! verläugne ja nicht unsern
Herrn Jesum Christum! Siehe den Himmel an, dort wirst du den
selbst sehen, dem du Treue und Glauben hältst. Er ist dein Hel-
fer." Maximus sprach zu Daria: „Böses Weib! Warum willst
du, daß dein Mann sterbe?" Sie erwiederte: „Damit er bei Gott
lebe, und nimmermehr sterbe!" Maximus sagte: „Nicht deßwegen,
sondern weil du dich nach einem rüstigeren Manne sehnest, versäumst
du nichts, diesen je eher, desto lieber um sein Leben zu bringen."
„Glaubst du, daß mir so etwas in den Sinn komme," versetzte sie,
„so todte mich zuerst, meines christlichen Bekenntnisses wegen, wenn
du anders einen Befehl hast, dieses auch an den Weibern zu thun."
Hierauf erklärte Maximus: „ In Betreff der Weiber habe ich keinen
Befehl, und ich werde auch nicht thun, was du verlangest; aber doch
sollst du im Gefängnisse sitzen."
Sie wurde sogleich in's Gefängniß abgeführt. Der Statthal-
ter wandte sich jetzt wieder an Nikander, und sprach: „Achte nicht
auf die Worte deines Weibes, und gib derlei Zureden kein Gehör,
wenn du nicht unverzüglich dein Leben verlieren willst. Wenn du
es verlangst, so gebe ich dir Bedenkzeit, in der du überlegen kannst,
ob für dich leben oder sterben besser sey." Nikander wies diesen
Antrag des Statthalters zurück -mit den Worten: „Halte die Be-
denkzeit, die du mir geben willst, für schon verflossen! Glaube, daß
ich schon überlegt habe, und nichts anderes verlangen werde, als
meine Rettung." Der Richter rief laut aus: „Den Göttern sey
Dank!" und Nikander sprach zugleich mit ihm: „Gott sey Dank!"
Der Richter nämlich meinte, Nikandcr habe von diesem Leben, und
von der Rettung desselben gesprochen, weßwegen er nun den Göt-
tern opfern werde. Darüber frohlockte er. Hocherfreut ging er
mit seinem Rathe Leukon auf dcn heiligen Bekenner zu. Dieser
aber, vom Geiste Gottes erfüllet, fing an, Gott zu preisen, und mit
lauter Stimme zu bitten, daß er ihn vor dem Verderben und vor
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen